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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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genug, um elektrische Impulse an seine Muskeln zu senden. Es war nur ein vager, träger Gedanke. Ein blasphemisches Flackern am Rande seines Bewusstseins, das bewirkte, dass er sich schuldig und unrein fühlte.
    Reggie bemühte sich um einen klaren Kopf. Er wollte mit Würde und Gleichmut warten, wie es sich für einen von Kings Eliteagenten ziemte. Doch seine Trauer war das reinste Fegefeuer. Er beugte sich vornüber, wiegte sich vor und zurück. Seine Kehle war wie zugeschnürt, es entschlüpften ihr Laute, die wie eine pfeifende, erstickte Totenklage klangen.
    Es kam ihm wie Stunden vor, aber in Wahrheit vergingen nicht mehr als vier Minuten, ehe sein Handy summend auf dem Laken neben seinem Oberschenkel vibrierte. Nicht ranzugehen kam nicht infrage. Allein schon der winzige Anflug dieses ketzerischen Gedankens ließ eine Splittergranate unerträglichen Schmerzes in seinem Kopf explodieren.
    Reggie klappte das dünne, bewegliche Display auf und vergrößerte das Bild auf das Vierfache. Kings gütiges Gesicht füllte den Monitor aus. Sein Anblick entfachte eine Sehnsucht in Reggie, die ihm einen kurzen Schrei entlockte.
    Auf seinen Ausbruch folgte Beschämung. King missbilligte unkontrollierte Gefühle, selbst wenn es sich um Hingabe handelte. Jeder von ihnen kämpfte damit, sie zu beherrschen.
    »Nun, Reginald?« Kings sanfter Bariton mit den funkelnden, samtenen Untertönen streichelte sanft über Reggies Nervenenden. Er erschauderte, als eine Welle von Emotionen ihn durchströmte. Er wappnete sich, wollte stark sein und seinem Ende würdevoll entgegensehen. Es war das Einzige, das er King jetzt noch geben konnte.
    Selbst wenn man am Abgrund von Versagen und Verzweiflung stand, musste man gewisse Standards einhalten.
    Reggie öffnete seinen trockenen Mund. »Ranieri und Parr haben das Team geschlagen, das ich geschickt hatte, um sie zu ergreifen«, bekannte er. »Sie sind entkommen.«
    Kings Augen weiteten sich. Sein Schweigen erfüllte Reggies Geist und breitete sich mit jeder Sekunde weiter aus, wie eine Blutlache aus einer geöffneten Arterie.
    »Und das Team?« Der scharfe Ton in Kings Stimme ließ Reggie zusammenfahren, als hätte er ihn geschlagen. »Wie ist der Status?«
    »Martin, Cal und Tom sind tot«, sagte er. »Nadia ist noch am Leben.« Es machte kaum noch Sinn, weiteren Sauerstoff aufzunehmen, aber seine Lungen taten es trotzdem. Sein Körper war eine dämliche Maschine, die stumpfsinnig weiterarbeitete.
    »Was ist mit ihren Leichen? Hast du sie geborgen?« Kings Augen glitzerten gefährlich.
    Tränen rannen über Reggies Gesicht, aber seine Programmierung ließ nicht zu, dass er in Kings Gegenwart blinzelte. Seine Pupillen weiteten sich automatisch im Angesicht seines Erschaffers.
    »Nein«, gestand er. »Es gab acht Zeugen. Die Polizei war alarmiert. Ich habe schon die Sirenen gehört. Um sie zu bergen, hätte ich …«
    »Wage es bloß nicht, dich zu rechtfertigen.«
    Reggie zuckte erneut zusammen.
    »Du weißt, was nun passiert, Reggie?«, fuhr King fort. »Dein miserables Urteilsvermögen hat uns drei Agenten gekostet. Mit dir zusammen vier. Du hast mich in eine riskante, exponierte Situation gebracht. Das ist vollkommen inakzeptabel. Ist dir das klar?«
    »Ja.« Reggies Stimme brach. »Natürlich.«
    Die Tränen nahmen ihm die Sicht. Er wischte sie hastig weg, um während der letzten Momente, die ihm vergönnt waren, das geliebte Gesicht weiterhin sehen zu können. Obwohl Kings Augen vor Zorn funkelten, konnte er den Blick nicht abwenden. Die Krämpfe waren nun so stark, dass sie seine Muskeln aus der Verankerung rissen und seine Organe zermalmten.
    »Mach dich bereit«, befahl King mit strenger, unnachgiebiger Stimme. »Halte das Telefon hoch, damit ich dich sehen kann.«
    Reggie gehorchte. King begann zu rezitieren. Der Text war eine Passage aus der
Ilias
auf Altgriechisch. Reggies Körper zuckte. Die Anspannung stieg mit jedem Satz weiter an, und bei der letzten Zeile löste sich etwas in ihm.
    Er entspannte sich, dachte an nichts mehr. Er war ein willenloser Roboter, der auf seinen Befehl wartete.
    »Nimm die Waffe, Reginald. Steck sie in deinen Mund.«
    Er tat es, ohne zu zögern.
    »Drück ab«, sagte King.
    Reggie hielt die Augen auf das geliebte Gesicht gerichtet, als er den Abzug betätigte.
    Detective Sam Petrie starrte auf die letzte der Leichen, als die Männer des Transportunternehmens sie auf die Rollbahre hievten, damit sie ihre finale Reise in die Gerichtsmedizin antrat. Er

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