Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
gekommen war und ihn aufgefordert hatte, hierherzukommen.
    »Da bin ich nun«, setzte er selbstzufrieden hinzu. »Aber ich brauche ein Obdach für mich, mein Weib und unsere drei Mägde!«
    Bei dem Wort Mägde blies Fraukes Mutter ärgerlich die Luft durch die Nase. Sie hatte sich als Gast in Klüdemanns Haus gesehen, doch dieser stellte sie, die immerhin die Frau oder Witwe eines Meisters war, jetzt auf eine Stufe mit dienstbarem Personal.
    »Kommt mit!«, erklärte der Prediger, der sich nicht nur für das Seelenheil seiner Schäfchen, sondern auch für deren leibliches Wohl verantwortlich fühlte. »Euch ist großes Glück widerfahren, weil ihr den Weg hierher gefunden habt. Dies hier wird das himmlische Jerusalem und das neue Paradies auf Erden. Alle, die das nicht wahrhaben wollen, sind verdammt und werden ihre gerechte Strafe erhalten.«
    Während er sprach, warf der Prediger mehreren Männern, die mit finsteren Mienen am Straßenrand standen, einen höhnischen Blick zu. »Diese Schurken wollen nicht vom römischen Irrglauben ablassen und besudeln mit ihrer Anwesenheit die Reinheit der Auserwählten!«
    Frauke musterte die so Beschimpften. Auf sie wirkten diese nicht wie Schurken, sondern eher wie höchst besorgte Bürger. Fast hatte sie das Gefühl, ihnen eher vertrauen zu können als dem Priester.
    Dieser führte sie zu einem großen Platz und wies den Fuhrmann an, hier zu warten. »Komm mit, mein Bruder«, forderte er Klüdemann auf und erinnerte sich dann erst an die Frauen in dessen Begleitung. »Die Weiber müssen draußen bleiben.«
    Mieke Klüdemann fauchte giftig, denn damit wurde sie auf die gleiche Stufe gestellt wie Inken Hinrichs und deren Töchter. Doch als sie ebenfalls das Haus betreten wollte, schob der Prediger sie zurück.
    »Ich sagte, du sollst warten!«
    Zornerfüllt kehrte Klüdemanns Frau zu den Hinrichs’ zurück. »Was bildet sich dieser aufgeblasene Bursche eigentlich ein? Immerhin bin ich die Frau eines Meisters!«
    »Das bin ich ebenfalls«, warf Inken Hinrichs ein, um die andere daran zu erinnern, dass sie mitnichten eine schlichte Magd war. »Dennoch ist es die Pflicht des Weibes, dem Mann zu gehorchen und sich seinen Entscheidungen zu beugen. So steht es schon in der Bibel.«
    »Auch wenn der Mann strohdumm ist und immer nur das Falsche tut?«, fragte Frauke. Obwohl sie noch jung war, hatte sie genug gesehen und erlebt, um an der naturgemäßen Überlegenheit der Männer zu zweifeln.
    »Mein Mann ist nicht strohdumm!«, fauchte Mieke Klüdemann und sah ganz so aus, als wolle sie ihre Worte mit ein paar kräftigen Ohrfeigen würzen.
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, antwortete Frauke. »Ich sagte nur, dass es Männer gibt, deren Verstand arg gering ist. Es gibt auch solche Weiber, aber ebenso welche, die es mit jedem Mann aufnehmen können.«
    »Was du dir immer nur einbildest!«, sagte Silke lachend. »Dabei könnte das mit den dummen Weibern auf dich passen. Du bringst einfach nicht genug Einsicht auf, den Mund zu halten, wenn es angebracht wäre.«
    »Das stimmt leider! Seit Frauke sprechen kann, ist sie vorwitzig und frech. Deswegen ist sie auch noch nicht getauft worden. Sie würde den frommen Bruder fragen, ob er Gott denn schon selbst gesehen hätte, weil er behauptet, in dessen Namen zu sprechen.«
    Inken Hinrichs versetzte ihrer jüngsten Tochter einen leichten Nasenstüber und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gebäude zu, in dem der Prediger mit Klüdemann verschwunden war.
    Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis dieser wieder herauskam, aber er strahlte über das ganze Gesicht. »Wir haben ein eigenes Haus!«, rief er seiner Frau zu. »Es ist mir von dem ehrenwerten Herrn Knipperdolling zugewiesen worden. Ich musste nicht einmal etwas dafür bezahlen.«
    »Wirklich?« Mieke Klüdemann atmete auf, denn das hieß, sie hatten genug Geld übrig, um sich ansehnlich einrichten zu können.
    Im Gegensatz zu ihr fragte Frauke sich, wo der Pferdefuß bei diesem Angebot sein mochte. Selbst der frömmste Pfarrer verschenkte nichts, sondern forderte Spenden für seinen Unterhalt und seine Reisen. Sie war jedoch die Einzige, die solche Bedenken hegte. Die anderen waren einfach nur froh, dass sie einen Ort erhielten, an dem sie sich von der langen Reise erholen konnten.
    »Dieser Mann hier wird uns führen!« Klüdemann wies auf einen Stadtknecht, der ein langes Schwert und einen Spieß bei sich trug.
    Nun erinnerte Frauke sich, dass die Stadtknechte am Tor ebenfalls

Weitere Kostenlose Bücher