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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zahllose Gedanken durch den Kopf. Sicher war, dass bei der Eroberung der Stadt viel Blut fließen würde. Um Bockelson und dessen engste Gefolgsleute war es in ihren Augen nicht schade. Doch es waren eine Menge einfacher Leute hier, die an jene Ideale glaubten, welche Melchior Hoffmann einst verkündet hatte. Sie würden kämpfen, weil sie in Franz von Waldeck ein Werkzeug des Teufels sahen, das sie vernichten wollte.
    Doch sollen wir deswegen alle in dieser Stadt umkommen?, fragte sie sich. Obwohl sie geheime Vorräte besaßen, wühlte der Hunger in ihren Eingeweiden. Für andere musste es noch weit schlimmer sein.
    »Besser ein Ende mit Schrecken als ein endloser Schrecken«, murmelte sie und ergriff Lothars Hand.
    »Keine Sorge, wir werden es schaffen«, flüsterte er ihr zu.
    Frauke nickte und sah dabei auf die kuriosen Schatten, die das Herdfeuer auf die Wände malte. Fast sah es so aus, als würde die Hütte selbst ihnen zustimmen.
    »Ja, wir werden es schaffen«, sagte sie und glaubte mit einem Mal fest daran.

2.
    W ährend die Menschen in Münster hungerten, ließ es sich an Franz von Waldecks Tafel vorzüglich speisen – und an diesem Tag gab es einen besonderen Grund für ein kleines Festmahl.
    Der Fürstbischof reckte seinen Pokal einem militärisch gekleideten Edelmann entgegen. »Auf Eure Gesundheit, Daun! Ich bin froh, dass Seine Majestät, der Kaiser, Euch mit dem Kommando über die Reichstruppen betraut, die dieses Ketzergesindel niederwerfen werden! Schon zu lange treibt es sich in Unserer Stadt herum.«
    Insgeheim dachte Waldeck, dass es Wilken Steding recht geschah, nun ins zweite Glied zurücktreten zu müssen, denn er hatte in all den Monaten der Belagerung nicht das Geringste erreicht. Da war der neue Oberkommandeur schon ein anderes Kaliber.
    Wirich von Daun stand auf und hob seinen Pokal. »Eure Hoheit, mein Schwert wird nicht ruhen, bis die Ketzer vernichtet sind!«
    »Gut gesprochen«, antwortete Jacobus von Gerwardsborn salbungsvoll. »Niemand in dieser Stadt darf am Leben bleiben, denn sie alle sind von dem Gift der Häresie durchtränkt!«
    Der Fürstbischof maß ihn mit einem zornigen Blick. »Wir haben Vertraute in der Stadt, die Uns mit Nachrichten versorgen. Es wäre ehrlos von Uns, diesen Leuten Unseren Dank zu verweigern und sie auf das Himmelreich zu verweisen!«
    »Der Reichstag hat die Reichsexekution gegen Münster beschlossen! Das bedeutet, alle Ketzer müssen nach der Eroberung der Stadt ihrer gerechten Strafe zugeführt werden! Münster selbst muss niedergebrannt und bis auf die Grundmauern niedergerissen werden. Es soll zu einer Ödnis werden, auf dass alle Menschen im Reich erkennen, wie mit Ketzern verfahren wird.«
    Da der Fürstbischof durch die kürzlich beschlossene Reichsexekution gegen Münster nicht nur frische Soldaten und Geld erhalten hatte, sondern mit Wirich von Daun auch noch ein neuer, dem Ruf nach sehr fähiger Oberbefehlshaber hinzugekommen war, mischte sich Jacobus von Gerwardsborn wieder stärker in die Planungen des Krieges gegen die Stadt ein. Ihm waren Waldecks Anweisungen ein Dorn im Auge, und er wollte Graf Daun dazu bewegen, diese zu ignorieren. Nach dem Sieg über die Ketzer wollte er Franz von Waldeck auf den Platz verweisen, der diesem zustand, und das war gewiss nicht der Bischofsstuhl von Münster, den dieser jetzt noch einnahm. Den Platz hatte Gerwardsborn bereits für sich selbst bestimmt.
    Wirich von Daun bereitete die Forderung des Inquisitors Probleme, zumal die Befehle, die er erhalten hatte, im krassen Widerspruch dazu standen. »Seine Kaiserliche Hoheit, Ferdinand von Habsburg, wünscht, dass allen Ketzern, die sich nicht durch üble Taten hervorgetan haben, erlaubt wird, ihrem Irrglauben abzuschwören und wieder in den Schoß der allein seligmachenden Kirche zurückzukehren. Auch fordert er die Unversehrtheit von Weib und Kind.«
    Bei diesen Worten atmete Franz von Waldeck auf. Es lebten immer noch die Ehefrauen und die Kinder einiger seiner Getreuen in der Stadt, und diesen durfte unter keinen Umständen ein Leid zugefügt werden. Auch Gardners Sohn Lothar war er es schuldig, dass dieser heil aus Münster herauskam.
    Der Inquisitor kochte vor Wut, doch er dachte nicht daran zurückzustecken. Schon einmal hatte er die Landsknechte auf seine Seite gebracht, und diesmal würde es nicht anders sein. Daher beschloss er, gemeinsam mit seinen Untergebenen die einfachen Söldner und niederen Offiziere so zu bearbeiten, dass die

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