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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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lausigen Becher Kaffee brachte. Sie trank, ohne die Frau anzusehen, die vermutlich mit einem Bombardement von Fragen rechnete.
    Aber Lily hatte schon entschieden, dass Fragen keinen Sinn machten. Entweder würden sie ihr sagen, was das alles zu bedeuten hatte, oder eben nicht. Je weniger Lärm sie veranstaltete, desto besser. Als der Becher leer war, legte sie ihn zu den Verpackungen auf das Tablett und verschränkte die Finger.
    Die Frau verlor die Geduld angesichts ihres Schweigens. »Komm mit.«
    Lily ließ diesen Befehl durch ihren Würde-Ruhe-Gleichmut-Algorithmus laufen, aber die Frau stieß ein verärgertes Schnauben aus, bevor das Ergebnis feststand. »Komm mit, andernfalls werde ich dich gewaltsam zwingen«, drohte sie. »Ich besitze in acht Kampfsportdisziplinen den schwarzen Gürtel.«
    »Verrat mir, wo wir hingehen.«
    Der Pferdeschwanz der Frau schaukelte, als sie den Kopf zurückwarf. »King möchte mit dir sprechen«, erklärte sie. »Und was King möchte, das bekommt er.« Ihre blauen Augen verdunkelten sich fast zu Schwarz, als sie seinen Namen aussprach.
    »King ist der Name des Kerls, der mir das alles antut?«
    »Komm mit und finde es selbst heraus. Solltest du nicht gehorchen, wirst du es trotzdem herausfinden, allerdings auf schmerzhaftere Weise. Ich spreche von ausgekugelten Gelenken, gerissenen Sehnen, gebrochenen Knochen, ausgeschlagenen Zähnen, einer zertrümmerten Nase und inneren Blutungen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Die Daten durchliefen den Algorithmus. Lily stand auf. Die Aussicht auf Informationen und das Vermeiden von Schmerz waren eine überzeugende Kombination. Der Holzboden fühlte sich kalt und glatt an unter ihren nackten Füßen. Komisch, wie klein und fügsam es einen machen konnte, barfuß zu sein. Vermutlich konnte sie von Glück reden, dass sie ihr überhaupt etwas zum Anziehen gelassen hatten.
    Lily versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre Knie puddingweich und ihre Eingeweide ein steinharter Klumpen der Angst waren. Das Essen in ihrem Magen drohte, ihr hochzukommen. Verdammt. Vor Stress zu kotzen war nicht würdevoll.
    Sie beschwor ihren verkrampften Magen, sich zu beruhigen, und konzentrierte sich auf die quietschenden Sportschuhe des Ninja-Biests mit dem Pferdeschwanz. Der Korridor war lang und kaum beleuchtet. Nur an den beiden Enden schimmerte schwaches Licht. Er sah aus wie ein Flur in einem uralten Mietshaus oder Hotel.
    Sie blieben stehen, dann stieß die Frau Lily durch eine Tür in einen großen Raum, der ebenfalls weiß und fensterlos war. Vor der hinteren Wand stand ein Schreibtisch und unter der entsetzlich grellen Lampe ein einzelner Stuhl. Es war ein Verhörzimmer.
    Es befanden sich zwei Männer darin. Bei dem jüngeren handelte es sich um den Kerl, der mitgeholfen hatte, sie aus Rosaline Creek zu entführen.
    Den anderen, älteren, hatte sie noch nie gesehen. Obwohl er saß, erkannte sie, dass er hochgewachsen und gut gebaut war. Sein perfekt frisiertes Haar war an den Schläfen leicht ergraut. Er besaß das attraktive Patrizieraussehen eines einflussreichen Politikers – besser gesagt, das eines alternden Schauspielers, der einflussreiche Politiker mimte. Echte Politiker hatten nicht die Zeit, derart viel Aufwand mit ihrem Körper zu betreiben. Dieser Mann hatte sich schon mehrere Male liften lassen. Seine Bräune war zu gleichmäßig, seine Kinnpartie zu straff. Als er lächelte, kamen tiefe, charmante Grübchen zum Vorschein. Seine Zähne waren unnatürlich weiß.
    »Ah, Lily. Schön, dass du endlich bei uns bist.« Sein Lächeln war jovial. »Bitte, setz dich.« Er zeigte auf den Stuhl in der Mitte des kahlen Raums, als wäre er ein freundlicher Gastgeber, der ihr einen gemütlichen Sofaplatz anbot. »Hobart, sind die Kameras bereit? Du siehst blass aus, meine Liebe. Melanie, bring Lily noch einen Kaffee.« Er taxierte Lily mit besorgt gerunzelter Stirn. »Dieses Mal mit zwei Zuckerstücken. Ich weiß, dass du sonst keinen Zucker nimmst, aber tu es mir zuliebe. Dein Blutzucker scheint ein wenig niedrig zu sein. Immerhin warst du fast drei Tage lang bewusstlos. Mein kleines Dornröschen.«
    Melanie drückte sie auf den Stuhl. »Ihnen zuliebe?«, echote Lily. »Treiben Sie keine beschissenen Spiele mit mir, Sie Psychopath – Aua!«
    Ihre Stimme wurde zu einem Wimmern, als die Frau namens Melanie ihr den Arm auf den Rücken drehte und ihn mit einem solch scharfen Ruck nach oben riss, dass jede Nervenfaser in ihrem Körper

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