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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Landsknechte in Münster ganz in seinem Sinne handelten. Die Herren hier am Tisch, die sich gegen ihn zu stellen wagten, würden irgendwann einmal für diesen Frevel bezahlen.

3.
    U m Mitternacht brachen Frauke, Lothar und Helm zusammen mit Gresbeck auf. Dieser wollte an einer Stelle über die Mauer klettern, an der er einen der Stege erreichen konnte, die von den Nebenpforten zum Wall führten. Eigentlich hätten die Holzkonstruktionen nach dem Ende der Ausbesserungsarbeiten wieder entfernt werden müssen, doch den durch Hunger geschwächten Wiedertäufern fehlte die Kraft dazu. Allerdings hieß es für die vier, achtzugeben, denn es zogen immer wieder schwerbewaffnete und besser ernährte Söldner in Gruppen durch die Stadt, und denen durften sie nicht in die Hände fallen.
    Das Seil hatte Gresbeck an der Stelle versteckt, an der Faustus und Isidor damals Helm auf dem Schutt abgelegt hatten. Nun nahm er es an sich und wies auf eine Leiter, die an der Innenseite der Wehrmauer lehnte. »Hier steigen wir hoch, denn die eigentlichen Aufgänge werden bewacht.«
    »Arno hätte uns den Kopf abgerissen, wenn wir eine Leiter irgendwo unbeaufsichtigt hätten stehenlassen. Der neue Hauptmann lässt viel zu viel durchgehen«, sagte Helm kopfschüttelnd.
    »Wüsste man dies bei den Bischöflichen, würden sie in der Nacht heimlich eindringen und eines der Tore öffnen. Dann wäre der Spuk rasch vorbei!« Lothar wunderte sich über diesen Schlendrian und beschloss, seinen Vater auf diese Möglichkeit hinzuweisen. Notfalls mussten Frauke, Helm und er ein paar Landsknechte an der Mauer hochziehen. Wenn sie leise und schnell genug waren, konnte es reichen, eines der Tore zu besetzen und es zu öffnen. Besser aber wäre es, wenn Gresbecks Unterfangen gelang.
    Helm stieg als Erster hinauf und meldete, dass die Luft rein sei. Als Nächste folgten Gresbeck und Lothar, während Frauke unten blieb und Laut geben sollte, falls sie etwas Ungewöhnliches bemerkte.
    »Ihr dürft das Seil nicht zu fest verknoten, sonst hänge ich daran wie ein Fisch an der Angel«, mahnte Gresbeck und stand dann still, damit sie es befestigen konnten.
    »Keine Sorge, wir machen es so, dass du das Seil auf jeden Fall abstreifen kannst. Eine Bitte habe ich noch: Sag Magnus Gardner, dem Berater des Fürstbischofs, Lotte lasse ihn grüßen!«
    »Du kennst Gardner?«, fragte Gresbeck verblüfft, erhielt aber keine Antwort, denn Lothar drängte ihn, endlich über die Mauer zu steigen.
    Das tat Gresbeck nun und wurde von Helm und der angeblichen Lotte hinabgelassen. Unten angekommen, hangelte er sich an der Wand entlang bis zu dem Steg. Kaum stand er auf den schwankenden Brettern, öffnete er den Knoten und zupfte kurz am Seil als Zeichen, dass sie es wieder einholen konnten. Anschließend schlich er auf Zehenspitzen über die für seine Anspannung viel zu laut knarzenden Bohlen. Nachdem er den inneren Graben überwunden hatte, kletterte er den Wall hoch und auf der anderen Seite wieder hinab.
    Den Außengraben musste er durchwaten, aber zu seinem Glück war dieser durch die vergeblichen Versuche der Belagerer, ihn an mehreren Stellen zuzuschütten, seicht geworden. So gelangte er unbemerkt ans andere Ufer und schüttete erst einmal das Wasser aus seinen vollgelaufenen Stiefeln. Mit nassen Beinen stakste er langsam weiter.
    Wolken bedeckten den Himmel und hüllten den Weg in totale Finsternis, aber Gresbeck kannte die Gegend und wusste, wo sich das nächste Lager der Bischofstruppen befand. Nach einer Weile wurde er trotzdem unsicher und glaubte bereits, er habe das Lager verfehlt. Da hörte er links vor sich ein Geräusch.
    »Ist da jemand?«, fragte er angespannt.
    »Ja, und ich würde ganz gerne wissen, wer du bist«, klang es grimmig zurück.
    Gresbeck hob die Arme, obwohl der andere es in der Dunkelheit der Nacht nicht sehen konnte. »Ich bringe Botschaft für Seine Hoheit, den Fürstbischof, und für dessen Berater Magnus Gardner!« Das Letzte war ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen, denn er hielt es für unwahrscheinlich, dass ein aufgegriffener Flüchtling sofort zu Franz von Waldeck gebracht wurde. Bei Gardner sah dies schon anders aus.
    »Zu Gardner willst du? Dann komm mit!« Diesmal klang die Stimme schon weniger abweisend.
    Das Glück hatte Gresbeck begünstigt, denn er war auf Draas getroffen, der gerade von seiner Wache an der Aa zurückkehrte und ins Lager zurückkehren wollte. Zwar kamen die Flaschen mit Lothars Botschaften nicht mehr so oft

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