Flammen der Rache
Tier.
»Abgesehen davon musst gerade du das sagen«, meinte er, während er weiter an ihr herumtupfte.
Lily war derart abgelenkt von seiner sinnlichen Maskulinität, dass sie den Faden verloren hatte. »Wovon sprichst du?«
»Dass du auch eher dazu neigst, Aufmerksamkeit zu erregen.« Bruno öffnete ihren Mantel und wischte das Blut von ihrem Dekolleté. »Sieh doch nur deine Aufmachung an. Jeder Mann, der einen Blick auf dich wirft, wird ihn nicht mehr abwenden können, sondern dich weiter angaffen. Und warum auch nicht? Schließlich hast du ihn dazu eingeladen. Und er wird sich anschließend an jedes Detail deines Gesichts und deines Körpers erinnern. Das garantiere ich. Wenn du keine Aufmerksamkeit willst, musst du dich unauffälliger kleiden! Am besten in Lumpen!«
»Aber ich wollte, dass du mich bemerkst«, platzte sie heraus.
Seine Hand hielt inne, als er sie mit verwirrt gerunzelter Stirn ansah. »Ach ja. Darüber müssen wir unbedingt reden …«
»Nein, müssen wir nicht. Es ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort«, wiegelte sie hastig ab. »Ich hätte es nicht erwähnen sollen. Ich wollte keinen Streit mit dir provozieren.«
Bruno grunzte verächtlich. »Dass ich nicht lache. Du bist immer auf Streit aus, Lily. Jede verdammte Bemerkung, die aus deinem Mund kommt, ist eine Provokation.«
Sie fixierte ihren Blick auf den ausgefransten Saum seines T-Shirts und die Fäden, die auf seinen nackten Bauch hingen. »Wahrscheinlich hast du recht«, gab sie zu. »Aber so bin ich nun mal. Vermutlich bin ich deshalb Single.«
»Hm. Könnte das nicht zufällig auch mit all den Leuten zu tun haben, die dich umbringen wollen?«
Gekränkt wich sie vor ihm zurück. »Nein! Absolut nicht! Ich mag ein spitzzüngiges Biest sein, aber diese Wichser haben mir überhaupt nie die Chance gegeben, sie angemessen zu beleidigen! Ich habe keine Ahnung, was der Grund für all das ist!«
»Beruhige dich«, sagte er. »Und schrei nicht so. Wir erregen sonst Aufmerksamkeit.«
Ruckartig zog sie ihren ramponierten, blutbefleckten Mantel zusammen und verknotete mit gefühllosen, zitternden Fingern den Gürtel. »Hör zu, ich habe Verständnis für dein Bedürfnis, mir die Leviten zu lesen. Das bin ich von Männern gewöhnt. Aber könntest du es bitte draußen tun? Bevor ich noch einen einzigen Atemzug in dieser bestialisch stinkenden Luft machen muss, riskiere ich lieber, aus einem vorbeifahrenden Fahrzeug erschossen zu werden.«
Bruno gab den Weg frei. »Es ist nicht nötig, weißt du?«
»Was?« Sie stieß die Tür auf und inhalierte dankbar das relativ angenehme Aroma von Auspuffgasen und Benzin. »Was ist nicht nötig?«
»Ständig auf Konfrontationskurs zu sein.« Er folgte ihr dicht auf den Fersen. »Das musst du nicht. Nicht bei mir. Ich bin eigentlich ein ziemlich anständiger Kerl.«
»Das ist mir nicht entgangen«, sagte sie schnippisch. »Andernfalls hätte ich mich dir nicht an den Hals geworfen. Ich habe nämlich meine Prinzipien.«
Bruno blieb vor dem Münztelefon stehen und kramte in seiner Tasche. »Das freut mich zu hören.«
»Es fällt mir einfach schwer, den Angriffsmodus abzuschalten. Darum nimm es nicht persönlich. Womöglich werde ich ihn in diesem Leben nie wieder abschalten können.« Zumal sie nicht zu hoffen wagte, dass es noch sehr lange währte.
»Das ist ja eine düstere Prognose«, bemerkte er, während er seine Vierteldollar zählte. »Zum Glück habe ich heute Nacht etwas Trinkgeld bekommen. Normalerweise schleppe ich nicht so viele Münzen mit mir rum.«
Lily fuhr fort. »Ich werde dich wieder in Rage bringen, und das wahrscheinlich schon bald. Darum entschuldige ich mich jetzt im Voraus für die nächsten, sagen wir, fünf Mal. Anschließend werden wir neu verhandeln. Einverstanden?«
Ein trockenes Lächeln spielte um seine Lippen. »Du bist ein ganz schön harter Brocken.«
»Genau das ist der Grund, warum ich …«
»Ja, ich weiß. Warum du noch am Leben bist und all dieser Verhängnisscheiß. Jetzt sei still und lass mich telefonieren.«
»Mit wem? Wen rufst du an?«
Bruno verdrehte die Augen. »Erinnerst du dich, was ich dir darüber gesagt habe, dass du mir vertrauen musst?«
»Du rufst doch nicht etwa deine Tante Rosa an? Oder deine Kollegen im Diner? Oder jemanden aus deiner Spielzeugfirma? Oder Kev McCloud, wahlweise seine Brüder?«
Bruno hängte den Hörer wieder auf die Gabel, und seine Miene wurde hart. »Woher weißt du von den McClouds?«
Lily gab
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