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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Lederriemen und Gurten an die Betten fixiert. An Händen, Füßen, Oberkörpern, Köpfen. Sie trugen Schutzbrillen und Kopfhörer. Sie waren an Sensoren und Kabel angeschlossen. Sie zuckten und stöhnten.
    Zitternd stand Lily im Zimmer. Bruno war nicht hier. Es war nicht ihre Aufgabe, die Nase in die abartigen, geheimen Machenschaften dieser Leute zu stecken, aber irgendetwas trieb sie tiefer in den Raum hinein.
    Ein paar der Jugendlichen schienen nicht älter als zwölf zu sein. Lily stoppte bei einem asiatischen Mädchen, das aussah, als würde es im Sterben liegen. Ihr Körper bäumte sich in den Fesseln auf, ihr Kopf und ihre Füße schlugen wie wild auf die Matratze. Ihre Handgelenke waren wund gescheuert von ihrem verzweifelten Kampf. Sie stieß flehentliche Laute aus, als würde sie jemand schlagen.
    Brunos Träume
. Großer Gott. Das war es, was das Mädchen gerade durchmachte. Das Begreifen überkam sie, als hätte ihr jemand einen Kübel Eiswasser über den Kopf gekippt. Die Kinder durchlebten in diesem Moment die Experimente, die auch an Bruno durchgeführt worden waren.
    Lily war in Versuchung, das Mädchen von den Geräten zu trennen, aber was würde dann passieren? Würde es schreien? Würde es in Lily einen weiteren Angreifer sehen und sie attackieren?
    Nein, das durfte sie nicht riskieren. Das blonde Mädchen im letzten Bett befand sich im gleichen Zustand wie die kleine Asiatin. Es schlug röchelnd um sich. Die anderen zuckten und stöhnten nur wie Hunde, die einen lebhaften Traum haben.
    Eine leise Entschuldigung murmelnd wich Lily zur Tür zurück.
    Bruno. Konzentrier dich auf Bruno. Keine weiteren Ablenkungen mehr
.
    Sie lugte vorsichtig in den Korridor und stellte verwirrt fest, dass die Luft noch immer rein war. Was trieben die nur alle? War sie etwa zu unbedeutend, als dass es den Aufwand lohnte, sie einzufangen? Kein beruhigender Gedanke. Sie hetzte zur nächsten Tür und zur übernächsten. Der Flur machte einen L-Knick, und Lily fand sich im nächsten, ebenso langen Gang wieder.
    Sie arbeitete sich systematisch weiter vor. Bei der letzten Tür ließ sich einer der Schlüssel drehen und verschaffte ihr Zugang zu einem dämmrigen, von schweren Samtvorhängen verdunkelten Zimmer. Es war eine Suite. Sie musste die angrenzenden Räume überprüfen. Ihre ganze Mühe wäre umsonst gewesen, wenn sie Bruno aus purer Nachlässigkeit verfehlte.
    Das Zimmer wirkte verwaist. Bei dem angrenzenden Raum handelte es sich um ein Bad mit einer weiteren Verbindungstür. Sie spähte in den Raum dahinter und erkannte in dem Licht, das durch den schmalen Spalt zwischen den Vorhängen fiel, zwei Gitterbetten.
    Sie ging darauf zu. Zwei Babys lagen darin. Sie waren sehr still und blass. Oh Gott. Lily schlich näher und beugte sich mit der Hand vor ihrem zitternden Mund über das erste Bettchen.
Bitte
,
lass sie nicht tot sein
.
    Sie schienen zu leben. Sie berührte eine Wange. Kühl, aber nicht kalt. Kleine Kinder, keine Babys. Lily kannte sich da nicht gut aus, aber sie schätzte die beiden auf etwa zwei Jahre.
    Zwei Kunststoffkindersitze mit Gurten fürs Auto standen vor der Wand. Die Kinder waren mit Lederriemen fixiert, aber zum Glück waren sie an keine Geräte angeschlossen. Dann sah sie die Nadeln auf dem Tisch, die sterile physiologische Lösung, die vielen mit Pulverresten verkrusteten Medikamentenfläschchen. Das Babyphon. Sie entdeckte die Videokamera. Jemand könnte sie beobachten und Alarm schlagen. Dann würden sie angerannt kommen.
    Lily fasste in das Gitterbett und hielt die Hand vor die Nase des Kindes. Sie wünschte, sie hätte einen Spiegel, denn sie konnte die warme Feuchtigkeit, die mit jedem Atemzug entwich, kaum spüren. Aber sie waren am Leben.
    Dies hier erinnerte sie an die Momente, in denen sie inmitten von Injektionsnadeln und anderem Junkiezubehör nach Howards Puls getastet hatte. Ihr Magen rebellierte, und ihr wurde übel.
    Zweijährige Kinder. Grundgütiger. Lily konnte diesen Kleinen noch weniger helfen als den Teenagern. Sie waren zwölf bis fünfzehn Kilo schwer und im Tiefschlaf. Sollten sie aufwachen, würden sie das ganze Haus zusammenbrüllen.
    Wenn sie Bruno fand, könnte sie vielleicht eins tragen und er das andere. Die Polizei würde helfen müssen, die anderen Kinder zu befreien. Sie zog leise die Tür zu und nahm ihre Suche wieder auf. Leer … leer … leer.
    Dann glitt wieder ein Schlüssel ins Schloss, er ließ sich drehen und … die Tür knarzte, als Lily sie kräftig

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