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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zurecht. »Die angeblichen Schulden waren nur eine Ausrede, damit der Torwächter uns nicht für Täufer halten sollte.«
    »Aber wir können trotzdem welches verlangen!«
    Hinrichs blieb stehen und sah seinen Sohn entgeistert an. »Und wie soll das gehen? Dafür brauchte ich einen Schuldschein, und einen solchen habe ich nicht. Also halte deinen Mund und lass mich in Ruhe nachdenken.«
    Bislang hatte der Vater ihn beinahe wie einen erwachsenen Mann behandelt. Nun zurechtgewiesen zu werden wie ein kleines Kind, schmerzte Helm, und er trottete mit beleidigter Miene hinter Hinrichs her. Dieser kehrte in einer Schenke ein, bestellte für sie beide je einen Krug Bier und einen Teller Eintopf. Danach machten sie sich wieder auf den Weg und verließen die Stadt, zwei Stunden nachdem sie sie betreten hatten, durch ein anderes Tor. Zwar wusste Hinrichs nicht, wohin Helm und er ihre Schritte wenden sollten, doch schien ihm alles besser, als in dieser Stadt zu warten, bis Jacobus von Gerwardsborn erschien und auch ihn auf den Scheiterhaufen brachte.

8.
    D as Leben in Klüdemanns Haus bot für Frauke außer der Arbeit keinerlei Abwechslung. Auch wenn der Hausherr nach außen hin jeden Verdacht vermeiden wollte, ein Täufer zu sein, so achtete er unter seinem Dach streng darauf, dass die Regeln der Gemeinschaft eingehalten wurden. Da laut der Bibel der Mann das Haupt der Familie und die Frau dessen Magd sein sollte, galt für ihn nur der eigene Wille. Sein Weib hatte zu bitten, wenn sie etwas von ihm wollte, und Inken Hinrichs und ihren Töchtern stand es in seiner Gegenwart an, den Kopf zu senken und zu schweigen.
    Während die Mutter und die Schwester dies beherzigten, fiel es Frauke zunehmend schwerer, den Mund zu halten, vor allem, wenn Debald Klüdemann etwas forderte, das in ihren Augen Unsinn war. Sie machte ihn allerdings nur ein Mal darauf aufmerksam. Prompt löste er seinen Ledergürtel von der Taille, legte diesen zusammen und befahl ihr, sich zu bücken.
    Im ersten Augenblick wollte Frauke davonlaufen, sagte sich aber, dass dann die Strafe wahrscheinlich noch härter ausfallen würde, und nahm die zehn Hiebe mit zusammengebissenen Zähnen hin. Als sie danach in die Küche ging, um beim Kochen zu helfen, blickte die Mutter sie kopfschüttelnd an.
    »Es ist wirklich ein Kreuz mit dir, Frauke. Du hast schon zu Hause dem Vater stets widersprochen, so dass er dich nicht frohen Herzens taufen lassen konnte. Jetzt verärgerst du mit deinem vorlauten Mundwerk auch noch den frommen Herrn Klüdemann, der so freundlich war, uns armen Vertriebenen ein Obdach zu gewähren.«
    »Es ist Unsinn, Sachen in den Keller zu schaffen, um sie dann gleich wieder heraufholen zu müssen«, antwortete Frauke, die sich nicht zuletzt deshalb so ärgerte, weil solche Arbeiten immer an ihr hängenblieben. Ihre Schwester wurde von solchen Dingen verschont, insbesondere, seit Mieke Klüdemann entdeckt hatte, dass Silke gut mit Nadel und Faden umgehen konnte. Nun hielt sie das Mädchen dazu an, ihr neue Kleider zu nähen, denn sie wollte bei der Feier zu Christi Wiederkehr adrett angezogen sein.
    Da es sinnlos schien, gegen ihr Schicksal aufzubegehren, trank Frauke einen Schluck Wasser und machte sich daran, die schweren Tuch- und Lederballen zu holen, die Klüdemann eingekauft hatte. Sie brauchte den Schubkarren dazu und schleppte sie anschließend in den Keller des Hauses.
    Mieke Klüdemann sah ihr zu, ohne eine Hand zu regen, und deutete dann zur Tür. »Da du schon dabei bist, kannst du auch noch ein Fass Bier besorgen. Unser jetziges ist schon fast leer.«
    »Sehr wohl, Frau Klüdemann!« Frauke knickste und überlegte, wie lange sie dafür brauchen durfte, ohne als saumselig zu gelten. Der nächste Wirt wäre keinen Steinwurf entfernt gewesen, doch mit diesem hatte Klüdemann sich zerstritten, so dass Frauke ihren Schubkarren durch die halbe Stadt schieben musste. Auf dem Hof der Schenke stellte sie ihn ab und trat in den Schankraum.
    »Gott zum Gruß, Herr Wirt. Ich soll ein Fass Bier holen!«, rief sie.
    Der Besitzer der Schenke war gerade dabei, Gerste für das Malz abzumessen, und ließ sich dabei nicht stören. Erst als er fertig war, drehte er sich zu Frauke um.
    »Du bist doch die neue Magd bei Klüdemann, nicht wahr?«
    »So kann man es nennen.«
    »Sage deinem Herrn, er wäre mir das letzte Fass Bier schuldig geblieben. Hast du für diesmal das Geld dabei?«
    Frauke schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht.«
    Einen Augenblick

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