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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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tugendhaften Jungfrau entsprechen.
    Da es draußen regnete, legte sie ihr Schultertuch um, nahm den Korb und eilte zum Marktplatz.
    Dort warteten die Bauern und Bäuerinnen der Umgebung bereits auf Kundschaft. Sie waren besser gegen den Regen geschützt als die Städterinnen und hatten zum Teil sogar Planen über ihre Feldfrüchte gespannt. Das Landvolk nützte die Tatsache, dass die Käuferinnen rasch wieder ins Trockene wollten, weidlich aus und verlangte höhere Preise als sonst.
    Da Frauke nicht in Verdacht geraten wollte, Geld abzuzweigen und für sich zu verwenden, feilschte sie erbittert und wechselte zweimal den Stand, weil man ihr die Sachen nicht zum gewünschten Preis verkaufen wollte. Dadurch wurde sie trotz des festen Schultertuchs nass bis auf die Haut.
    Als sie den letzten Kohlkopf erstanden hatte und nach Hause zurückkehren wollte, verlegte ihr jemand den Weg. Frauke blickte auf und erkannte Gerlind Sterken. Die Bürgermeisterstochter trug einen Lodenumhang mit Kapuze, in dem sich der Regen leichter ertragen ließ als mit einem Schultertuch.
    Mit einem Becher Wein in der Hand sah sie sie spöttisch an. »Du kannst deiner Schwester sagen, dass ich ganz vorne stehen werde, wenn sie sich auf dem Scheiterhaufen windet!« Mit diesen Worten stellte Gerlind der verhassten Handwerkertochter ein Bein.
    Frauke wäre beinahe gefallen, doch da fasste sie ein junger Mann am Arm und hielt sie fest. Gleichzeitig bedachte er Gerlind mit einem strafenden Blick. Diese wandte sich jedoch mit einem Achselzucken ab und ging weiter.
    »Bei manchen Menschen fragt man sich, was Gott sich gedacht haben mag, seine Kinder so zu schaffen«, sagte Fraukes Helfer, in dem sie erst jetzt den mädchenhaft aussehenden Jüngling aus dem Gefolge des Inquisitors erkannte.
    Auch wenn er ihr auf den ersten Blick sympathisch erschien, war Frauke sich dessen sehr bewusst und beschloss, ihn deswegen nicht zu mögen. Doch natürlich durfte sie sich ihre Abneigung nicht anmerken lassen. Sie lächelte.
    »Ich danke Euch, dass Ihr mich festgehalten habt. Ich wäre sonst samt meinem Korb gestürzt.«
    »Ich habe es gern getan. Mein Name ist übrigens Lothar Gardner. Mein Vater ist Jurist und Berater des neuen Fürstbischofs«, stellte Lothar sich vor.
    Seine Gedanken rasten, denn von seinem Vater hatte er erfahren, dass Jacobus von Gerwardsborn ein warnendes Fanal an alle Ketzer setzen wollte, damit sie von ihrem Irrglauben abließen und in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrten.
    »Du bist doch die Tochter des Gürtelschneiders Hinrich Hinners?«, fragte er leise.
    »Mein Vater heißt Hinner Hinrichs«, korrigierte Frauke ihn.
    »Den meine ich!«, fuhr Lothar unbeeindruckt fort. »Ich will dich und deine Familie warnen. Verlasst so rasch wie möglich diese Stadt und bleibt so lange fort, wie Seine Exzellenz sich hier aufhält.«
    Mit dem Gefühl, bereits zu viel gesagt zu haben, wandte er sich ab und ließ Frauke ohne ein Wort des Abschieds stehen.
    Das Mädchen sah ihm verwirrt nach und fragte sich, wie ernst sie seine Warnung nehmen sollte. Auf jeden Fall musste ihr Vater davon erfahren. Froh, mit ihren Einkäufen fertig zu sein, schleppte Frauke ihren Korb nach Hause, setzte ihn dort auf dem Tisch ab und eilte triefnass, wie sie war, in die Werkstatt.
    »Vater, ich muss dir etwas sagen«, setzte sie an, wurde aber von Hinrichs barsch unterbrochen.
    »Zum Teufel noch mal! Bist du närrisch geworden? Du tropfst mir das ganze Leder voll, das ich von Sterken auf Kommission erhalten habe. Ohnehin sind nicht genug gute Stücke dabei, die ich verarbeiten kann. Wenn die sich durch deine Dummheit verfärben, kann ich weniger als die Hälfte der Gürtel machen, die Sterken von mir verlangt, und muss den Rest auf eigene Kosten fertigen.«
    Unter der zornigen Stimme des Vaters zuckte Frauke zusammen. Trotzdem erschien ihr Lothars Warnung zu wichtig, um noch länger damit hinter dem Berg zu halten. »Es ist wegen des Inquisitors. Ich habe jemanden aus seinem Gefolge auf dem Markt getroffen. Er rät uns, sofort die Stadt zu verlassen.«
    Hinrichs schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Du bist noch dümmer, als ich dachte. Das ist doch nur eine List, mit der Gerwardsborns Leute versuchen, uns, die Brüder der wahren Erkenntnis, zur Flucht zu verleiten, damit sie uns abfangen können. Du hast diesem Kerl doch hoffentlich nichts gesagt, was uns verraten könnte?«
    »Nein, natürlich nicht.« Frauke begriff, dass jedes weitere Wort

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