Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
Vom Netzwerk:
Großmutter Pina aufnehmen können.
    »Mach schnell«, sagte Kev. »Wir dürfen nicht zu spät am Flughafen auftauchen. Wir könnten natürlich auch zuerst Rosa abholen und sie mit hierhernehmen, dann kannst du die Familienzusammenführung mit ihr zusammen genießen. Hättest du lieber Verstärkung?«
    Der Gedanke ließ ihn erschaudern. »Nein. Ihr macht euch keine Vorstellung davon, wie sehr diese beiden Frauen einander hassen. Was hat Rosa sich nur dabei gedacht, ausgerechnet jetzt nach Newark zu fliegen?«
    »Denken ist nicht der richtige Ausdruck für das, was sich im Kopf deiner Großtante abspielt«, bemerkte Kev. »Ich wünschte, jemand hätte sie davon abgehalten.«
    »Sie hat ein Taxi gerufen und sich einfach davongestohlen«, erinnerte Sean die beiden. »Dafür kann niemand etwas. Keiner ahnte, dass man sie mit Klebeband an einen Stuhl hätte fesseln sollen. Sveti sagte, sie sei völlig außer sich gewesen, nachdem Petrie ihr diese Fotos gezeigt hat, auf denen deine, äh …« Er zögerte feinfühlig. »Deine mutmaßlichen Geschwister zu sehen waren. Ich kann nachvollziehen, dass das ein Schock für sie war, nachdem sie, nun ja … aussehen wie du.«
    Bruno überlief ein Frösteln. »Ich werde jetzt mit Großmutter Pina reden und die Sache hinter mich bringen. Anschließend holen wir Rosa ab. Ihr zwei wartet hier draußen. Ihr würdet ihr Angst machen.«
    »Aber du nicht?«, fragte Kev trocken.
    Bruno warf einen Blick in den Rückspiegel, dann schaute er hastig weg. Kev hatte recht. Er sah absolut beschissen aus. Leichenblass, mit blutunterlaufenen Augen und einem Sechstagebart. Die Verzweiflung strömte ihm aus jeder Pore. Außerdem lag seine letzte Dusche bedenklich lange zurück.
    Er stapfte den Fußweg zum Haus hinauf. Lily war in großen Schwierigkeiten. Da musste die Körperhygiene eben warten. Trotzdem war es nicht vorteilhaft, sich mit der Optik eines Schurken Großmutter Pinas Eingangstür zu nähern. Sie war nicht der Typ, dem es auf die innere Schönheit ankam.
    Bruno klingelte. Ein hohles Ding-Dong ertönte. Mehrere Sekunden verstrichen, ehe die mit einer Kette gesicherte Tür ein paar Zentimeter weit aufglitt.
    Pina taxierte ihn durch den schmalen Schlitz. In ihrem Blick lag kein Wiedererkennen. »Was wollen Sie?«
    Bruno war klug genug, nicht zu lächeln.
    »Hallo, Großmutter Pina. Ich bin’s, Bruno.«
    Ihre Miene erstarrte, und ihre Augen weiteten sich für einen Moment, bevor sie sie wieder zusammenkniff. Sie reckte das Kinn vor. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Bruno tat das mit einem Schulterzucken ab. »Ich bin es aber. Wieso sollte sich ein anderer als mich ausgeben?«
Und damit freiwillig Anspruch auf Verwandtschaft mir dir erheben?
    Es verursachte ihm ein mulmiges Gefühl, ihr Gesicht zu sehen. Pina Ranieri war als junge Frau, als sie dem Werben von Rosas und Tonys ältestem Bruder Domenico nachgegeben und ihn geheiratet hatte, bildhübsch gewesen. Ihre Tochter hatte ihr optisch geähnelt, und jetzt erhaschte Bruno einen schaurigen Blick darauf, wie seine Mutter im Alter ausgesehen hätte, wenn sie früh im Leben die falsche Abzweigung genommen und sich anschließend auf nichts anderes mehr konzentriert hätte als darauf, wie ungerecht das Schicksal mit ihr umgesprungen war.
    Aber seine Mutter hatte ja nicht einmal die Chance gehabt, eine falsche Abzweigung zu nehmen. Dafür war das Schicksal in der Tat ungerecht mit ihr umgesprungen, und das auf die denkbar schlimmste Weise. Sie war mit zweiunddreißig Jahren gestorben. Zufälligerweise würde er mit seinem nächsten Geburtstag ebenfalls dieses Alter erreichen. Diese ironische Tatsache dämmerte ihm nun zum ersten Mal.
    Und das verdankte er allein Großmutter Pina. Bruno studierte ihr von Zorn und Enttäuschung gezeichnetes Gesicht, ihre gerunzelte Stirn, ihre gerümpfte Nase, ihre geschürzten Lippen. Sie sah seiner Mutter so ähnlich und dabei so grauenvoll unähnlich.
    »Du bist groß geworden«, bemerkte sie, noch immer misstrauisch.
    »Das ist der Lauf der Dinge. Ich war zwölf, als du mich zum letzten Mal gesehen hast. Bei Mamas Beerdigung.«
Wobei du mich überhaupt nicht oft gesehen hast – nach Möglichkeit gar nicht, wenn ich dich zuerst sah
.
    »Werde bloß nicht pampig«, warnte sie ihn, als hätte sie seine zynischen Gedanken gehört.
    Er verkniff sich eine schnoddrige Erwiderung. »Kann ich reinkommen?«
    »Was willst du?«, wiederholte sie.
    Bruno biss sich auf die Unterlippe und versuchte es noch einmal. »Könnte ich

Weitere Kostenlose Bücher