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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gehorcht werden musste, so sinnlos er einem auch erschien. Auf dem Weg zur Stadt versuchte er, Ordnung in den regellos marschierenden Haufen zu bringen. Doch die Männer drängten wie eine Herde Schafe vorwärts und brüllten die übelsten Drohungen zur Stadt hinüber.
    Ein überraschender, gut geordneter Angriff hätte vielleicht Erfolg haben können. Doch die vom Lärm der betrunkenen Landsknechte aufgescheuchten Stadtwachen schlugen sofort Alarm. Gleich darauf riefen die Trommeln und Signalhörner die Verteidiger auf ihre Posten. Heinrich Krechting führte die Männer zum Ludgeritor und stieg nach oben, um sich einen Überblick zu verschaffen. Zuerst erschreckte ihn die Menge der anstürmenden Landsknechte. Dann aber bemerkte er, wie Einzelne über die eigenen Füße stolperten und andere darüber lachten.
    »Die Kerle sind stockbesoffen!«, rief er Bockelson und Knipperdolling zu, die ebenfalls am Tor erschienen waren.
    »Werden sie die Stadt stürmen?«, fragte Jan Bockelson van Leiden, der in seiner Erregung ganz vergaß, dass er dies als Prophet des Herrn eigentlich wissen müsste.
    Heinrich Krechting musterte den regellosen Haufen und spie über die Mauer in den Graben. »Solange ich hier stehe, kommt keiner von denen in die Stadt!« Er überlegte kurz, stieg dann wieder nach unten und forderte die Torwache auf, das Tor zu öffnen.
    »Ist das klug?«, fragte Bockelson besorgt.
    »Ich werde unsere Feinde ein wenig dezimieren. Handrohrschützen zu mir!«
    Der Befehl galt auch Hinner Hinrichs, der wie alle anderen Wiedertäufer zu den Waffen gerufen worden war, um die Stadt zu verteidigen. Gemeinsam mit seinen Kameraden marschierte er durch das Tor und sah jenseits des Grabens den Feind.
    »Ihr feuert gliedweise und zieht euch sofort nach hinten zurück, um neu zu laden«, befahl Krechting.
    »Und noch etwas!«, rief Bockelson von hinten. »Jeder von euch, der heute fällt, wird an der Seite Jesu Christi vom Himmel steigen und sich wieder mit uns vereinen.«
    Trotz dieser Versicherung schlug Hinner Hinrichs das Herz bis unter die Schädeldecke. Gleichzeitig verfluchte er Katrijn, die dafür gesorgt hatte, dass er Handrohrschütze geworden war. Dies hatte ihr weniger gefährlich gedünkt, als wenn er mit einem Spieß oder Schwert in der Hand dem Feind von Angesicht zu Angesicht würde gegenüberstehen müssen. Doch nun waren ausgerechnet die Schützen an der Reihe, als Erste auszurücken. Voller Wut auf die Angreifer, stellte er seine Gabel auf den Boden, legte die Waffe auf und richtete den Lauf auf die Feinde.
    Im letzten Augenblick erinnerte er sich noch daran, dass er die Lunte anblasen und etwas Pulver auf das Zündloch geben musste. Rasch holte er beides nach und hörte fast im gleichen Augenblick den Befehl zum Feuern.
    Die Salve klang unregelmäßig, doch der Hagel aus Blei fuhr wie die Sichel eines Schnitters in die Landsknechte. Noch während Hinrichs staunend zusah, wie die Feinde fielen, trat er einige Schritte zurück und lud sein Handrohr neu. Das nächste Glied feuerte, und erneut stürzten Söldner zu Boden. Doch noch immer stürmten die Brackensteiner und Mainzer vorwärts.
    Nach drei weiteren Salven zog Krechting die Schützen zurück und erteilte den Pikenieren den Befehl, auf die Brücke vorzurücken. Der Feind hatte unterdessen den äußeren Graben und den Wall überwunden, wurde nun aber auf der Brücke wie in einem Flaschenhals zusammengepresst. Die Verteidiger standen lockerer und vermochten daher ihre Waffen gut zu führen.
    Moritz war bislang vorne mitmarschiert, begriff jetzt aber, dass sie keine Chance hatten, die Brücke zum Tor zu nehmen. Verzweifelt drängte er sich zu Emmerich von Brackenstein durch.
    »So hat es keinen Sinn, Hauptmann! Die Unseren stehen dicht an dicht und behindern sich gegenseitig, während die Ketzer uns mit ihren langen Spießen den Garaus machen.«
    Moritz schrie gegen den Lärm an, dennoch verstand Brackenstein nur die Hälfte und auch diese noch falsch. Mit dem Schwert in der Hand feuerte er die Landsknechte an, vorzudringen, und wurde selbst mit auf die Brücke zugeschoben.
    Einst hatte Arno beim Brackensteiner Fähnlein gedient und dabei oft genug vor Graf Emmerich den Nacken beugen müssen. Als er diesen jetzt unter den Landsknechten eingekeilt sah, spuckte er in die Hände, nahm einem der eigenen Söldner die Pike ab und rammte dem jungen Edelmann die Spitze mit aller Kraft in den Leib.
    »Verrecken sollst du, du Schweinehund!«, rief er dabei

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