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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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viel Kummer und Leid gebracht hatte.
    »Was ist jetzt? Wo bleibt der Heiland?«, fragte jemand mit durchdringender, beleidigt klingender Stimme. In Fraukes Ohren klang das ganz nach Mieke Klüdemann.
    »Ja, wo bleibt er denn, der Heiland?«, rief ein Mann, dem der Glaube hörbar abhandengekommen war.
    Oben auf dem Podest traten die Täuferführer unruhig von einem Fuß auf den anderen. Bockelson zupfte Knipperdolling am Ärmel und redete leise auf ihn ein. Dieser nickte mehrmals und streichelte dabei den Knauf seines Schwerts, das er auch zu dieser Stunde nicht abgelegt hatte.
    Noch während Frauke sich fragte, wie Matthys und dessen engster Anhang das Ausbleiben des Heilands erklären wollten, trat Bockelson auf Jan Matthys zu.
    »Mag es sein, dass du die Botschaft des Himmels falsch gedeutet hast, Bruder? Du sagtest doch, unser Herr Jesus Christus würde am heutigen Tag im Schall der Posaunen erscheinen.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst! Gott hat sich mir offenbart und mir mitgeteilt, dass sein eingeborener Sohn heute zu uns herniedersteigen wird. Noch ist der Tag nicht zu Ende! Der Heiland wird kommen«, antwortete Matthys mit zuckenden Lippen.
    »Das Gebet unserer Gemeinde kommt dem Klang der Schalmeien gleich. Hingegen ist die Posaune das Instrument des Triumphs! Welch größeren Triumph könnte es geben als die Vernichtung der Ungläubigen, die das neue Jerusalem umschließen!«
    »Weißt du, worauf Bockelson hinauswill?«, wisperte Frauke Lothar zu.
    Dieser schüttelte den Kopf. »Nein, aber er scheint mit Knipperdolling im Bunde zu sein.«
    Beide warteten gespannt.
    Matthys forderte die Menge auf, lauter und mit noch mehr Inbrunst zu beten. Dies geschah auch, doch der Himmel wölbte sich weiterhin wolkenverhangen über der Stadt, ohne dass eine mächtige Hand ihn aufriss und eine Treppe erschien, auf der Jesus Christus herabsteigen konnte.
    Jan Matthys stimmte selbst in die Gebete mit ein und reckte die Arme flehentlich nach oben. »Erscheine, oh Christus, unser Herr, so wie du es mir geweissagt hast!«
    Verzweiflung schwang in seiner Stimme, und er starrte unruhig zum Turm von Sankt Lamberti hoch. Doch wie so vieles andere war die Uhr dort während des Wütens im Februar zerstört worden.
    Knipperdolling stand auf und gesellte sich zu Bockelson, während Bernhard Rothmann ebenso verzweifelt wirkte wie Matthys. Auch er konnte es nicht glauben, dass Jesus Christus seine treuesten Anhänger im Stich ließ.
    »So wird das nichts!«, dröhnte Knipperdollings Stimme über den Platz. »Der Heiland erscheint nicht, um sich unsere Gebete anzuhören, sondern um unsere Feinde zu vernichten. Dies ist mit den Posaunen gemeint, die du, Bruder Matthys, vorausgesagt hast.«
    »So sehe ich es auch«, sprang Bockelson Knipperdolling bei. »Die Nacht steht bevor, und in der Dunkelheit wird der Heiland gewiss nicht vom Himmel herabsteigen.«
    »Die beiden zweifeln Matthys’ Autorität und damit auch seine Macht an!«, erklärte Lothar leise.
    Frauke nickte und sah gespannt zu, wie Matthys in hilfloser Wut die Fäuste ballte. Dann erhob er sich mit einem zornerfüllten Ausruf. »Der Heiland wird kommen, und wenn nicht durch Gebete, so durch Schwerterklang! Macht euch bereit zum Kampf, meine Brüder. Wir greifen die ungläubigen Hunde an!«
    »Das wird ein Gemetzel«, stöhnte Lothar und hielt Helm fest, der unwillkürlich auf das Podium zuging, um sich in die Schar einzureihen, die Matthys zur Stadt hinausführen wollte.
    »Wir können sie besiegen!«, rief der Junge und riss sich los. Doch als er sah, dass auch Isidor und Faustus nach vorne strebten, blieb er stehen und kehrte zu seinen Schwestern und Lothar zurück.
    »So ist es brav!«, lobte Lothar ihn. »Immerhin musst du uns drei arme Weiber beschützen.«
    »Schau, Bockelson redet erneut auf Matthys ein, und Knipperdolling scheucht etliche Männer zurück, die an dem Ausfall teilhaben wollen.«
    Fraukes Stimme lenkte Lothars Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen. Mitten auf dem Marktplatz stand Jan Matthys wie verloren zwischen den Bewaffneten, die sich um ihn geschart hatten. Seine bisherigen Stellvertreter erklärten nun der Menge, dass der Heiland auch ohne sie den Sieg erringen würde.
    Bockelson trat auf Matthys zu. »Gehe hinaus wie Gideon und zerschmettere die Midianiter, so wie Samson die Philister mit seiner Eselskinnbacke zerschmettert hat!«
    Das war ein Todesurteil, auch wenn die meisten der hier Anwesenden noch immer glaubten, Jesus Christus würde

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