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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Arbeit. Zunächst tat sich nichts, aber gegen Mittag eröffneten die Männer des Bischofs aus mehreren Kanonen das Feuer. Das Echo aus der Stadt ließ nicht lange auf sich warten. Als eine der bischöflichen Kanonen getroffen wurde und umstürzte, ertappte Lothar sich dabei, dass er genauso begeistert jubelte wie die anderen. Im Augenblick stellten die Kanonen der Belagerer die größte Gefahr für ihn dar, und er beschloss, Frauke keine Arbeiten zuzumuten, die sie in Lebensgefahr bringen konnten. Notfalls musste er für zwei schuften.
    »Sie ziehen ihre Kanonen wieder zurück!«, erklärte Arno zufrieden.
    Lothar lächelte ihn erleichtert an. »Ich habe nichts dagegen, denn wenn diese Schufte nicht schießen, können sie auch keinen von uns treffen.«
    »Das sollen sie auch in Zukunft bleibenlassen!«, erklärte Arno zufrieden, weil die Leute des Bischofs erneut den Schwanz einziehen mussten, während Lothar mehrere Ziegelsteine packte und sie dorthin trug, wo Maurer dabei waren, die Stadtmauer zu erhöhen.

12.
    D ie Stimmung in der Stadt blieb noch eine Zeitlang gut. Selbst als die Bewohner wegen der strikten Belagerung die Gürtel noch deutlich enger schnallen mussten, hielt Bockelson seine Anhänger bei Laune, indem er von einem großen Täuferheer berichtete, das sich von Holland her Münster nähern und die Stadt entsetzen würde.
    Lothar hätte gerne gewusst, ob Bockelson die Wahrheit sagte oder nur einem Wunschtraum nachhing. Zwar konnte er immer noch in Flaschen gesteckte Nachrichten aus der Stadt schmuggeln, doch sein Vater hatte offenbar bislang keinen Weg gefunden, darauf zu antworten. Nun befürchtete er, von einer unerwarteten Situation überrascht zu werden und nicht mehr darauf reagieren zu können.
    Da Frauke und Lothar immer noch Lebensmittel von Silke zugesteckt bekamen, mussten sie ihre geheimen Vorräte nicht angreifen. Aber sie spürten, dass es nicht mehr lange so weitergehen konnte.
    Zu der äußerlichen Bedrohung gesellte sich die Sorge um Inken Hinrichs. Diese hatte Fraukes Berechnungen nach die Zeit erreicht, in der sie gebären sollte. Doch wenn sie ihre Mutter darauf ansprach, reagierte diese unwirsch. Dabei war sie so schwerfällig geworden, dass sie ihre Kammer auch nicht mehr hätte verlassen können, wenn sie es gewollt hätte.
    »Ich weiß nicht, wie ich Mutter helfen kann. Vielleicht solltest du mit ihr sprechen«, klagte Frauke an einem Abend, an dem Silke zu Besuch gekommen war.
    »Ich werde es versuchen!« Silke betrat die kleine Kammer im Anbau. Inken Hinrichs lag mit offenen Augen auf dem Bett, das ursprünglich für Helm und Faustus bestimmt gewesen war, und hatte die Hände auf dem grotesk angeschwollenen Bauch verkrampft.
    »Mutter, ich bin es, Silke. Wie geht es dir?«
    Mühsam drehte Inken Hinrichs den Kopf. »Wie soll es mir gehen, da Gott mich verraten hat und in mir die Frucht des Satans heranwächst?«
    »Mutter, so etwas darfst du nicht sagen. Es ist doch Fraukes, Helms und mein Geschwisterchen – und auch das unseres armen Haug!«, wies Silke die Schwangere zurecht.
    »Ihr vier seid in einem ehrbaren Ehebett gezeugt worden. Doch dieses Kind hat mir eine Kreatur des Inquisitors in den Bauch geschoben.«
    Silke sprach weiterhin beruhigend auf ihre Mutter ein. »Du darfst dich nicht grämen, Mama! Dein Kind kann genauso gut von unserem Vater gezeugt worden sein. Ihr habt doch das Bett miteinander geteilt.«
    »Die Zeit dafür ist längst verstrichen. Was in mir wächst, ist die Saat der Gewalt. Wie konnte Gott das nur zulassen! Ich war ihm doch immer eine treuergebene Magd. Sein Sohn Jesus Christus hätte zu Ostern vom Himmel herabsteigen und mich erlösen sollen. Doch er tat es nicht! Warum nur blieb er mir fern?« Inken Hinrichs bäumte sich im Bett auf. Schaum trat ihr aus dem Mund, und sie schrie ihrer Tochter die letzten Worte förmlich ins Gesicht.
    »Können wir etwas für dich tun, Mutter?«, fragte Silke, die sich mittlerweile an jeden anderen Ort der Welt wünschte, und sei es das Lager der Bischöflichen.
    Dann aber dachte sie daran, dass sich dort Jacobus von Gerwardsborn befand, und es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Wenn sie diesem Mann in die Hände fiel, war sie rettungslos verloren. Gewiss würde er sie ebenso wie ihre Mutter von seinen Kreaturen schänden lassen. Aber ihr würde nicht einmal die Zeit bleiben, ein Kind auszutragen, denn sie würde schon vorher von den Flammen verzehrt werden.
    Silke schüttelte sich und fragte, da sie keine

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