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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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angelockt hatte. Zwar hatte er nicht alles verstehen können, aber eines hatte er klar und deutlich gehört: Franz von Waldeck war bereit, zum Sturm auf Münster antreten zu lassen. Auf diesen Augenblick hatte der Inquisitor lange schon gewartet.

14.
    W ilken Steding war ein erfahrener Landsknechtsführer und wusste seine Vorteile abzuwägen. Im Normalfall hätte er einen Sturm zu einem so frühen Zeitpunkt einer Belagerung abgelehnt. Doch der Befehl des Fürstbischofs wog schwer. Zudem saß ihm gerade ein Mann gegenüber, dessen Einfluss groß genug war, um ihm in Zukunft schaden zu können.
    »Ihr meint, die Ketzer in Münster wären unter sich zerstritten?«, fragte er Jacobus von Gerwardsborn.
    Nachdem Bruder Cosmas dem Inquisitor die Nachricht von dem misslungenen Mordanschlag auf Franz von Waldeck und dessen Befehl zum sofortigen Sturm überbracht hatte, war Gerwardsborn ins Feldhauptquartier geeilt, um Franz von Waldecks Befehl den nötigen Nachdruck zu verleihen. Der Inquisitor wusste genau, dass der Fürstbischof den Angriff auf die Stadt verschieben würde, sobald er sich wieder beruhigt und nachgedacht hatte. Daher musste der Sturm so rasch wie möglich erfolgen. Ein paar Fässer Wein, die auf seinen Befehl hierhergeschafft werden sollten, würden ihm dabei gute Dienste leisten.
    »Ich meine nicht nur, dass die Ketzer zerstritten sind, sondern ich weiß es. Warum sonst würden so viele von ihnen versuchen, sich heimlich aus der Stadt zu schleichen?«
    »Vielleicht wurden sie geschickt, um Verbündete zu suchen«, antwortete Steding.
    »Verbündete!« Gerwardsborn lachte. »Wer sollte ihnen noch helfen angesichts der Macht der heiligen Inquisition, die erfolgreich alle Kräfte einsetzt, um diese wiedertäuferischen Hunde zu jagen, zu fangen und zu bestrafen?«
    »Das mag sein! Doch die Mauern von Münster sind verdammt fest. Wir konnten mit unseren Kanonen bislang noch keine Bresche schießen, sondern mussten uns oft genug zurückziehen, wenn die Ketzer uns aufs Korn genommen haben. Auch lassen sich die Schanzen nur unter großen Schwierigkeiten vorantreiben. Jeder Soldat, der schon einmal eine Belagerung mitgemacht hat, weiß, wie schwer es sein wird, in die Stadt einzudringen.«
    »Ihr werdet den Befehl des Fürstbischofs befolgen!« Für Gerwardsborn zeigte Wilken Steding zu wenig Angriffsgeist, und so beschloss er, sich auch jetzt wieder an die Hauptleute der einzelnen Fähnlein und an die Landsknechte selbst zu wenden. Er verabschiedete sich von dem Feldhauptmann und suchte das Söldnerlager vor dem Ludgeritor auf.
    Emmerich von Brackenstein begrüßte ihn wie einen lange entbehrten Freund. Seit der Fürstbischof ihn an diesen Ort geschickt hatte, kam der junge Edelmann sich wie ein Verbannter vor und war froh, Gerwardsborn zu sehen. Sofort lud er den Inquisitor in sein Quartier ein, ein aus Holz errichtetes Haus mit strohgedecktem Dach, das er eine elende Hütte nannte. Er bewohnte es allein mit seinen vier Dienern, während die fast zweihundert Söldner seines Fähnleins sich mit fadenscheinigen Zelten zufriedengeben mussten.
    »Ich wünschte, ich könnte Eurer Exzellenz wenigstens einen trinkbaren Wein vorsetzen, doch der Kellermeister des Fürstbischofs hat mein Ansuchen auf ein Fass guten Rheinweins nicht einmal beantwortet«, erklärte er seinem Gast mit Leichenbittermiene.
    Auf Gerwardsborns Lippen erschien ein zufriedenes Lächeln. Wie es aussah, kam er gerade zur rechten Zeit. »Mit einem guten Tropfen kann ich dir dienen, mein Sohn. Es wird heute noch ein Fuhrwerk mit mehreren Fässern kommen. Das große Fass ist für deine Soldaten, das kleinere nimm als Freundschaftsgabe von mir entgegen.«
    Brackenstein atmete erleichtert auf. »Ihr seid ein wahrer Freund, Euer Exzellenz, im Gegensatz zu Waldeck, wie ich leider sagen muss. Nie wäre ich hierhergekommen, wenn ich gewusst hätte, wie verächtlich ich von diesem Fürstbischof behandelt werde.«
    »Ich freue mich, dir diesen Gefallen tun zu können«, antwortete Gerwardsborn, ohne auf die Klagen seines Gegenübers einzugehen. In Gedanken trieb er den Fuhrknecht an, seine Ochsen anzustacheln. Je eher der Wein hier war, umso eher konnte er Brackenstein und den Hauptmann der Mainzer dazu bewegen, zum Sturm blasen zu lassen.
    Zur Erleichterung des Inquisitors erschien kurz darauf Magister Rübsam und meldete, dass die Fuhre Wein angekommen wäre.
    »Lasst das Fässlein mit dem guten Burgunder hierher in das Quartier des Hauptmanns bringen. Von

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