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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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würden auch weiterhin zu ihren Gunsten eingreifen.
    Mit der Zeit wurde den einfachen Menschen die Nahrung angesichts der schwindenden Vorräte so knapp zugemessen, dass es kaum noch zum Überleben reichte, aber in den Häusern der Anführer wurde noch immer kräftig aufgetischt. Daher vermochte Silke ihrer Schwester regelmäßig Brot, Wurst oder ein Stück Braten zuzustecken.
    »Wir können zufrieden sein«, sagte Frauke nach einiger Zeit zu Lothar. »Jetzt haben wir so viele Lebensmittel versteckt, dass sie mehrere Wochen für uns alle reichen dürften. Solange wir auch von den städtischen Vorräten etwas erhalten, werden wir im Winter nicht verhungern.«
    »Wenn wir etwas bekommen!«, wandte Lothar ein. »Ich musste gestern mithelfen, das Getreide im Kornspeicher zusammenzukehren. Es ist nicht mehr viel da, und seit die Bischöflichen sämtliche Wege gesperrt haben, kommt auch kein Bauer mehr mit frisch gedroschenem Getreide in die Stadt.«
    »Wir werden es schaffen«, antwortete Frauke optimistisch.
    Dann sah sie, dass Lothar sein Schultertuch umlegte und in die Holzschuhe schlüpfte. »Was machst du jetzt?«
    »Ich muss mithelfen, die Mauer im Osten auszubessern. Zwar hat der Beschuss der Bischöflichen kaum Schaden angerichtet, aber Bockelson und seine Leute wollen uns nicht untätig sehen. Wäre deine Mutter nicht so krank, müssten wir beide mitarbeiten. So aber darfst du hierbleiben.«
    »Eigentlich war es so gedacht, dass wir uns abwechseln«, wandte Frauke ein.
    Lothar lächelte sie verschmitzt an. »So passt es aber besser. Immerhin bist du die Tochter und ich nur die vorgebliche Schwiegertochter. Da ist es verständlich, dass du dich um deine Mutter kümmerst. Wie geht es ihr eigentlich? Sie müsste doch bald niederkommen?«
    Frauke nickte bedrückt. »Es ist an der Zeit, wenn ich richtig gerechnet habe. Aber sie will weder eine Hebamme bei sich sehen, noch sagt sie mir, wie sie sich fühlt.«
    »Es wird schon gutgehen!« Etwas anderes fiel Lothar nicht ein.
    Er küsste Frauke auf die Wange und machte sich auf den Weg. Vor der Ostmauer reihte er sich in den Strom der Frauen und Kinder ein, die dorthin unterwegs waren. Nicht alle sahen glücklich aus, denn bei der Arbeit zwischen dem Mauritius- und dem Servatiustor würden sie ins Schussfeld der Feinde geraten, und einige würden den Tag nicht heil überstehen. Zwar erklärten Bockelson und die Prediger, dass jeder, der bei der Verteidigung von Neu-Jerusalem starb, ungesäumt in den Himmel auffahren und gemeinsam mit Jesus Christus auf die Erde zurückkehren würde. Doch die Mehrzahl hing an diesem Leben und hoffte, Jesus Christus unversehrt begrüßen zu dürfen. Am meisten aber fürchteten die Menschen hier oben, dass ein Geschoss ihnen ein Bein oder einen Arm zerschmetterte und sie über Wochen das Krankenlager nicht würden verlassen können.
    Für Lothar war die Gefahr noch weitaus größer als für die Frauen. Wenn er verletzt und als Mann erkannt wurde, war es nicht nur um ihn geschehen, sondern auch um Frauke, Helm, Faustus und wahrscheinlich auch um Inken Hinrichs und deren Mann. Daher stieg er mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf die Mauer und blickte zum nächstgelegenen Feldlager der Bischöflichen hinüber. Die festen Blockhütten wiesen darauf hin, dass Franz von Waldeck nicht aufgeben wollte. Doch mehr als die Hütten fiel ihm der Reiter ins Auge, der sich ein Stück außerhalb der Reichweite der städtischen Kanonen auf einem Hügel aufhielt. Das schwarze Maultier, die schwarze Kleidung und der sich im Herbstwind bauschende schwarze Umhang verrieten ihm, dass es sich um Jacobus von Gerwardsborn handelte, und er schüttelte sich.
    »Ist etwas mit dir, Lotte?«, fragte eine Nachbarin besorgt.
    Lothar schüttelte den Kopf. »Nein, mir geht es gut. Ich sehe nur diesen Mann dort auf dem schwarzen Pferd. Er sieht aus wie ein Reiter der Apokalypse.«
    »Das ist er auch!«, vernahm er da Arnos Stimme.
    Nachdem der Söldner sich bei Mollenheckes misslungenem Aufstand frühzeitig abgesetzt hatte, zählte er wieder zu Heinrich Krechtings besten Unteranführern.
    Nun wies er auf Gerwardsborn. »Das ist ein Diener des Satans, der schon viele brave Leute mit dem Vorwurf, sie seien Ketzer, ums Leben gebracht hat. Jetzt wittert er weitere Beute. Aber da bleibt ihm das Maul sauber. Wir hauen die Belagerer in Stücke, und zuletzt kommen auch Waldeck und sein Inquisitor an die Reihe!«
    »Wollen wir es hoffen!« Lothar nickte Arno kurz zu und ging an die

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