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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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aufdrückte. Sie fiel praktisch ins Zimmer.
    Bruno lag auf dem Boden, seine Hände und Füße aneinandergefesselt, seine Augen offen, aber seltsam leer, als würde er sie nicht erkennen. Sein Gesicht war leichenblass. Seine Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt, seine Nasenlöcher blutverkrustet. Unter seinen tief eingesunkenen Augen lagen dunkle Schatten.
    Aber er war es, und er lebte.
    »Oh, Gott sei Dank. Gott sei Dank.« Wie eine Idiotin schluchzend rannte sie zu ihm und nestelte an dem Schlüsselbund, um das kleine Messer von der Kette zu lösen. Sie stammelte unzusammenhängendes Zeug, während sie an den harten Plastikmanschetten sägte, die tief in seine feuerroten Handgelenke schnitten. Anschließend befreite sie seine Knöchel.
    Bruno rollte sich auf die Seite und pumpte mit einem schmerzerfüllten Keuchen Luft in seine Lungen. Sie half ihm, sich aufzusetzen, dann umarmte sie ihn, wie sie es sich schon ersehnte, seit sie in ihrer Zelle aufgewacht war. Aber er war so steif in ihren Armen wie ein Holzscheit. All seine pulsierende Lebendigkeit war verschwunden.
    Ihr dämmerte ein furchtbarer Gedanke. »Oh Gott, bist du verletzt? An den Schultern? Deinem Rücken? Habe ich dir wehgetan, als ich die Fesseln aufgeschnitten habe?«
    Bruno hustete und verzog das Gesicht. »Keine Verletzung«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Was für ein Glück.« Lily drückte ihn noch fester. Seine Reaktion war merkwürdig. Er benahm sich völlig anders als sonst. Als wäre er nicht er selbst.
    Er schien überhaupt nicht glücklich zu sein, sie zu sehen. Kein bisschen.
    Die Angst stieg in ihr hoch wie eine wabernde dunkle Rauchwolke. »Stehst du … unter Drogen?«, fragte sie fast hoffungsvoll.
    »Nein.«
    Das war sehr kurz angebunden, untypisch für ihn. Lily strich ihm die Haare aus der Stirn.
    »Mein armer Liebling«, murmelte sie. »Sie haben dich geschlagen.« Sie strich mit der Fingerspitze über seinen geprellten Wangenknochen und die aufgeplatzte Lippe.
    Er zuckte zurück. »Nicht!«
    Lily war bestürzt. »Bruno?«, wisperte sie.
    »Sieh mich nicht so an«, sagte er mit belegter Stimme. »Hat er es dir nicht erzählt?«
    »Was erzählt?«, fragte sie. »Wer überhaupt? King? Er hat mir alles Mögliche erzählt. Nicht vieles davon war wissenswert.«
    Bruno machte eine ungeduldige Handbewegung. »Hör auf damit. Was ich meinte, ist, ob er dir erzählt hat, dass ich Bescheid weiß?«
    »Worüber?«
    »Das Spiel ist aus. Du musst nicht länger so tun als ob.«
    »So tun als ob was?«, fuhr sie auf. Sie bemühte sich, ruhig zu atmen und klar zu denken. Bruno wandte sich um und schaute zur Tür, und da sah sie das getrocknete Blut in seinen Haaren. Die Erkenntnis überrollte sie zusammen mit einer Welle herzzerreißender Zärtlichkeit. Sie berührte die hühnereigroße Beule an seinem Hinterkopf.
    »Oh nein«, murmelte sie. »Du hast eine Kopfverletzung. Könnte es sein, dass du eine Gehirnerschütterung hast? Ist dir übel? Lass mich mal deine Pupillen sehen.«
    Er schlug ihre Hand weg. Lily bemühte sich, nicht verletzt zu reagieren. Bruno war verwundet und verwirrt.
    »Bruno?«, sagte sie sanft. »Was ist los?«
    Er presste die Lippen zusammen, als litte er starke Schmerzen. Sein Gesicht war zu einer ausdruckslosen Maske erstarrt und sah völlig verändert aus. Es war nicht wiederzuerkennen.
    »Spar dir die Worte«, presste er hervor. »Ich weiß Bescheid, also lass es.«
    Ihre praktisch veranlagte Seite übernahm das Ruder. Einfach nicht darauf achten. Sie konnten dieses Gespräch später führen, nachdem Bruno Schmerzmittel bekommen hatte und sein Kopf im CT untersucht worden war.
    »Ich weiß ja nicht, was du herausgefunden hast, aber ich habe auch etwas entdeckt.« Sie stand auf und zog an seiner Hand. »Komm, ich zeige es dir.«
    Bruno kämpfte sich hoch, aber seine Umgebung flimmerte und drehte sich, darum legte Lily seinen Arm um ihre Schulter, damit er sich abstützen konnte. Sie hatte Mühe, sein Gewicht zu tragen.
    Er riss den Arm weg, auch auf das Risiko hin, gegen die Wand zu prallen. Lily zu berühren tat zu sehr weh. Sie nur anzusehen tat weh. Diese forschenden Augen. Sie sagte irgendetwas, das er nicht verstand. Ihre Stimme schwoll an und ab in seinem Kopf. Irgendetwas über Kinder, Maschinen, Babys.
    Er konnte ihr nicht besser folgen als bei ihren letzten Besuchen. Sie war mehrere Male bei ihm gewesen. Anfangs als ein Engel der Barmherzigkeit, dann hatte sie sich in eine verführerische Hure verwandelt,

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