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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wie zu Beginn der Belagerung, dennoch wachte er abwechselnd mit Moritz, Margret und Guntram am Fluss, um ja keine Nachricht zu verpassen.
    Draas hob die Laterne wieder auf, die er bei dem ersten Geräusch hinter einem Busch versteckt hatte, und befahl Gresbeck, vor ihm herzugehen. »Mach aber keine Dummheiten! Es wären die letzten deines Lebens«, drohte er und klopfte gegen den Griff seines Schwertes.
    Schweigend trottete Gresbeck vor Draas her zum Lager. Dort rief die Wache sie an, erhielt von Draas das Losungswort und ließ sie ein.
    »Na, wen hast du denn da gefangen?«, fragte Moritz, der in dieser Nacht die Wache anführte.
    »Er will zu Gardner gebracht werden«, erklärte Draas.
    »Dann sollten wir uns beeilen, bevor ungute Augen ihn sehen.« Damit spielte Moritz auf Gerwardsborn und dessen Gefolgsleute an, die ihnen mit ihrer Hetzerei auf die Ketzer in Münster schwer im Magen lagen.
    Draas nickte, eilte zu dem Schuppen, der als Stall für die Kurierpferde diente, und weckte einen der Rossknechte. »Wir brauchen drei Gäule – und zwar schnell!«
    »Bei euch muss immer alles schnell gehen. Wenn ihr auch im Bett so seid, werden die Weiber wenig Freude an euch haben«, murrte der Knecht, zog aber seine Hosen und sein Wams an und hob den ersten Sattel auf.
    »Irgendwann gebe ich dem Kerl noch eine Maulschelle, dass ihm der Kopf von den Schultern fliegt«, knurrte Moritz, beließ es aber bei der Drohung und schwang sich auf das erste gesattelte Pferd. Erst als auch Draas aufgesessen war, durfte Gresbeck auf den dritten Gaul steigen. Den Zügel musste er an Draas übergeben, der ihn an seinen Sattel band.
    »Mach dich auf einiges gefasst, wenn wir Herrn Gardner deinetwegen umsonst aufwecken«, warnte Moritz ihren Gefangenen und ritt mit einer Fackel in der Hand los. Trotz der Dunkelheit kamen sie gut voran und erreichten Telgte noch vor dem Morgengrauen.
    Gardners Bedienstete waren es gewohnt, dass Draas und Moritz immer wieder zu unchristlichen Zeiten erschienen. Daher führte ein Diener die drei ohne Murren in einen Raum, in dem sie auf den Ratgeber des Fürstbischofs warten sollten, während Knechte sich der Pferde annahmen.
    Kurz darauf erschien Magnus Gardner. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, sich vollständig anzuziehen, sondern nur seinen Schaffellmantel umgelegt. »Was gibt es Neues aus Münster?«, fragte er angespannt.
    »Wir haben diesen Mann hier aufgegriffen. Er wollte zu Euch gebracht werden«, berichtete Draas.
    »So? Und wer bist du?«, fragte Gardner Gresbeck, der wie ein Häuflein Elend vor ihm stand.
    »Ich … ich soll Euch von Lotte grüßen!« Etwas anderes fiel dem Mann auf die Schnelle nicht ein.
    »Lotte! Du kommst in s… in ihrem Auftrag?« In seiner Erregung hätte Gardner sich beinahe versprochen und aufgedeckt, dass sein Sohn als Frau verkleidet in Münster weilte.
    »Nicht direkt, aber sie hat mitgeholfen, mich über die Stadtmauer abzuseilen«, erklärte Gresbeck. »Es ist nämlich so, dass ich einen Weg kenne, auf dem ich einen Trupp wackerer Männer in die Stadt führen kann, damit diese die Wache an einem Tor überwältigen und es für die Landsknechte Seiner Hoheit öffnen können.«
    »Das würde mir und natürlich auch Seiner Hoheit gefallen!«, rief Gardner aus.
    Moritz zog ein schiefes Gesicht. »Und wenn das eine Falle ist?«
    »Das glaube ich ausschließen zu können. Trotzdem solltest du sofort den Fluss überwachen lassen. Es kann sein, dass eine Nachricht von Lotte kommt. Ist dies der Fall, können wir diesem Mann vertrauen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Draas.
    »Dann müssen wir uns überlegen, ob uns dieser Mann hier nicht doch belogen hat.«
    »Das habe ich gewiss nicht!« Gresbeck bekam es mit der Angst zu tun und beteuerte wortreich, dass er stets auf der Seite des Fürstbischofs gestanden und sich nur aus Zwang den Wiedertäufern gebeugt habe.
    Der Hinweis auf Lothar hatte jedoch gereicht, um Gardner zu überzeugen. Dennoch setzte er Gresbeck unter Druck, damit dieser alles sagte, was er wusste, und das anschließende Verhör brachte einiges Nützliche zutage. Da Gardner von seinem Sohn über die Entwicklungen in der Stadt auf dem Laufenden gehalten worden war, konnte er rasch erkennen, dass sein Gegenüber es ehrlich meinte. Gresbeck war der Herrschaft der Wiedertäufer in seiner Heimatstadt schon lange überdrüssig geworden und hatte bereits einmal versucht, diese zu stürzen. Zwar war Mollenheckes Rebellion gescheitert, doch diesmal, sagte Gardner

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