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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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den beiden anderen soll eines den Brackensteinern und das andere den Mainzer Söldnern übergeben werden«, erklärte Gerwardsborn.
    Prompt brachen einige der Landsknechte, die sich vor Graf Emmerichs Unterkunft versammelt hatten, in Jubel und Hochrufe aus. Der Inquisitor sah zufrieden zu, wie das kleine Fass ins Haus getragen wurde und die Landsknechte sich um die anderen Fässer scharten. Jeder hielt einen Becher oder ein anderes Trinkgefäß in der Hand und wartete sehnsüchtig darauf, es unter den Spundhahn halten zu können.
    Gerwardsborns Zufriedenheit wuchs noch, als er sah, dass Magister Rübsam, Bruder Cosmas und andere Männer aus seinem Gefolge sich geschickt unter die Söldner mischten und schon bald zu deren Wortführern wurden. Neben ihm wurde Emmerich von Brackenstein bereits unruhig, doch er wartete, bis der Hauptmann der Mainzer und zwei weitere Hauptleute erschienen. Bei ihrem Eintreten befahl er seinen Dienern, die Pokale zu füllen.
    Kurz darauf war ein scharfes Zechen im Gange, dem Gerwardsborn sich geschickt entzog. Er liebte es, die Zügel in der Hand zu halten und selbst zu bestimmen, wie mit den Ketzern umgegangen werden sollte. Daher forderte er die Offiziere auf, beim Sturm auf die Stadt keine Gnade walten zu lassen.
    »Das tun wir auch nicht!«, rief Brackenstein mit schwerer Stimme. »Diese Hunde sind daran schuld, dass ich hier in diesem Loch hausen muss. Hätten sie sich nicht gegen Gott und die Welt erhoben, könnte ich auf den Besitzungen meines Oheims weilen und mich dort aller Annehmlichkeiten erfreuen.«
    »Genauso ist es! Diese Ketzer haben sich gegen Gott und die Welt erhoben und müssen bestraft werden.« Gerwardsborn nützte den Unmut des jungen Mannes aus und schlug schließlich auch die anderen Hauptleute in seinen Bann.
    »Wenn der Befehl erteilt wird, werde ich sofort zum Sturm antreten lassen«, rief der Mainzer mit lauter Stimme.
    Gerwardsborn wandte sich mit einem erwartungsfrohen Lächeln zu ihm. »Der Befehl zum Sturm wurde heute erteilt. Doch Steding hält ihn zurück, weil er noch länger der Feldhauptmann des Fürstbischofs bleiben will. Fiele die Stadt, müsste er diesen Posten und damit auch die Dotation aufgeben, die er dafür erhält.«
    »Ich sage Euch, Wilken Steding ist ein elender Zauderer. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich Münster längst eingenommen!«, rief Emmerich von Brackenstein aus.
    Zwar besaß er keinerlei Erfahrung im Krieg, verfügte aber über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Verdächtig schwankend, zog er sein Schwert und fuchtelte damit herum. »Zeigt mir einen Ketzer, damit ich ihn erschlagen kann!«
    Lächelnd wies der Inquisitor durch das Fenster auf die nahe Stadt. »Dort drüben warten genug Ketzer darauf, ihr Leben zu verlieren!«
    Emmerich von Brackenstein stieß einen Kriegsruf aus, stolperte aus dem Haus und rief nach Moritz.
    »Die Brackensteiner sollen antreten!«, herrschte er den Unteroffizier an, als dieser sich aus der Traube der Zecher gelöst hatte.
    »Gibt es Sold?«, fragte ein Landsknecht. Auf diese Worte hin sammelten sich alle Brackensteiner um ihren Hauptmann.
    Emmerich von Brackenstein deutete mit seinem Schwert Richtung Stadt. »Wir werden Münster erobern, und zwar jetzt auf der Stelle! Brackensteiner, mir nach!«
    Dann stiefelte er los, ohne sich zu vergewissern, ob seine Männer ihm folgten. Diese wussten nicht, was von der Sache zu halten war, und sahen sich verwirrt um.
    Da stupste Magister Rübsam Guntram an. »Was zögert ihr, wenn euer Hauptmann euch einen Befehl erteilt?«
    Der Unteroffizier versuchte, den Nebel zu vertreiben, den der unmäßig genossene Wein um seinen Kopf gelegt hatte, zuckte dann aber mit den Schultern und holte seine Hellebarde. »Ihr verdammten Hunde! Habt ihr nicht gehört, dass der Hauptmann euch einen Befehl erteilt hat? Vorwärts jetzt! Wer zurückbleibt, ist ein Hundsfott!«
    Damit setzte sich auch Guntram in Bewegung und holte Emmerich von Brackenstein bald ein.
    Jetzt gab es auch für die anderen kein Halten mehr. Nicht nur die Brackensteiner, sondern auch die Mainzer Landsknechte und etliche Männer aus anderen Fähnlein eilten hinter den beiden her. Einige hatten sogar ihre Waffen vergessen und hielten stattdessen noch ihre Becher in der Hand.
    Auch Moritz fand sich mitten in der Menge wieder und lief auf Münster zu, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass es falsch sei und er besser zurückbleiben sollte. Er war jedoch Soldat genug, um zu wissen, dass einem Befehl

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