Flammen Der Nacht -4-
Douglas’ Haus. Ein Blick reichte, und
Firebird war restlos bedient. »Das ist das Quackenbush-Haus? «, muffelte sie. »Sieht mir eher so aus, als würde da drinnen die Addams Family hausen.«
Das Haus war im viktorianischen Stil erbaut, hoch und schmal, mit Erkern, Türmchen und bizarren Verstrebungen, ein auf dem kuppelförmigen Eingangsportal angebrachter Wetterhahn drehte sich quietschend in der Meeresbrise. Dass das Haus einen Anstrich hätte vertragen können, wäre eine milde Untertreibung gewesen. An manchen Stellen hatte die salzhaltige Luft den Verputz bis auf den letzten Krümel Farbe abgenagt. Die Stufen, die zu einer umlaufenden Veranda führten, waren neu. Zwischen Verandabrüstung und Haustür schwang ein Seil, vermutlich eine provisorische Absperrung.
Douglas war bestimmt nicht der Typ Stubenhocker. Trotzdem fragte sie sich, was ihn dazu bewogen haben mochte, diesen alten Kasten zu kaufen.
Sie bog in die Auffahrt neben dem Haus ein. Dort stand eine Einzelgarage, das Tor offen, drinnen ein BMW X5. Douglas’ Traumauto. Das konnte kein Zufall sein.
Sie parkte in der gekiesten Auffahrt und stieg aus. Auf dem Weg zur Treppe schmerzte der kalte, salzige Wind auf ihrer zarten Wangenhaut, tief unter ihr, am Fuß der Klippen, brandeten die Wellen gurgelnd gegen die Felsen. Sie trat vorsichtig über die wackligen Holzbretter auf der Veranda und zur Tür. Sie klingelte und klopfte, aber niemand reagierte.
Hatte Gloria vorhin nicht erwähnt, dass er im Einsatz war?
Firebird hatte keine Lust, später noch einmal wiederzukommen. Mit ziemlicher Sicherheit wäre sie dann mit den Nerven am Ende und würde sich nicht mehr aufraffen können.
Sie drückte die Klinke. Die Tür war zwar verschlossen, der Schließmechanismus knarrte jedoch, als würde er jeden Moment auseinanderbrechen.
Sollte sie versuchen, ins Haus zu kommen? Oder doch lieber kneifen?
Sie popelte mit ihrer Kreditkarte an dem Türschlitz herum und war ruckzuck im Haus. Sie schloss die Tür und entspannte sich, froh, wieder im Warmen zu sein.
Links vom Flur zweigte ein geräumiges, total verwohntes Arbeitszimmer ab. Nach rechts ein ähnlich schäbiger großer Salon. Vor Firebird führten die morschen, wackligen Reste eines kunstvoll geschnitzten Treppenaufgangs schwungvoll in den ersten Stock. Während sie behutsam durch das Haus glitt, sah sie nichts als die traurige Vergänglichkeit einer ehemals glanzvollen Villa – bis sie in die Küche kam.
Die Küche war komplett renoviert, mit dunklem Granitboden, kirschroten Einbauschränken, einer schwarz geschieferten Arbeitsfläche, die Wände in einem zarthellen Pfirsichton gestrichen. Der lange Esstisch sah antik aus, davor standen eine Eichenbank und am Kopfende ein einzelner Sessel.
Die Farbwahl war außergewöhnlich. Trotzdem mutete der Raum warm und einladend an.
Abwesend warf sie ihren Mantel über den Sessel, schlenderte zum Fenster und blickte hinaus. – Da
wurde ihr klar, warum Douglas dieses Haus gekauft hatte.
Hinter dem Haus war ein Garten mit Pflanzen, die dem rauen Klima trotzten. Etwa fünfzig Meter hinter dem Grundstück ragte der Saum der Klippen auf, davor eine Reihe Felsblöcke, die offenbar Idioten davor schützen sollten, mit ihrem fahrbaren Untersatz mit Karacho in den Ozean zu donnern.
Tief unten wogte und kräuselte sich das tiefgrüne Meer. Seegrasbüschel trieben in dem steten Auf und Ab der Wellen. Seelöwen wälzten sich auf den warmen, flachen Steinen, Möwen kreisten an einem strahlend blauen Himmel. Weit draußen auf See brachen sich weiße Gischtkronen an gigantisch aufragenden Felsnadeln. Und noch weiter draußen … Firebirds Blick verlor sich in der Unendlichkeit des Horizonts.
Auf den ersten Blick als feudales Anwesen geplant, verdankte das Haus seine Existenz eigentlich der Wildheit und rauschhaften Schönheit der Natur.
Das Haus war genau wie Douglas.
Denk dran, denk immer daran, Firebird!
Sie warf ihren Kaugummi in einen Abfallbehälter aus gebürstetem Edelstahl, schlenderte noch ein wenig im Parterre umher, bevor sie die knarzende Treppe hochstieg. Die Farbe war von dem alten Holz abgeblättert, Stufen und Handlauf böse verschrammt. Auf der Empore schaute sie sich skeptisch um. Keine Frage, das Haus war staubig und ungepflegt. Der Glanz verblasst. Trotzdem empfand Firebird einen Augenblick lang die frühere Eleganz des Hauses – und was sich alles daraus machen ließe.
Andererseits – Gloria hatte Recht. Wie schaffte es Douglas, von dem
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