Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
ebenfalls ins Haus.
    Der Unteroffizier sah ihm nach, bis er verschwunden war, und wandte sich dann an die angetretenen Landsknechte. »Ihr habt es gehört. Ab sofort gebe ich hier die Kommandos.«
    »Spiel dich nur nicht auf«, knurrte Guntram, der zweite Unteroffizier, neidisch. Dann aber machte er eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist immer noch besser, du sagst uns, was wir zu tun haben, als wenn man uns einen zweiten Neffen Brackenstein vor die Nase setzt.«
    »Du bist natürlich mein Stellvertreter«, erklärte Moritz. Dann suchte sein Blick Draas. »Kannst du schreiben und ein Soldbuch führen?«
    »Schreiben kann ich, und rechnen habe ich auch gelernt«, antwortete Draas, ohne zu begreifen, worauf der andere hinauswollte.
    »Also bist du von nun an unser Quartier- und Zahlmeister, bis es anders bestimmt wird. Oder hat einer etwas dagegen?«
    Die meisten Landsknechte schüttelten den Kopf. Nur wenige konnten viel mehr als ihren Namen krakelig zu Papier bringen, und was das Rechnen betraf, so haperte es bei ihnen ebenfalls.
    »Dann ist es beschlossen! Du, Draas, wirst morgen früh mit dem Vertreter des Fürstbischofs reden und ihm sagen, dass der Geldbote sich an dich wenden soll. Frag ihn außerdem wegen der Vorräte, die wir brauchen. Auch wenn das hier ein Gutshof ist, so gibt es doch mehr als einhundert Mäuler zu stopfen.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen!« Da Draas in seiner Heimatstadt den Bürgermeistern und Ratsmitgliedern hatte Rede und Antwort stehen müssen, fürchtete er sich auch nicht davor, Magnus Gardner anzusprechen. Zudem war er der Einzige unter allen Landsknechten, der diesen Mann kannte, und er glaubte, ihm vertrauen zu können.
    Margret hakte sich bei Moritz und Draas ein und sah die beiden listig an. »Und womit feiern wir eure Beförderungen?«
    »Mit einem Becher Wein für alle«, erklärte Moritz und stellte damit seine Kameraden zufrieden.

11.
    A ls Gardner in die gute Stube trat, war Emmerich von Brackenstein bereits beim Tafeln.
    »Und? Was sagen diese Hunde?«, fragte der Hauptmann mit vollem Mund.
    »Ich würde sie an Eurer Stelle nicht als Hunde bezeichnen. Es sind tapfere Männer, die sich gewiss gut schlagen werden.« Gardner hatte Brackenstein zurechtweisen wollen, doch der lachte nur.
    »Gesindel ist es, das man auf der Straße aufgelesen hat. Wenn man die nicht in scharfer Zucht hält, werden sie frech und aufsässig. Ihr hättet ihnen kein Geld versprechen sollen.«
    »Wir brauchen diese Männer, denn sie müssen die Straße hier blockieren. Außerdem kann es sein, dass wir bald auf Münster selbst vorrücken und die Stadt umschließen. Dies alles mit einem Aufruhr Eurer Landsknechte zu beginnen, hätte fatale Folgen für uns. In Münster liegt genug Geld, um diesem Gesindel, wie Ihr es nennt, den dreifachen Sold zahlen zu können. Wollt Ihr, dass die Männer in ihrer Wut die Seiten wechseln?«
    Diesmal verzichtete Gardner auf jede Höflichkeit, die er einem Herrn aus reichsgräflichem Geschlecht eigentlich schuldig gewesen wäre.
    Brackenstein mochte sehr von sich eingenommen sein, doch diesmal zuckte er zusammen. Sein Onkel sah es ihm nach, wenn er einen Teil der Soldgelder unterschlug. Einen offenen Aufruhr im Fähnlein und den damit einhergehenden Ansehensverlust würde das Familienoberhaupt ihm jedoch äußerst übelnehmen.
    »Macht, was Ihr wollt«, brummte er unwirsch und widmete sich wieder seinem Brathähnchen.
    Auch für Gardner wurde ein Hähnchen aufgetischt, und für einige Zeit verstummte das Gespräch. Schließlich hob Gardner den Kopf und sah Brackenstein an. »Ihr sagtet, Ihr wollt Seiner Hoheit, dem Fürstbischof, mit Eurer Erfahrung und Eurem Rat beistehen. Also solltet Ihr bereits morgen nach Telgte reiten.«
    »Das habe ich vor! Dieses ungewaschene Gesindel dort draußen ist wahrlich nicht die Gesellschaft, die ich mir wünsche.«
    Gardner war erschüttert, wie sehr Brackenstein seine Landsknechte verachtete, und fragte: »Weshalb seid Ihr Hauptmann dieses Fähnleins geworden?«
    »Es gab drei Stellen, die mein Oheim besetzen konnte, die eines Domherrn, die eines Pfarrers und die des Hauptmanns seiner Landsknechte. Meine beiden Vettern und ich würfelten darum, und ich habe leider verloren! Während mein Vetter Ansbert jetzt wohlbestallter Domherr zu Köln ist und Richbert als Kaplan des Fähnleins auf eine baldige Pfründe wartet, muss ich mich mit diesem rebellischen Gesindel herumschlagen.«
    »Wärt Ihr lieber selbst Domherr oder

Weitere Kostenlose Bücher