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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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herausholen können. Vielleicht sollten wir Lotte fragen. Für eine Frau besitzt sie ziemlich viel Verstand.«
    »Du!«, drohte Frauke mit dem Zeigefinger, während Faustus den Kopf schüttelte.
    »Lotte zählt doch auch zu diesen fanatischen Weibern, die im Sog von Bockelson hierhergekommen ist.«
    Frauke musste kichern, weil Lothar weder eine Frau war noch ein Anhänger der Täuferführer. Ersteres ging Faustus jedoch nichts an, und sie konnte diesem auch nicht so vertrauen, dass sie ihm ihre und Lothars Pläne verraten würde. Am liebsten wäre es ihr gewesen, ihr Bruder hielte sich von dem davongelaufenen Studenten fern, doch danach sah es zu ihrem Leidwesen nicht aus.

9.
    D amit Lothar von Helms neu erwachter Freundschaft zu Faustus nicht überrascht wurde, wollte Frauke ihm sogleich davon berichten. Vorher aber musste sie nach Hause, um den Rest der ihr aufgetragenen Arbeiten zu erledigen. Zum Glück, dachte sie, wurden sie nicht mehr gezwungen, auf die Wälle zu steigen, um diese zu verstärken. Die Bollwerke erschienen den Täuferführern nun hoch und fest genug. Außerdem schossen die Belagerer immer wieder mit ihren Kanonen auf die Befestigungen, und es würde viele Opfer geben, wenn erneut dort gearbeitet würde.
    Als Frauke später auf Lothars Hütte zuging, hörte sie die eigenen Kanonen krachen. Beinahe wäre sie abgebogen und auf die Mauer gestiegen, um zu sehen, wohin sie feuerten. Dann aber sagte sie sich, dass sie nichts unnütz riskieren sollte, klopfte an Lothars Tür und trat ein.
    Er war gerade dabei, aus den Vorräten, die er für diesen Tag erhalten hatte, ein Mittagessen zu bereiten. Kopfschüttelnd sah Frauke ihm zu und nahm ihm dann den Kochlöffel aus der Hand.
    »Dass du das noch immer nicht gelernt hast!«, sagte sie tadelnd und zeigte ihm, wie es ging.
    Bald aber galten ihre Überlegungen anderen Dingen. »Hast du die Kanonen gehört?«
    »Ich höre sie immer noch«, antwortete Lothar, da es gerade wieder krachte.
    »Worauf schießen sie?«
    »Auf die Leute, die Schanzen auf das Ludgeritor vorantreiben.«
    »Ist das gefährlich?«
    »Für die, die getroffen werden, auf jeden Fall. Aber die Kanonen richten nicht viel aus, denn sie treffen zumeist lockere Erde oder die Schanzkörbe. Zwar behindert der Beschuss die Belagerer, aber sie arbeiten sich immer weiter auf uns zu.«
    Frauke blickte Lothar erschrocken an. »Glaubst du, sie werden die Stadt stürmen?«
    »Wenn sie es jetzt täten, wären sie Narren. Selbst wenn sie den äußeren Graben zuschütten können, müssten sie noch den Wall, den inneren Graben und die Mauer überwinden. Aber sie könnten sich dort festsetzen und versuchen, das Tor in Stücke zu schießen. Im Gegensatz zu uns erhalten sie jederzeit Nachschub.« Lothar seufzte und schüttelte den Kopf. »Wir beide hören uns schon so an, als würden wir wirklich zu Bockelson gehören.«
    »In gewisser Weise ist das ja auch so. Wir befinden uns in der Stadt, und wenn die Bischöflichen stürmen, wissen wir nicht, wie sie uns behandeln werden.«
    Frauke sprach die Sorge aus, die Lothar schon seit geraumer Zeit quälte. Während er selbst heimlich Nachrichten an seinen Vater sandte, gelangte nie eine Antwort zu ihm. Daher erfuhr er nichts von Franz von Waldecks Plänen, und das mochte sich unter Umständen als verhängnisvoll erweisen.
    »Wir werden uns ein Erkennungszeichen ausdenken müssen, das ich nach draußen sende. Vater soll es den Soldaten des Bischofs bekanntgeben, damit sie wissen, dass wir zum Fürstbischof gehören«, erklärte er.
    »Tu das!«, forderte Frauke ihn auf.
    »Ich will es nicht zu früh tun, denn wir wissen nicht, ob Bockelson und seine Leute Spione in der Umgebung des Fürstbischofs haben. Also müssen wir die Lage stets im Auge behalten, um rasch genug handeln zu können.«
    Lothar beschloss, seinem Verstand zu folgen, obwohl ihm das Gefühl sagte, dass er um Fraukes willen seinen Vater bald informieren müsse. Zu seiner Erleichterung gab sich die junge Frau mit seiner Erklärung zufrieden und sprach stattdessen den Grund an, der sie an diesem Abend noch zu ihm geführt hatte.
    »Ich mache mir Sorgen um Helm. Er trifft sich wieder mit Faustus. Der Kerl schwört zwar, keine unlauteren Absichten mehr zu verfolgen, doch ich traue ihm nicht.«
    »Wie kommt Helm dazu?«, fragte Lothar.
    »Er sagte mir, Christus befehle uns, unseren Feinden zu verzeihen.«
    »Das sollte er den Bischöflichen und den Wiedertäufern predigen! Oder lieber nicht, denn die

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