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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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auffordern. Versprecht allen Pardon bis auf die unmittelbaren Anführer. Die meisten Ketzer sind verwirrt und werden sich wieder dem wahren Glauben zuneigen. Auch sind viele von ihnen nicht freiwillig Wiedertäufer geworden, sondern haben sich ihnen nur gezwungenermaßen angeschlossen.«
    »Das ist doch Unsinn!«, fuhr Gerwardsborn auf. »Wer einmal mit dem Gift der Häresie in Berührung gekommen ist, kann nicht mehr davon geheilt werden. Ich sage: Erobert die Stadt und tötet alle, die sich darin befinden, bis zum letzten Kind. Nur so könnt Ihr Gott und die Heilige Jungfrau erfreuen.«
    Einigen der Anwesenden schauderte es bei diesen Worten, und Gardner lag eine geharnischte Antwort auf der Zunge. Der Fürstbischof machte jedoch eine Geste, die ihn schweigen hieß, und wandte sich mit eisiger Miene an den Inquisitor.
    »Wenn Wir so handeln würden, wie Ihr es verlangt, wären Wir nicht besser als die Bewohner der Stadt Karthago, die ihre eigenen Kinder dem Moloch opferten, auf dass er ihnen den Sieg über die Römer geben sollte – was er übrigens nicht tat.«
    Franz von Waldeck zog verärgert die Luft ein und überlegte, was ihn seinem Ziel näher bringen konnte. Da Lothar Gardner mit Sicherheit eine Botschaft aus der Stadt schicken würde, in der er die Lage dort beschrieb, schien es ihm in jedem Fall ratsam, sich mit einer Entscheidung Zeit zu lassen.
    »Meine Herren, wer zu rasch handelt, handelt oft falsch. Wir werden zu gegebener Zeit Unsere Befehle erteilen.«
    Während Gardner seinem Herrn in Gedanken Beifall klatschte, sah Gerwardsborn so aus, als würde er den Fürstbischof am liebsten vor allen Leuten ohrfeigen. Mehr als ein Jahrzehnt hatte er Ketzer gejagt und war stolz darauf, keinen Einzigen geschont zu haben. Nun war er hierhergekommen, um die Belange des Papstes zu vertreten und die Vernichtung der Wiedertäufer in die eigene Hand zu nehmen. Doch Franz von Waldeck benahm sich nicht wie ein Gesalbter des Herrn, sondern wie ein Krämer, der seine Ware schonen wollte, so verfault sie auch sein mochte. Da er aber Waldeck nicht umstimmen konnte, beschloss der Inquisitor, sich an die Hauptleute der Söldner selbst zu wenden. Emmerich von Brackenstein stand bereits unter seinem Einfluss, und er würde gewiss auch die übrigen Offiziere für sich gewinnen.
    Da er noch am gleichen Abend damit anfangen wollte, verließ er nach einer knappen Verbeugung den Raum und wartete draußen auf Wilken Steding, der den Oberbefehl über die bischöflichen Truppen führte.
    »Auf ein Wort, Feldhauptmann«, sprach er den Offizier an.
    Steding drehte sich mit verschlossener Miene zu ihm um. »Ihr wünscht?«
    Es klang nicht gerade ehrfürchtig, denn er fühlte sich Franz von Waldeck mehr verpflichtet als Gerwardsborn, der ständig den sofortigen Sturm auf Münster forderte.
    »Gott, der Herr, ist mit uns, Steding, denn er hat uns den falschen Propheten ausgeliefert. Nun, da Jan Matthys tot ist, sollte der Wille des Herrn befolgt und die Ketzerei in Münster endgültig beseitigt werden.«
    »Das haben wir vor.«
    »Franz von Waldeck zögert jedoch, den Willen des Herrn auszuführen. Daher solltet Ihr es tun!«
    Steding schüttelte bei dieser unverhohlenen Aufforderung den Kopf. »Ich bitte um Verzeihung, Eure Exzellenz, doch ohne den Befehl Seiner Hoheit werde ich nicht zum Sturm blasen lassen.«
    »Das sollt Ihr auch nicht!« Es kostete den Inquisitor Mühe, scheinbar einzulenken. Doch wenn er Steding auf seine Seite ziehen wollte, durfte er den Mann nicht vor den Kopf stoßen. »Aber Ihr könnt den Sturm vorbereiten, auf dass er sofort begonnen werden kann, wenn Waldeck ihn befiehlt.«
    »Wir sind bestens vorbereitet. Tausend Bauern stehen mit Pferd und Wagen bereit, um Schanzarbeiten zu leisten und den äußeren Graben aufzufüllen. Sobald der Befehl erteilt ist, werden sie ans Werk gehen, aber keinen Augenblick eher.«
    »Es ist gut, dass der Fürstbischof einen so ausgezeichneten Feldherrn wie Euch beauftragt hat«, sagte der Inquisitor, um Steding zu schmeicheln. »Er selbst wäre wie ein kleines Kind, das nicht weiß, was es tun soll.«
    »Herr von Waldeck ist Fürstbischof und kein Militär. Aufgaben wie der Sturm auf Münster sind Sache von Männern meines Schlages. Ihr seid ebenfalls ein Mann der Kirche und im Kriegshandwerk unerfahren.«
    Das war eine Zurückweisung, die Gerwardsborn schmerzte, glaubte er sich doch von Gott ausersehen, die Ketzerei zu vernichten und dazu auch Soldaten Befehle erteilen zu

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