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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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würden ihn im Namen Christi entweder auf den Scheiterhaufen stellen oder köpfen. So viel zur christlichen Nächstenliebe! Manchmal fragt man sich wirklich, ob alle Menschen von Adam und Eva abstammen oder ob nicht doch das Erbe des Brudermörders Kain in uns ruht.«
    Lothar klang so bitter, dass Frauke ihn am liebsten an sich gezogen und getröstet hätte. Sie musste jedoch den Inhalt des Topfes rühren, damit er nicht anbrannte. Trotzdem drehte sie sich kurz zu dem jungen Mann um.
    »Auch dann wären wir Adams und Evas Kinder, denn Kain war wie Abel deren Sohn.«
    »Du hast ja recht! Aber so genau gibt die Bibel in dem Fall nicht Auskunft. Es heißt sogar, Gott hätte Adam vor Eva eine Gefährtin namens Lilith gegeben, diese aber dann verworfen und dafür Eva geschaffen. Vielleicht stammen wir Menschen von Lilith ab und tragen deren Niedertracht im Herzen.«
    »Von einer Lilith habe ich noch nie etwas gehört. Doch selbst wenn sie mit Adam Kinder gehabt hätte, wären diese bei der Sintflut umgekommen. Noah und die Seinen waren doch Evas Nachkommen.«
    Frauke klang entschlossen, um Lothar die Zweifel zu nehmen, die ihn quälten. Dennoch fand er auch in dieser Aussage einen Pferdefuß. »Für Noah und seine Söhne Sem, Ham und Japhet mag dies gelten. Doch was ist mit deren Frauen? Ihre Abkunft ist nicht überliefert. Vielleicht haben sich die Söhne Evas mit Liliths Töchtern gepaart.«
    Frauke wurde diese Diskussion zu spitzfindig, und sie zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht, denn ich bin damals nicht dabei gewesen. Aber ich weiß, dass dein Essen fertig ist. Wo hast du deinen Napf?«
    Als Lothar ihr diesen reichte, füllte sie ihn, merkte aber, dass er nur halbvoll wurde. »Ich hoffe, es reicht für dich, denn es sieht arg wenig aus!«
    »Mehr geben die Ältesten, die die Vorräte verwalten, nicht mehr aus. Man wisse nicht, wie lange die Belagerung dauern würde, hat man mir erklärt.« Lothar wusste, dass er als Frau ohne Anhang galt und daher hinter den Frauen zurückstehen musste, deren Söhne und Ehemänner die Stadt verteidigen konnten.
    Nun sah er Frauke ein wenig kläglich an. »Es tut mir leid, dass es so wenig ist. Ich hätte dich sonst eingeladen, mitzuhalten!«
    »Iss ruhig! Ich bekomme zu Hause genug.« Frauke verschwieg ihm, dass Katrijn beim Kochen das meiste für sich abzweigte und nur ihren Vater und Helm ausreichend versorgte, während für die Mutter, Silke und sie lediglich klägliche Reste blieben.
    »Ich freue mich, dass du hier bist«, erklärte Lothar, während er den Löffel in den undefinierbaren Brei stieß und zu essen begann.
    »Vorsicht, es ist heiß!«, warnte Frauke ihn noch, doch es war zu spät.
    Lothar stöhnte, als der Brei seinen Gaumen versengte, und er konnte gerade noch verhindern, dass er ihn in die Schüssel zurückspuckte. Mühsam schluckte er das Zeug hinunter und trank sofort einen Schluck seines Pfefferminz-Süßholz-Aufgusses nach.
    »So, gelöscht!«, rief er und stellte den Napf erst mal wieder weg. »Ich warte, bis er etwas abgekühlt ist.«
    Dann sah er Frauke lächelnd an. »Verzeih, dass ich dich mit meinen Zweifeln quäle. Dabei sollte ich mir um unsere eigene Situation Gedanken machen und nicht darüber nachsinnen, welche Frauen Noahs Söhne geheiratet haben.«
    »Ich glaube nicht, dass das so leicht zu ergründen ist!« Frauke setzte sich auf sein Bett, zog die Beine an und legte die Arme um sie.
    »Gerüchte besagen, dass nicht der Fürstbischof, sondern der Inquisitor Jacobus von Gerwardsborn die Belagerer anführen soll. Wenn das stimmt, wird es hier ein Blutbad geben, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Dieser Mann wird nicht eher zufrieden sein, bis wir alle tot sind.«
    »Gebe Gott, dass das nicht stimmt!«, rief Lothar erschrocken. »Doch sag, woher weißt du das alles?«
    Ein spitzbübisches Lächeln spielte um Fraukes Lippen. »Bockelson will sich ein Weib nehmen und hat Gertrude van Utrecht zu seiner Ehefrau bestimmt.«
    »Das ist doch Jan Matthys’ Witwe«, unterbrach Lothar sie verwundert.
    Frauke nickte. »Wie es aussieht, will sie die Ehefrau des ersten Propheten bleiben. Auf jeden Fall braucht sie eine Dienerin und ist dabei auf meine Schwester verfallen. Silke berichtet mir alles, was sie im Haus des Propheten erfährt.«
    »Und das sagst du mir erst jetzt?«
    »Silke wurde doch erst gestern in ihr Haus gerufen«, antwortete Frauke leicht beleidigt. »Auch heute ist sie Gertrude wieder zu Diensten. Ich bin gespannt, was sie mir

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