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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sinnlos sein würde, und kehrte in die Küche zurück. Es blieb ihr wohl nur zu beten, dass ihr Vater recht behalten würde und Lothar Gardner seine Warnung auf Befehl des Inquisitors ausgesprochen hatte, um herauszufinden, wer zu den Täufern gehörte und wer nicht. Insgeheim aber wusste sie, dass dem nicht so war. Dafür hatte Lothar zu aufrichtig geklungen. Aber da ihr Vater sich anders entschieden hatte, konnte sie nichts mehr tun.

7.
    J acobus von Gerwardsborn hatte es nicht nötig, die Menschen mit falschen Warnungen zu verunsichern. Er wartete in dem Bewusstsein ab, dass sich früher oder später ein Opfer in dem von ihm geknüpften Netz verfangen würde. Auch wenn Magnus Gardner und dessen Sohn Lothar seine Methoden ablehnten, so gab es in seinem Gefolge genug willige Helfer, und die wusste er an den richtigen Stellen einzusetzen.
    Nur einen Tag nachdem Lothar Frauke die Warnung hatte zukommen lassen, saß Magister Ingo Rübsam in der Wachstube an einem der Stadttore und musterte die Menschen, die in die Stadt wollten. Den meisten gönnte er keinen zweiten Blick. Ein Mann jedoch stach ihm ins Auge. Obwohl dieser sich gelassen zu geben versuchte, verriet er Zeichen von Nervosität, die einem geübten Auge nicht entgingen. Außerdem hatte er die breite Krempe seines Hutes so tief ins Gesicht gezogen, dass er kaum zu erkennen war.
    Einem anderen wäre er trotzdem nicht aufgefallen, doch der Inquisitor hatte seinen Stab gut ausgebildet und sich zudem Beschreibungen und Bilder von bekannten Ketzern beschafft. Daher winkte der Magister einen seiner Waffenknechte zu sich.
    »Siehst du diesen Mann dort mit dem schwarzen Hut?«
    »Ja!«
    »Verhaftet ihn, aber so unauffällig, dass niemand etwas merkt.«
    Der Soldat nickte und verließ die Wachstube. Draußen war es dem Fremden gerade gelungen, die Torwache zu überzeugen, dass er ein harmloser Reisender sei. Als er jedoch weitergehen wollte, trat Gerwardsborns Mann ihm in den Weg.
    »Noch einen Augenblick!«
    Der Mann drehte sich scheinbar gelassen um. Seine Augenlider flatterten jedoch, und er ballte die Fäuste, als wollte er sich gegen einen möglichen Angriff zur Wehr setzen.
    »Was gibt es?«, fragte er.
    »Der Stadtkämmerer hat befohlen, dass Fremde, die ohne Waren in die Stadt kommen, ihren Beutel vorzeigen sollen. Es gilt, einige Fälle von Falschmünzerei aufzudecken.«
    Der Mann atmete auf. »Mein Geld ist gut! Allerdings habe ich nicht viel bei mir. Gerade so viel, dass es für die nächsten zwei Wochen reicht. Danach muss ich wieder zu Hause sein.«
    »Und wo kommst du her?«, fragte der Soldat.
    Der Mann zögerte kurz und nannte dann den Namen einer Stadt, die in zehn Tagen strammen Fußmarsches erreicht werden konnte.
    »Dann hast du sicher nicht mehr als ein paar Gulden in der Tasche«, sagte der Soldat lachend. »Aber du wirst dein Geld trotzdem herzeigen müssen. Ich will nicht wegen Pflichtvergessenheit gerügt werden.«
    Mit einem Seufzen löste der Fremde die Schnur seiner Geldbörse vom Gürtel und reichte sie dem Soldaten. »Hier, sieh nach! Es sind wirklich nur ein paar Münzen, und keine davon ist falsch.«
    »Das muss der Stadtkämmerer entscheiden. Komm mit!« Der Soldat fasste den Fremden am Ärmel und zog ihn auf die Tür der Wachstube zu.
    Einen Augenblick sah es so aus, als wollte der Mann sich losreißen. Dann aber sagte er sich wohl, dass er sich verdächtig machen würde, wenn er davonlief, und folgte dem Soldaten. Der ließ ihn in die Wachstube eintreten und schloss die Tür hinter ihm. Im nächsten Moment zog er unbemerkt seinen Dolch aus der Scheide und schlug dem Verdächtigen den Knauf so gegen den Schädel, dass dieser ohne einen Laut zu Boden sank.
    »Den hätten wir«, erklärte der Soldat zufrieden.
    »Gut gemacht!«, lobte ihn Rübsam und trat neben den Bewusstlosen. Mit einem Fuß drehte er diesen so, dass er ihm ins Gesicht schauen konnte.
    »Wenn das mal nicht Berthold Mönninck ist, einer der Schüler und Nachfolger von Melchior Hoffmann, dann soll mich der Teufel holen!« Für einen Kirchenmann mochten die Worte des Magisters befremdlich klingen, doch Rübsam war froh, den schon länger gesuchten Erzketzer gefangen zu haben.
    »Es muss Wiedertäufergesindel in Stillenbeck geben, sonst wäre Mönninck nicht hierhergekommen«, sagte der Soldat zufrieden. Da er und seine Kameraden für jeden Ketzer, den sie aufgriffen, drei Schillinge als Belohnung erhielten, hoffte er, dass es recht viele sein würden.
    Es war noch nicht

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