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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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der Stadt allmählich änderten.
    Frauke bekam das hautnah mit, als sie wieder einmal am Brunnen stand, um Wasser zu holen. Vor ihr war eine große, schwer gebaute Holländerin an der Reihe, über die sie sich bereits mehrfach geärgert hatte, weil die Frau sich immer vordrängelte. Auch diesmal ließ Frauke es nicht auf Ellbogenstöße und Fußtritte ankommen, sondern sah zu, wie die Frau ihre beiden Eimer füllte und an ihr Tragejoch hängte.
    Als sie selbst das Wasser schöpfte, bemerkte sie, dass bei einem Haus in der Nähe ein Fenster geöffnet wurde und eine Frau hinausschaute. Diese war in den letzten Tagen schon mehrmals mit der Holländerin aneinandergeraten und rief ihr voller Abscheu »Verdammte Ketzerbrut!« nach.
    Die Holländerin blieb stehen, als sei sie gegen eine Wand geprallt. Dann drehte sie sich mit zornrotem Kopf um und drohte mit der Faust. »Das hast du nicht umsonst gesagt, du Miststück!«
    Energisch stellte sie ihre Eimer ab und lief mit wehenden Röcken in Richtung Markt, an dem der Ratsherr Bernd Knipperdolling lebte, der sich voll und ganz auf die Seite der Wiedertäufer geschlagen hatte.
    Frauke spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Irgendetwas würde geschehen, dessen war sie sich ganz sicher. Daher füllte sie zwar ihren Eimer, blieb aber beim Brunnen stehen. Kurz darauf hörte sie vom Markt her erregte Stimmen. Dann bog auch schon die Holländerin an der Spitze einer aufgebrachten Schar um die Ecke und wies auf das Haus ihrer Beleidigerin.
    »Da drinnen wohnt die Hexe! Sie muss weg! So eine hat hier in Münster nichts verloren.«
    Unter ihren Begleitern befand sich auch der Stadtknecht, der Frauke, ihre Angehörigen und die Klüdemanns zu dem Haus gebracht hatte, in dem sie nun wohnten. Nun sah er die anderen auffordernd an. Einige Männer krempelten ihre Ärmel hoch, andere hoben ihre Stöcke oder zogen ihre Messer. Der Stadtknecht trat auf die Haustür zu, fand diese versperrt und winkte den anderen. Ein paar Zimmerleute brachten einen kräftigen Balken heran, holten mehrmals aus und rammten die Tür mit einem einzigen wuchtigen Stoß auf. Augenblicke später stürmten sie das Haus.
    Entsetzte Schreie drangen bis auf die Straße, dazu das Johlen der Angreifer. Kurz darauf wurden Fenster aufgerissen und alle möglichen Sachen auf die Straße geworfen. Es waren Kleider darunter, zerbrochene Möbel, ein goldenes Schmuckstück in Form einer Rose fiel Frauke direkt vor die Füße. Sie bückte sich unwillkürlich und hob es auf. Es war wunderschön und hatte den Frauen, die es bisher getragen hatten, gewiss viel Freude bereitet. Dann aber vergaß sie das Schmuckstück wieder und starrte auf die Tür des Hauses.
    Dort trieben die Eindringlinge eben die ersten Bewohner hinaus. Es waren die Frau, die vorhin die Holländerin beschimpft hatte, ein Mann und drei Kinder, von denen keines älter als zehn war. Ihnen folgte ein alter Mann mit einer blutenden Platzwunde auf der Stirn und diesem zwei Knechte und zwei Mägde, die sich erschrocken aneinanderklammerten.
    »Fort mit ihnen!«, hörte Frauke die Leute schreien. »Jagt sie zum Teufel!«
    Plötzlich verstummten sie, denn ein großer, kräftig gebauter Mann mit einem prachtvollen Kinnbart und durchdringend blickenden Augen eilte heran. Der Stadtknecht trat auf ihn zu und deutete auf die Bewohner des Hauses.
    »Herr Knipperdolling, diese Leute haben unsere Schwester Katrijn geschmäht und damit auch unseren Glauben.«
    »Genauso ist es!«, rief die Holländerin. »Und sie haben es nicht zum ersten Mal getan. Beinahe jede von uns Schwestern, die hier am Brunnen Wasser holt, musste sich von diesen Leuten beschimpfen lassen. Das junge Meisje dort auch!« Dabei zeigte sie auf Frauke, die schreckensstarr dabeistand und verzweifelt überlegte, was sie tun sollte.
    »Stimmt das?«, fragte der Mann sie.
    »So schlimm war es auch wieder nicht. Hier am Brunnen wirft man sich schlimmere Worte an den Kopf«, brachte Frauke heraus.
    Ihre Hoffnung, Bernd Knipperdolling würde es dabei belassen, erfüllte sich jedoch nicht.
    Der Mann musterte das armselige Häuflein, das angstvoll auf die mit Fäusten und Knüppeln drohenden Wiedertäufer starrte, und zog eine strenge Miene. »Ich habe bereits gehört, dass ihr schlecht über die Unseren redet und zu diesem Römerknecht Waldeck haltet. Jetzt könnt ihr ihn aufsuchen. Los, treibt sie aus der Stadt und lasst sie nicht mehr herein!«
    Während der Besitzer des Hauses die Kiefer gegeneinanderpresste, um die

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