Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
zog sein Schwert und suchte sich ein Opfer, um seine Wut ausleben zu können.
    »Weiber erschlage ich nicht«, hörte er seinen ehemaligen Unteroffizier Guntram neben sich sagen.
    Auch andere Söldner wollten keine Frauen töten. Hans kümmerte sich jedoch nicht darum. Als er die erste Frau vor sich sah, schlug er gezielt zu. »Die erste Stufe ins Himmelreich«, murmelte er und suchte sich das nächste Opfer.
    Es war Faustus. Dieser hob die Hände und rief, dass er sich ergeben wolle. »Bitte, ich war nur durch Zufall in der Stadt. Die Ketzer haben mich gezwungen, dortzubleiben!«
    Hans aber dachte nur daran, dass ein weiterer toter Ketzer ihn dem Himmelreich näher brachte, und schwang sein Schwert. Entsetzt wollte Faustus zurückweichen, doch es war zu spät. Die Klinge fraß sich durch Fleisch und Knochen, und er sank schreiend zu Boden. Aber als er den Blick zum Himmel wandte, glaubte er dort ein leuchtendes Licht zu sehen, und von diesem umspielt, wartete dort sein toter Freund.
    »Isidor!«, flüsterte er noch, dann umgab ihn nur noch Schwärze.
    Weiter hinten packte Magnus Gardner den Fürstbischof und schüttelte ihn. »Wenn Ihr nicht eingreift, bringen die Hunde alle um, und dann habt Ihr eine Stadt vor Euch, in der sich jeder Mann, jedes Weib und jedes Kind wie eine in die Enge getriebene Ratte wehren wird, weil sie wissen, dass es keine Gnade für sie gibt.«
    »Sie sollen aufhören!«, stöhnte Franz von Waldeck. »Verdammt noch einmal, sie sollen aufhören. Nehmt die Männer gefangen, bringt sie ins Lager und verhört sie. Die Weiber hingegen sollen dort bleiben, wo sie sind! Ich will sie nicht auch noch durchfüttern müssen.«
    Gardner wusste, dass er im Augenblick nicht mehr erreichen konnte. Auf sein Zeichen hin spornten einige Reiter aus dem Münsterland ihre Pferde an und drängten die mordlustigen Söldner ab. Diese fuchtelten zwar mit ihren Waffen, wagten es aber nicht, sich gegen die eigenen Leute zu wenden.
    Nur ein paar Landsknechte aus dem Mainzer Fähnlein wollten sich nicht bremsen lassen, und so sah Hans sich auf einmal Draas gegenüber.
    »Hör auf«, schrie dieser ihn an, als Hans auf Silke losgehen wollte. »Der Fürstbischof hat es verboten!«
    »Was geht der mich an?«, bellte Hans und wollte die junge Frau niederschlagen.
    Da holte Draas aus und prellte ihm die Waffe aus der Hand. »Verdammter Hundsfott!«, schrie er und hob die Waffe erneut.
    »Lass ihn!«, hörte er da Moritz sagen. »Wenn du ihn tötest, hängen sie dich auf.«
    »Danke!« Erleichtert nickte Draas seinem Freund zu und sah sich um. Er hatte sich an dem Morden nicht beteiligt, sondern ebenso wie Moritz versucht, die Männer zur Vernunft zu bringen. Bei den meisten war dies auch gelungen, nur Hans hatte sich als unbelehrbar erwiesen. Dieser stöhnte vor Schmerz, wagte es aber nicht, sich mit den beiden Brackensteinern anzulegen, sondern schlich fluchend davon. Sein Schwert ließ er zurück.
    »He, du hast etwas vergessen«, rief Moritz ihm nach und warf ihm die Waffe hinterher.
    Silke hatte sich schon tot gesehen und wandte sich jetzt dem Söldner zu, der ihr das Leben gerettet hatte. »Danke!«, sagte sie mit vor Schreck bebender Stimme.
    Draas zuckte zusammen und musterte sie. »Silke!«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Silke in dem militärisch gekleideten Mann den ehemaligen Stadtknecht ihrer Heimatstadt erkannte. »Draas? Du bist es wirklich! Jetzt hast du mich zum zweiten Mal gerettet.«
    »Nicht ganz! Der Bischof hat befohlen, dass die Frauen nicht zu uns ins Lager dürfen und nichts zu essen erhalten. Ihre einzige Hoffnung ist es, sich des Nachts an den Kriegslagern vorbeizuschleichen und sich als Bettlerinnen durchzuschlagen«, wandte Moritz ein.
    Damit wollte Draas sich jedoch nicht abfinden. Er nahm Silke bei der Hand und zog sie mit sich. »Das werden wir doch sehen! Ich kenne Herrn Gardner, den Berater des Fürstbischofs. Wenn ich mich für dich verwende, wird er dir gewiss erlauben, im Lager zu bleiben.«
    »Gardner, sagst du? Meinst du etwa Lothars Vater?«
    Draas nickte. »Genau den! Das ist ein Mann, wie er sein soll, immer beherrscht, während der Fürstbischof doch das eine oder andere Mal vom Zorn überwältigt wird und Dinge befiehlt, die ihm hinterher leidtun.«
    »Weißt du, dass Lothar in Münster ist?«, fragte Silke.
    Verwirrt sah Draas sie an. »Das wusste ich nicht, aber dann ist es noch wichtiger, dass ich dich zu seinem Vater bringe.«
    Ohne auf die Blicke der Söldner und Höflinge des

Weitere Kostenlose Bücher