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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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den Täufern gehörte, um diese festnehmen zu können.
    Vor ihnen stand gerade eine Familie den Stadtknechten Rede und Antwort. Bereits die schlichte Kleidung der Fremden verriet, dass sie zu einer strengen Sekte gehörten. Zudem verwendete das Familienoberhaupt einen holländischen Dialekt.
    »Wir sind hier, weil Bruder Matthys uns gerufen hat!«
    Jan Matthys war Jan Bockelsons Oberhaupt, so viel wusste Frauke. Daher war sie auf die Antwort sehr gespannt.
    Der Anführer der Stadtknechte nickte und befahl seinen Männern, den Weg freizugeben. »Dies sind fromme Brüder und Schwestern in Christo, die gleich uns hier das Heil erwarten wollen«, setzte er erklärend hinzu.
    Also war der Mann ebenfalls ein Täufer, sagte Frauke sich, und der Knoten in ihrem Magen löste sich wieder bis auf die Reste, an denen der Hunger schuld war. Nun lenkte auch der Fuhrmann den Wagen mit Klüdemanns Besitz auf die Torwächter zu.
    »Ich bin Debald Klüdemann aus Geseke und will mich hier in Münster ansiedeln«, erklärte Klüdemann den Männern.
    »Was habt Ihr für Waren dabei?«, fragte der Anführer und streckte die Hand aus, um die Plane vom Wagen zu ziehen.
    Da trat Frauke vor. »Uns hat Bruder Jan Bockelson gerufen, um gemeinsam mit ihm und allen anderen Brüdern und Schwestern die Rückkehr des Heilands zu erwarten.«
    Klüdemann warf ihr einen erbosten Blick zu, weil sie sich in Dinge einmischte, die seiner Meinung nach nur ihn, das Oberhaupt der Gruppe, etwas angingen. Der Anführer der Torwächter war mit Fraukes Worten jedoch zufrieden und gab die Anweisung, auch sie und ihre Begleitung durchzulassen.
    Obwohl dies ihm den Vorteil brachte, nichts von dem, was er bei sich hatte, verzollen zu müssen, war Klüdemann außer sich vor Wut. Kaum waren sie in der Stadt, stieg er vom Wagen und versetzte Frauke eine schallende Ohrfeige.
    »Die ist dafür, dass du dich in Männerangelegenheiten einmischst! Selbst meinem Weib würde ich nicht erlauben, mir ins Wort zu fallen, geschweige denn dir!«
    Fraukes Wange brannte so sehr, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ihre Achtung vor Männern, die ohnehin schon sehr gelitten hatte, sank erneut. Sie schniefte und beschwerte sich insgeheim bei Gott, weshalb er dieses gewalttätige Geschlecht überhaupt geschaffen hatte.
    Während ihre Mutter ihr einen mahnenden Blick zuwarf, Klüdemann nicht noch mehr zu reizen, trat Silke an ihre Seite.
    »Tut es sehr weh?«
    »Nein, ich weine vor Freude!«, stieß Frauke hervor.
    »Es war ungerecht von Herrn Klüdemann, dich zu schlagen. Du hast nur das gesagt, was auch die Holländer sagten, und uns damit den Weg in die Stadt geöffnet.«
    Frauke wunderte sich, das von ihrer Schwester zu hören. »Ob Vater mich geschlagen hat oder Klüdemann mich jetzt schlägt, bleibt einerlei.«
    Dabei war ihr bewusst, dass ihr Vater weitaus weniger fest zugeschlagen hatte. Nun konnte sie nur hoffen, dass ihre Zähne noch fest saßen. Eines war für sie nun aber klar: Sie würde die erste Gelegenheit nutzen, um von Klüdemann fortzukommen. Doch was war, wenn andere Männer ebenso handelten und sie statt Lohn und Lob erneut Schläge bekam oder – schlimmer noch – von ihnen geschändet wurde?
    Ihr blieb jedoch keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Ein schlanker Mann im schlichten Talar eines Predigers trat auf die Gruppe zu. »Wer seid ihr, und wer weiß für euch zu bürgen?«, fragte er mit einem strengen Blick, der deutlich zeigte, dass er jemand war, der hier etwas zu sagen hatte.
    Diesmal hielt Frauke den Mund und wartete, wie Klüdemann sich aus der Affäre ziehen würde.
    »Ich bin Klüdemann«, brachte er schließlich hervor. »Debald Klüdemann, um es genau zu sagen. Geboren bin ich in Dortmund, habe aber lange in Geseke gelebt und dort einen Handel betrieben. Hierher bin ich gekommen, weil es mir geraten worden ist!«
    »Wer hat euch geraten, hierherzukommen?«, fragte der Prediger.
    »Ein Holländer, glaube ich!« Klüdemann hatte Angst, etwas Falsches zu sagen und sich dann im Kerker wiederzufinden.
    »Es gibt viele Holländer«, stellte der andere unwirsch fest.
    »Er heißt Jan Bockelson«, mischte sich nun Mieke Klüdemann ein, weil ihr Ehemann sich um eine genaue Antwort drückte.
    »Bruder Jan ist ein gottgefälliger Mann«, erklärte der Prediger. »Wenn er euch geschickt hat, ist es gut.«
    »Ja, das hat er!« Die Angst, in eine Falle hineinzulaufen, wich nun von Klüdemann, und er berichtete ausschweifend, wie Jan Bockelson zu ihm

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