Flammen der Rache
sich freinahm, um an einem Fall zu arbeiten. Jake hätte darauf bestanden, dass er sich mit der örtlichen Polizei in Verbindung setzte, bevor er irgendetwas unternahm, aber Petrie wollte in alle Richtungen beweglich bleiben.
Mit ziemlicher Sicherheit würde er dafür später einen Rüffel kassieren. Es wäre nicht das erste Mal. Er war noch nie gut im Befolgen von Regeln gewesen. Da musste man nur seinen Vater fragen.
Es war ein sonniger Tag. Connor und Erin McCloud gingen ihren Jobs nach, und Margot, Davy McClouds Frau, hatte ihre beiden Sprösslinge ebenfalls im Haus ihrer Schwägerin geparkt. Die älteren Kinder würden um einen Ausflug zum Spielplatz betteln. Zumindest hoffte er das, nachdem er schon den halben Tag auf die Chance wartete, mit Rosa Ranieri zu sprechen. Die McClouds waren dicht zusammengerückt. Petrie konnte es ihnen nicht verdenken.
Nur Bruno Ranieri war wie vom Erdboden verschluckt. Dasselbe galt für Lily Parr. Und Leichenberge türmten sich auf. Genauer gesagt die Leichen von genetischen Verwandten. Petrie brauchte dringend ein paar Antworten, sonst würde er durchdrehen. Dieser Fall war zu gespenstisch.
An der Haustür bewegte sich etwas. Er spähte durch das Fernglas. Als Erstes tauchte Rosa Ranieris breiter, von einem knallroten Wollmantel verhüllter Rücken auf. Sie zog einen Kinderwagen aus der Tür und stellte ihn auf die Veranda. Darin saß wahrscheinlich die jüngste Tochter von Davy McCloud. Zwei ältere Kinder folgten ihr nach draußen: ein etwa fünfjähriger blonder Junge und ein rothaariges Mädchen, das er auf vier schätzte.
Dann sah er die junge dunkelhaarige Frau. Sie trug eine schwarze Wolljacke und Stiefeletten, als sie mit einem Kleinkind auf dem Arm aus der Tür trat. Sie stellte die Kleine auf ihre wackligen Beinchen, um Rosa zu helfen, den Kinderwagen die Treppe hinunterzuheben.
Mit dem Feldstecher zoomte er ihr Gesicht heran. Sie hatte große, dunkle, weit auseinanderstehende Augen, hohe, prägnante Wangenknochen und lange dunkle, wallende Haare. Sie nahm das Kind wieder auf den Arm und küsste es lächelnd. Sie war bildschön. Wäre sie zwanzig Zentimeter größer gewesen, hätte sie als Topmodel arbeiten können. Aber mit ihren maximal eins sechzig war sie dafür zu klein.
Diese Elfe gehörte nicht zu den McCloud-Frauen. Die im Übrigen eine hübscher als die andere waren. Petrie hatte während der letzten zwei Tage alle vier beim Betreten und Verlassen des Hauses beobachtet und war schwer beeindruckt. Aber dieses Mädchen war zu jung.
Vier kleine Kinder: ein Neugeborenes, eins im Krabbelalter und zwei ältere, die Hummeln im Hintern hatten. Es waren zu viele, als dass eine alte Dame sie im Freien allein beaufsichtigen könnte. Petrie hatte Nichten und Neffen, darum kannte er sich aus. Vermutlich war das Mädchen eine Highschool-Schülerin, die Rosa gegen Bezahlung beim Babysitten half.
Und damit war er offiziell ein geifernder Perversling.
Verärgert über sich selbst stieg er aus dem Wagen. Er hielt auf die Gruppe zu und beobachtete, wie die zwei Frauen die Rasselbande über die Straße scheuchten. Sobald sie den Spielplatz erreichten, kickte der Junge einen Ball zwischen die Bäume und rannte ihm nach. Seine rothaarige Schwester oder Cousine folgte ihm, dann hetzte die hinreißende junge Frau hinterher und rief ihnen zu, nicht so wild zu sein.
Ohne Eile schlenderte Petrie in den Park. Die junge Frau bewegte sich so anmutig wie eine Gazelle. Ihre im Sonnenlicht glänzenden, von roten Strähnchen durchzogenen Haare wehten wie eine seidene Fahne hinter ihr her.
Hör auf, mit dem Schwanz zu denken!
Er nahm sich zusammen und steuerte auf die Parkbank zu, die Rosa Ranieri in Beschlag genommen hatte. Das Kleinkind saß auf ihrem Knie, während sie mit dem Fuß den Kinderwagen schaukelte.
»Entschuldigen Sie? Sind Sie Mrs Ranieri?«
Rosa schaute zu ihm rüber und kniff sofort argwöhnisch die Augen zusammen. Sie drückte das Kind schützend an ihren Busen, während sie mit der anderen Hand in die voluminöse Tasche fasste, die neben ihr auf der Bank lag. »Wer will das wissen?«
»Ich bin Detective Sam Petrie«, stellte er sich vor. »Vom Portland Police Bureau.«
Rosa riss die Augen auf, ein Effekt, der durch die dicken Brillengläser noch verstärkt wurde. »Sie sind dieser Mistkerl, der mir letzte Woche fast einen Herzinfarkt verursacht hat. Sie haben vielleicht Nerven, sich hier blicken zu lassen. Ich sollte Sie auf der Stelle erschießen!«
Er
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