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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gruß, Jungfer Frauke. Wenn es genehm ist, würde ich gerne mit deinem Vater sprechen.«
    »Komm herein!« Frauke zitterte innerlich, denn sie fürchtete, Draas wäre gekommen, um ihren Vater zu verhaften. Doch ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn durch den Flur zur Werkstatt zu führen. Dort blieb sie an der Tür stehen, um mitzuhören, was der Stadtknecht zu sagen hatte.
    Ihr Vater wunderte sich ebenfalls über diesen Besucher, ließ sich von dessen Auftauchen aber nicht verunsichern. »Willst du dir einen neuen Gürtel machen lassen, Draas?«, fragte er geschäftstüchtig.
    Draas, der auf den christlichen Namen Andreas getauft worden war, schüttelte den Kopf. »Nein, Meister Hinrichs. Ihr habt mir erst vor einem Jahr einen gemacht, und der ist immer noch gut. Jetzt will ich Euch nur etwas mitteilen, was mir bei meiner letzten Wache am Tor aufgefallen ist.«
    Nachdem Draas seinen kurzen Bericht beendet hatte, schossen Hinrichs alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Er erwartete in diesen Tagen Berthold Mönninck, der seinen jüngsten Sohn taufen sollte. Die Beschreibung, die Draas von dem angeblich verhafteten Mann gegeben hatte, passte allerdings nicht ganz auf den Prediger. Außerdem fragte Hinrichs sich, ob er dem Stadtknecht trauen konnte. Immerhin hatte er Draas beim letzten Maitanz scharf zurechtgewiesen, weil er unbedingt mit Silke hatte tanzen wollen. Er traute dem Kerl zu, sich mit Gerlind Sterken zusammengetan zu haben, um ihm und seiner Familie aus Rache zu schaden. Das Geschwätz eines neidischen Mädchens galt jedoch wenig, solange ihn alle – von Gerlinds Vater Thaddäus Sterken angefangen bis zum Priester der Pfarrkirche – für einen guten Katholiken hielten.
    Wenn er es jetzt recht bedachte, war Berthold Mönninck gewiss auch zu vorsichtig, um nach Stillenbeck zu kommen, solange der Inquisitor hier weilte. Wahrscheinlich wartete der Prediger in einem der umliegenden Orte, bis die Gefahr vorüber war.
    Hinrichs sah daher keinen Grund, weshalb er sich von Draas’ Worten ins Bockshorn jagen lassen sollte, und winkte mit einem gekünstelten Lachen ab. »Was geht mich dieser Fremde an? Ich bin Gürtelschneider und liefere beste Arbeit ab, wie ich behaupten will. Außerdem bin ich ein braver Christ, wie Herr Sterken und unser hochwürdiger Herr Pfarrer gewiss bestätigen werden.«
    Draas hob beschwörend die Hände. »Ihr solltet diese Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, Meister Hinrichs. Es laufen Gerüchte in der Stadt um, die Euch und Eure Familie in den Ruch der Ketzerei bringen.«
    »Das ist nur dummes Geschwätz, das niemand ernst nehmen wird. Und nun geh! Ich will weiterarbeiten.«
    Hinrichs’ harsche Antwort stellte für Draas eine Ohrfeige dar. Der Stadtknecht beherrschte sich nur mühsam, verabschiedete sich mit einem knappen Gruß und verließ enttäuscht das Haus. Silke hatte er nicht einmal gesehen, geschweige denn ein Dankeswort oder gar einen Kuss von ihr erhalten.
    Während Hinrichs überzeugt war, erneut eine Falle gemeistert zu haben, die man ihm hatte stellen wollen, wuchs in Frauke die Angst. Sie trat auf ihren Vater zu und fasste nach seiner Hand.
    »Bitte, Vater! Wir sollten Stillenbeck verlassen. Wenigstens so lange, wie der Inquisitor hier weilt.«
    Hinrichs mochte es nicht, wenn seine Frau oder seine Töchter sich in Dinge einmischten, die seiner Ansicht nach nur ihn etwas angingen. Daher griff er nach einem der Riemen, die er bereits zurechtgeschnitten hatte, packte seine Tochter und zog ihr das Leder zweimal mit aller Kraft über den Rücken.
    »Ich will nichts mehr davon hören, verstanden! Und nun marsch in die Küche. Deine Mutter hat gewiss Arbeit für dich.«
    Fraukes Rücken brannte wie Feuer, und der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Zwar hatte sie schon früher gelegentlich einen Hieb erhalten, doch so hart hatte der Vater noch nie zugeschlagen. Da er erneut ausholte, verließ sie hastig die Werkstatt und lief in die Küche. Ihre Mutter stand am Herd und erklärte Silke, wie die Gerichte zuzubereiten seien.
    Kaum hatte Inken Hinrichs ihre jüngere Tochter entdeckt, zeigte sie auf den Eimer neben dem leeren Holzschaff. »Du kannst Wasser vom Marktbrunnen holen!«
    Frauke ergriff trotzig den Eimer und ging los. Als sie ihn am Brunnen füllte, spürte sie die Hiebe, die sie von ihrem Vater erhalten hatte, doppelt. Mit zusammengebissenen Zähnen trug sie den Eimer nach Hause. Allerdings hatte sie große Schwierigkeiten, den Eimer so

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