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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Antwort erhalten hatte, ihre Mutter erneut, ob sie etwas für sie tun könne. Doch Inken Hinrichs starrte nur vor sich hin. Noch einmal sprach Silke sie an, gab dann aber auf, als sie keine Antwort erhielt, und kehrte zu den anderen zurück.
    »Ich habe versucht, mit ihr zu reden, es ist unmöglich«, sagte sie traurig zu Frauke.
    Ihre Schwester nickte bedrückt. »So ergeht es mir auch. Selbst mit Helm spricht sie nicht mehr.«
    »Sie ist verrückt!«, erklärte Helm bitter. »Mir scheint es, als habe sie Haugs Tod nicht verkraftet. Als sie Vater und mich schließlich wiedergefunden hatte, war die andere Frau im Haus, und das hat ihr den Rest gegeben. Seitdem hasst sie die ganze Welt.«
    »Es tut mir leid, dass es so gekommen ist.« Obwohl Lothar nicht das gesamte Ausmaß der Schrecken kannte, die Inken Hinrichs und ihre Töchter im Kellerkerker des Klosters hatten ertragen müssen, schrieb er ihren Zustand dem Inquisitor und dessen Männern zu.
    Ausgerechnet diese Ungeheuer befanden sich im Gefolge des Bischofs draußen vor der Stadt, und das hieß für Lothar, doppelt auf Frauke und deren Familie achtzugeben. Sobald die Stadt erobert wurde, durften sie nicht in die Nähe dieses gefährlichen Menschen geraten. Darüber aber konnte er nur mit Frauke sprechen, denn die anderen schienen noch immer zu glauben, der Himmel würde sich Bockelson und den Wiedertäufern zuneigen.
    Silke trat zur Tür und drehte sich dort noch einmal um. »Ich gehe jetzt. Aber ich weiß nicht, ob ich beim nächsten Besuch noch einmal etwas zu essen mitbringen kann. In Bockelsons Haus und dem, in dem er mich samt seinen anderen Weibern untergebracht hat, passen sie nun besser auf die Vorräte auf. Letztens wurde ein Diener enthauptet, weil er etwas Brot aus dem Haus schmuggeln und zu seiner Familie bringen wollte.«
    »Riskiere nichts!«, bat Frauke sie. »Wir kommen auch so zurecht.«
    »Faustus und ich erhalten, wenn wir Wache stehen müssen, immer ein Stück Brot und einen Becher Bier. Daher können Mutter, Frauke und Lotte zu Hause mehr essen als wir.«
    Helm wusste selbst, dass die Portionen, die sie bekamen, nicht einmal für ein Kind gereicht hätten. Daher kehrten Faustus und er abends fast genauso hungrig in die Hütte zurück, wie sie diese verlassen hatten. Bislang war es ihnen gelungen, ihren Speiseplan mit den Sachen aufzufüllen, die Silke ihnen zugesteckt hatte, aber darauf würden sie nun verzichten müssen.
    »Behüte euch Gott! Ich komme morgen wieder!« Silke verließ die Hütte und machte sich auf den Rückweg zum Domplatz.
    Die anderen blieben in trübe Gedanken verstrickt zurück. Als Frauke später noch einmal nach ihrer Mutter sah, schlief diese, bewegte sich aber unruhig und stieß mehrfach klagende Laute aus.
    Frauke wollte sie nicht wecken und kehrte traurig in den Küchenteil der Hütte zurück.

13.
    I n der Nacht glaubte Frauke ein Geräusch zu hören. Sie richtete sich auf und lauschte. Aber es blieb alles still bis auf Helms und Faustus’ leise Schnarchgeräusche, die aus der anderen Ecke des Raumes zu ihr drangen, während von Lothar nichts zu hören war. Die drei Männer schliefen auf Decken vor dem Ofen, während sie selbst Lothars altes Bett erhalten hatte. Frauke hätte sich eine bessere Unterkunft gewünscht, aber sie wusste auch, dass viele der holländischen und friesischen Wiedertäufer in Münster schlechter hausten als sie. Aus Mangel an verfügbarem Wohnraum hatte man diese zuletzt im Kloster Niesing und im Fraterherrenhaus untergebracht, doch diese Gebäude reichten für so viele Menschen nicht aus.
    Verwundert, weil ihre Gedanken sich zu Dingen verstiegen, die sie nicht ändern konnte, horchte Frauke noch einmal und legte sich dann wieder hin. Doch es dauerte eine Weile, bis sie einschlief. Wie in jeder Nacht quälten sie üble Träume, die immer damit endeten, dass sie und Lothar zuletzt auf einem Scheiterhaufen zusammengebunden waren und durch die auflodernden Flammen in das zufriedene Gesicht des Inquisitors Gerwardsborn starrten.
    An diesem Morgen erwachte sie erst, als Lothar sie an der Schulter fasste und sanft rüttelte. »Es ist bereits spät! Wir müssen uns beeilen, damit ich rechtzeitig zur Mauer komme. Auch Helm und Faustus müssen bald auf ihren Posten sein.«
    »Ich weiß!« Frauke kämpfte sich mühsam hoch und versuchte, den Alptraum abzuschütteln, der sie noch immer in seinen Klauen hielt. Da Lothar bereits die Glut auf dem Herd angeblasen und etwas Reisig und Holz nachgelegt

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