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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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es will, doch das Mainzer Fähnlein fordert das Recht, als Erstes plündern zu dürfen.«
    »Untersagt es ihnen!«
    »Das habe ich bereits. Daraufhin wurde ich von den einfachen Landsknechten beschimpft. Eigene Söldner hätte ich dafür Spießruten laufen lassen! Doch der Mainzer Hauptmann verweigert mir dieses Recht, und da der Inquisitor auf seiner Seite steht, kann ich mich nicht gegen den Mann durchsetzen.«

8.
    F rauke gefiel es gar nicht, ihren Bruder plötzlich in Faustus’ Gesellschaft zu sehen. Als die beiden dann auch noch in die Richtung gingen, in der Faustus hauste, folgte sie ihnen mit dem festen Vorsatz, Helm so die Leviten zu lesen, dass ihm Hören und Sehen verging. Nun bedauerte sie es, dass die Stadtoberen den zugewanderten Wiedertäufern zu Beginn die Häuser geflohener Katholiken zugewiesen hatten. Diejenigen, die Münster später erreicht hatten, waren in aufgelassenen Stiften und Klöstern untergebracht worden, in denen sich niemand absondern konnte.
    Als sie das halb verfallene Haus erreichte, öffnete sie kurzentschlossen die Tür und trat ein. Die meisten Räume waren ausgeplündert und unbewohnbar, aber in der Küche erklang die Stimme ihres Bruders, und so ging sie hinüber.
    »Du hast dein Ohr dem Teufel geliehen«, erklärte Helm gerade.
    »Ich wollte es nicht, aber es war stärker als ich!«
    Frauke empfand Faustus’ Stimme als weinerlich und verachtete ihn deswegen noch mehr. Wie es aussah, wollte er bei ihrem Bruder Mitleid erregen, um dann, wenn er Helm davon überzeugt hatte, ihm zu verzeihen, diesen auf verbotene Pfade zu führen.
    »Nicht mit mir«, sagte sie zu sich und trat ein.
    Die jungen Burschen zuckten zusammen, dann aber atmete Helm erleichtert auf. »Ach, du bist es bloß, Frauke.«
    »Bist du noch zu retten?«, fragte sie wütend. »Der Kerl hat dir das Schimpflichste angetan, was einem Knaben oder Mann angetan werden kann, und du behandelst ihn wie einen vertrauten Freund? Hast du etwa vergessen, dass er dich wie ein Stück Abfall in den Schnee geworfen hat?«
    »Natürlich habe ich das nicht vergessen, und ich bin auch nicht Faustus’ vertrauter Freund. Aber Jesus Christus hat gesagt, dass Verzeihen heißt, ihm zu folgen. Deswegen bin ich hier. Ich will mit Faustus reden und nichts anderes! Und ihm geht es genauso. Oder glaubst du, ich würde mich hier noch einmal sinnlos betrinken?«
    Während Faustus entsagungsvoll seufzte, schüttelte Frauke den Kopf. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Na also!«, trumpfte Helm auf. »Also behandle mich nicht wie ein kleines Kind, das nicht weiß, was es tut.«
    Dieser Vorwurf kränkte Frauke, denn schließlich hatte sie nur Helms Wohl im Sinn.
    Das begriff er nun ebenfalls und senkte den Kopf. »Es tut mir leid! Ich hätte dich nicht so harsch anfahren dürfen. Ohne dich und Lotte wäre ich nicht mehr am Leben.«
    »Gut, dass du dich daran erinnerst! Darum rate ich dir zur Vorsicht. Dieser Mann hat dich schon einmal verraten. Wieso bist du so sicher, dass er es nicht noch einmal tut?« Frauke verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Faustus herausfordernd an.
    Der einstige Student wurde unter ihrem Blick immer kleiner, bis er zuletzt zu weinen begann. »Ich habe Angst vor dem, was kommen wird! Die Männer des Bischofs haben erst gestern wieder Leute, die aus der Stadt fliehen wollten, wie tollwütige Hunde erschlagen. Aber Bockelson und die anderen Anführer faseln davon, dass Jesus Christus und der Himmel uns helfen würden. Der Erlöser hat auch Jan Matthys nicht geholfen! Wieso sollte er also ihnen helfen?«
    »Jetzt flenne nicht wie ein Mädchen!«, wies Helm ihn zurecht. »Und du, Schwesterchen, setz dich endlich! Oder nein – du kannst vorher noch das Feuer anfachen und uns einen Beerenaufguss machen. Ich glaube, ein heißer Trunk würde uns guttun.«
    Frauke wollte schon erwidern, Helm oder Faustus könnten dies gefälligst selbst tun. Dann aber zuckte sie die Achseln, blies die Glut an, legte Reisig und anschließend ein paar Scheite nach und hängte den Kessel darüber. Während sie nach einem Beutel mit getrockneten Beeren suchte, sagte sie sich, dass Lothar seinen Haushalt weitaus besser in Schuss hielt als Faustus. Dies musste er allerdings auch, wenn er als Frau gelten wollte.
    »Es wird etwas dauern, bis das Wasser kocht«, sagte sie nach einer Weile. Es war eine Aufforderung an Faustus weiterzureden.
    Obwohl dieser sich schämte, brach alles aus ihm heraus, was sich in all den Jahren in

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