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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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murrte Guntram. »Immer wieder muss ich den aufgeblasenen Wicht vor mir sehen, dem wir nicht gut genug waren. Bei Gott, ich wünschte, ich könnte ihm so die Rippen brechen, wie er es verdient!«
    Hans vernahm diesen Ausruf und knirschte mit den Zähnen. Er hatte die Brackensteiner verlassen, weil sie unter den Oberbefehl Philipps von Hessen kommen sollten und er nicht unter einem Lutheraner dienen wollte. Nun stand er neben seinen alten Kameraden gegen einen gemeinsamen Feind, doch der Graben zwischen ihnen war kaum weniger tief als der zu den Wiedertäufern.
    »Da vorne tut sich was!«
    Der Ruf des Mainzer Hauptmanns ließ alle aufhorchen, und Draas trat einen Schritt nach vorne, um besser sehen zu können. »Die Ketzer kommen tatsächlich heraus!«
    »Dabei ist es gleich Abend, und ich habe mich bereits auf einen Becher Wein gefreut, wenn Margret mir einen auf Kredit einschenken will«, stöhnte Guntram und packte seine Hellebarde fester.
    »Viel sind es ja gerade nicht«, knurrte Hans und sah seinen Hauptmann fragend an. »Nehmen wir uns die vor, oder lassen wir den Bracken den Vortritt?«
    Der junge Offizier lachte kurz auf. »Sehen wir so aus, als würden wir hinter anderen zurückstehen wollen? Nein, Männer, wir rücken vor! Ihr Brackensteiner bleibt in der Reserve für den Fall, dass die kleine Truppe dort nur die Vorhut eines großangelegten Ausfalls ist.«
    An diesem Befehl hatten Draas, Moritz und ihre Kameraden zu kauen. Da sie keinen eigenen Offizier vor Ort aufweisen konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich dieser unverschämten Forderung zu beugen.
    »Der Teufel soll die Mainzer holen!«, knurrte Moritz und sah zu, wie das andere Fähnlein im Geschwindschritt vorrückte.
    »Hoffentlich kommen noch mehr Ketzer hinter ihren Mauern hervor. Ich fühle mich sonst völlig unnütz.« Draas spie aus und starrte dann wie alle anderen nach vorne.
    Das Mainzer Fähnlein war den ausfallenden Ketzern um ein Mehrfaches überlegen, dennoch wurde das Ludgeritor von Münster wieder geschlossen. Verwirrt kniff Draas die Augen zusammen. »Die können doch nicht mit den paar Männern einen Angriff wagen!«
    Einer der Landsknechte schlug voller Angst das Kreuz. »Da ist gewiss Zauberei im Spiel. Vielleicht führt sie sogar der Teufel an. Wollen wir nur hoffen, dass wir diesen Tag unbeschadet überstehen und nicht zur Hölle fahren.«
    »Und wenn, fahren die Mainzer vor uns hinab, und wir fallen weich«, spottete Draas. Die ausfallenden Ketzer wurden mittlerweile durch die Mainzer verdeckt, und so konnte er nicht erkennen, was vorne geschah. Da klang eine weit hallende Stimme auf, die Jesus Christus beinahe im Befehlston dazu aufrief, zu erscheinen und die Feinde zu verderben.
    »Die meinen es tatsächlich ernst! Ich dachte, die würden nur kurz herauskommen und sich wieder zurückziehen.« Moritz hatte sich auf einen neben der Straße stehenden Wagen geschwungen, um eine bessere Sicht auf das Geschehen zu haben.
    Rasch folgte Draas ihm und konnte nun ebenfalls verfolgen, was vor dem Tor geschah. Obwohl die Wiedertäufer in der Unterzahl waren, stürmten sie auf die Landsknechte zu. Zwei, drei der Mainzer sanken nieder, aber dann wurden die Ketzer umzingelt, und die Söldner stießen mit ihren langen Piken zu.
    Das, was sich dort abspielte, war kein Kampf, sondern ein Gemetzel. Keinem der Wiedertäufer gelang die Flucht. Als Letzter sank Jan Matthys nieder und wurde von den zornigen Landsknechten in Stücke gehackt.
    Erst nach einer Weile begriffen die Söldner, wen sie getötet hatten. Dann aber hallte ein Schrei weit über das Land. »Wir haben den falschen Propheten erwischt! Der Heiland ist ihm halt doch nicht zu Hilfe geeilt.«
    Draas atmete tief durch und sah dann Moritz an. »Damit dürfte die Sache erledigt sein, was? Nachdem ihr Anführer tot ist, werden die Ketzer wohl kaum mehr den Mut aufbringen, uns zu widerstehen.«
    »Schön wär’s! Aber das glaube ich erst, wenn die Fahne des Bischofs auf dem Turm von Sankt Lamberti weht. Wir haben es nicht mit normalen Menschen zu tun, sondern mit Verrückten, die glauben, die Auserwählten des Herrn zu sein. Ich speie darauf!«
    Moritz machte seine Ankündigung wahr und wartete dann, bis die Mainzer Landsknechte wieder zurückkamen. Der Spott, den er und seine Kameraden sich nun anhören mussten, war kaum mehr zu ertragen, und so war er froh, als endlich der Befehl gegeben wurde, in die Quartiere zurückzukehren.
    Auf dem Rückmarsch traf er auf Hans, der

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