Flammen des Himmels
senkte und es bedauerte, zuletzt so harsch gegen den Vater gewesen zu sein.
Lothar fasste nach Fraukes Hand und hielt sie fest, als das Mädchen sie ihm wieder entziehen wollte. »Es tut mir leid!«
Dann sah er seinen Vater mit einem Blick an, den dieser bei ihm noch nie wahrgenommen hatte. »Es mag Euch vielleicht nicht gefallen, Herr Vater, doch diese hier wird mein Weib. Ich habe Fraukes Leben gerettet und sie das meine. Damit hat Gott gezeigt, dass wir zusammengehören.«
Gardner hatte nicht erwartet, dass sein Sohn dieses Thema sofort und so unverblümt ansprechen würde. Nun überlegte er, was er darauf antworten sollte. Die Ehe mit der Tochter eines einfachen Handwerkers, die dazu eine Ketzerin gewesen war, konnte die Karriere seines Sohnes stark beeinträchtigen. Bisher hatte er angenommen, sein Einfluss würde ausreichen, um Lothar von dieser Torheit abzubringen. Doch der Junge wirkte härter und entschlossener als früher, und Gardner begriff, dass es im Streit enden würde, wenn er seinem Sohn die Heirat von vorneherein verbot.
»Darüber reden wir später«, antwortete er, um Zeit zu gewinnen.
Sein Sohn schüttelte den Kopf. »Frauke wird mein Weib, ob mit Eurem Segen oder gegen Euren Willen.«
»Ist das eine Begrüßung für einen Vater?«, antwortete Gardner brummend. »Dabei bin ich gekommen, um dich in meine Arme zu schließen und deine Rettung zu feiern.«
»In die Arme schließen dürft Ihr mich, wenn Ihr auch Frauke in Eure Arme schließt.« Lothar war nicht bereit, auch nur um ein Haarbreit zurückzuweichen.
Anders als er fürchtete Frauke Gardners Zorn und wollte von Lothar abrücken, doch er schlang den Arm um sie. »Keine Sorge, mein Lieb! Es wird alles gut, so wie ich es dir in dunklen Stunden prophezeit habe.«
Gardner beschloss, das Paar vorerst nicht weiter zu beachten, sondern wandte sich Draas zu. »Du hast deine Aufgabe zuverlässig und treu erfüllt und eine Belohnung verdient. Ich habe auch deinen Wunsch nicht vergessen, wieder in die Dienste des Fürstbischofs zu treten. Ich werde dafür sorgen, dass du Stadtschreiber in einer seiner Städte wirst.«
Der Stadtschreiber war einer der höchsten Posten in einer Stadt und stand weit über einem einfachen Stadtknecht. Daher konnte Draas es zunächst nicht fassen. »Meint Ihr das im Ernst?«
»Das meine ich«, erklärte Gardner mit einem Lächeln, das wegen seines widerspenstigen Sohnes etwas gezwungen ausfiel.
Draas hingegen strahlte über das ganze Gesicht. »Ich werde Stadtschreiber, hast du das gehört, Silke?«, sagte er mit bebender Stimme.
»Ja, das habe ich. Ich wünsche dir Glück, denn du hast es verdient!« Silke klang kleinlaut, denn sie mochte den jungen Mann, doch als Stadtschreiber erschien er ihr ebenso so unerreichbar für sie wie einst sie für ihn als Meistertochter.
Da fasste Draas nach ihren Händen. »Ich würde mich freuen, wenn du mich heiraten würdest. Das heißt, wenn es Euch recht ist, mich zum Schwager zu haben, Herr Lothar!«
»Und ob mir das recht ist!« Lothar reichte Draas die Hand und zog ihn dann an sich.
»So hat es sich für uns beide gelohnt, Inken Hinrichs und ihre Töchter damals gerettet zu haben!«
Gardner sah Draas streng an. »Wenn du diese Frau heiratest, kann dies nur unter dem Schirm der alten Religion geschehen. Sie muss von ihrem Irrglauben abschwören und in die heilige Messe gehen, so wie es sich geziemt.«
»Das tue ich gerne, Herr! Das heißt, wenn ihr mir deswegen nicht böse seid.«
Silkes letzte Worte galten ihren Geschwistern. Diese sahen sich kurz an, dann nickte Frauke. »Solange du Gott im Herzen trägst, wird er darüber hinwegsehen, auf welche Weise du zu ihm betest.«
Gardner beschloss, die Sache jetzt abzukürzen. »Der junge Mann dort«, er wies auf Helm, »soll Gürtelschneidergeselle werden. Wenn er einverstanden ist, werde ich nach einem Gürtlermeister Ausschau halten, der keinen Sohn, sondern nur eine Erbtochter sein Eigen nennt. Wenn euer Bruder sich macht, kann er das Mädchen heiraten und selbst Meister werden.«
»Helm wird sich machen!«, erklärte Frauke entschieden.
Sie hatte erlebt, wie ihr Bruder während der Schrecken in Münster zum Mann herangereift war. Zwar konnte er sich in ihren Augen längst nicht mit Lothar messen, doch anders als Faustus und dessen Freund Isidor hatte er gelernt, was es hieß, Verantwortung zu übernehmen.
»Dann ist auch das geklärt!« Gardners Blick wanderte weiter und blieb auf Moritz und Margret haften. »Du
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