Flammen der Rache
43.5. Es ist wesentlich ausgereifter als das, das du vor vierundzwanzig Jahren durchlaufen hast. Das Programm wird durch ein intensives körperliches Training ergänzt. Dein Bruder Julian ist in der Praxis mit Abstand der Beste von ihnen. Er ist sehr talentiert, genau wie du. Ich vermute, dass die Kampfkunstausbildung, die du von diesem McCloud bekommen hast, deine DeepWeave-Kampfprogrammierung perfekt ergänzt hat. Ein glücklicher Zufall – auch wenn dir das jetzt nichts mehr bringen wird.« King verzog höhnisch den Mund. »Eine schreckliche Verschwendung.«
»Bruno, er lügt«, rief Lily. »Du darfst nicht glauben, was er über mich sagt! Es ist nicht wahr, dass ich dich in seinem Auftrag hierhergelockt habe …«
»Lily, hör auf«, rief King gereizt. »Du hast deine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Du musst lernen, wann es genug ist.« Er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Bruno. »Ich kann nur hoffen, dass du meinen Zöglingen keinen bleibenden Schaden zugefügt hast, junger Mann«, schalt er ihn. »Sie ohne jede Druckentlastung einfach mitten aus ihrer DeepWeave-Kampfprogrammierung zu reißen, das ist unerhört! Und gefährlich!«
»Du bist wohl kaum der Richtige, um mir gefährliches Handeln vorzuwerfen.« Brunos Blick zuckte zu den beiden toten Mädchen. »Sie hatten eine Chance verdient.«
»Ach ja? Du dachtest wirklich, sie würden mir einfach davonlaufen?« Lachend fuchtelte er mit der Waffe in der Luft herum. »Fliegt davon, kleine Vögelchen, seid frei!«, spottete er. »Nein! Sie gehören mir! Sie lieben mich! So wie du es hättest tun sollen!«
»Das ist keine Liebe.« Bruno deutete hinter sich zu den Leichen der beiden Mädchen, die still auf ihren Pritschen lagen. »Diese Kinder sind tot. Das nennst du Liebe?«
»Nein, das nenne ich natürliche Auslese.« Kings Stimme nahm einen belehrenden Ton an. »Sie haben sich selbst ausselektiert, verstehst du? DeepWeave ist psychologisch anspruchsvoll, wie du sehr gut weißt. Nur die Stärksten überleben.«
»Du kranker Teufel«, sagte Bruno. »Du verdienst es zu sterben.«
»Heute bist erst mal du dran«, kommentierte King hoch erfreut. »Deiner Freundin sei Dank. Sie ist im Moment ein wenig verwirrt. Es war ein anstrengender Auftrag für sie. Auch in sexueller Hinsicht. Ihre Schilderungen eurer wilden Affäre treiben einem alten Mann die Schamesröte ins Gesicht.«
»Ich habe ihm nie irgendetwas von uns erzählt! Hör nicht auf ihn!«, widersprach Lily laut, aber Bruno weigerte sich, sie anzusehen. Es war ein Dolchstoß in den Rücken, wie sie ihn sich nie hätte vorstellen können. »Bruno, du kannst nicht ernsthaft glauben, dass ich …«
»Ich sagte, sei still!«, donnerte King. »Geh aus dem Weg, Lily. Ich habe genug. Dieses Experiment ist gescheitert, und es endet hier und jetzt.« Er zielte.
Die Kugel traf ein metallenes Bettgestell. Bruno warf sich auf den Boden und robbte aus der Schusslinie. Eins der beiden Mädchen hielt sich wimmernd den Arm.
King schnalzte mit der Zunge. »Siehst du, was du angerichtet hast?«
Bruno sprang auf und stellte eine der Pritschen hochkant. Sofort durchschlug eine Kugel die Matratze. Schaumstoffteilchen stoben durch die Luft. Ein Fenster zersplitterte. Das getroffene Mädchen kreischte mit hoher, dünner Stimme. Der Junge schrie ebenfalls.
Die nächste Kugel riss neben Lilys Kopf ein Loch in die Wand. Sie warf sich zu Boden und brachte sich zwischen Metallpfosten, den krallenartigen Füßen von Infusionsständern und den Rolltischen mit dem medizinischen Gerät in Sicherheit.
Ein weiterer Schuss fiel. Sie reckte den Kopf vor. Bruno holte mit einem Infusionsständer nach King aus, doch der sprang zurück. Die Glasflasche knallte gegen die Wand, Flüssigkeit spritzte, Scherben klirrten.
Die nächste Kugel sauste durch die Luft. Bruno kippte einen weiteren Bettrahmen nach oben und rammte King damit gegen die Wand. Er rannte aus der Tür, während sein Gegner sich zu befreien versuchte. Das Bettgestell wankte, dann stürzte es mit einem lauten Knall auf die Seite. King nahm Brunos Verfolgung auf.
Im Zimmer trat Stille ein, nur das Weinen des Mädchens mit dem Streifschuss am Arm war zu hören. Sie blutete zwar, aber nicht stark. Kalter Wind wehte durch das zerbrochene Fenster. Draußen ertönte der nächste Schuss. Und der nächste. Lily zuckte jedes Mal zusammen und hoffte inständig, dass die Kugeln ihr Ziel nicht getroffen hatten.
Sie fühlte sich wie betäubt. Ihre Beine zitterten, als sie
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