Flammen im Sand
Pedersen
gerichtet war, dachte ich, dass er dich interessieren wird.«
Damit hatte sie vollkommen recht. Erik beauftragte Enno Mierendorf
sogar, seiner Schwiegermutter einen Kaffee zu bringen, und Rudi Engdahl wies er
an, sie mit dem Streifenwagen nach Hause zu fahren, in dem das Fahrrad ohne
Weiteres Platz hatte. »Sie müsste gegen den Wind fahren! Das ist zu
anstrengend.«
Unter anderen Umständen hätte Mamma Carlotta es sich verbeten, wie
eine alte Frau behandelt zu werden, aber in diesem Fall wollte sie die Fürsorge
ihres Schwiegersohns und die eigene Bedeutung als Ãberbringerin eines wichtigen
Beweisstückes in vollen Zügen genieÃen. Lächelnd schlürfte sie den Kaffee, den
Enno Mierendorf ihr vorgesetzt hatte, obwohl er von grauenhafter Qualität war,
und hörte zu, wie Erik und Sören darüber sprachen, ob die Staatsanwältin unter
diesen Umständen einen Haftbefehl ausstellen würde. Leider war der Kaffee
getrunken, als Erik die Telefonnummer der Staatsanwältin heraussuchte, und Rudi
Engdahl erschien im Raum und klimperte mit dem Autoschlüssel. Schweren Herzens
fand sie sich damit ab, dass sie erst während des Mittagessens erfahren würde,
ob Jannes Pedersen verhaftet worden war und unter dem Druck des Beweises ein
Geständnis abgelegt hatte.
Erik schob den Zettel, auf dem die Telefonnummer der Staatsanwältin
stand, erst in die linke, dann in die rechte Ecke seines Schreibtisches. »Ist
sie überhaupt schon in Flensburg angekommen?«
Sören sah auf die Uhr. »Könnte passen. Besser, Sie versuchen es,
sonst ist sie wieder sauer. Die ist mit guter Laune schon schwer zu ertragen.«
Erik nickte. »Rufen Sie bitte bei der Bank an, die Elske Pedersen
diesen Brief geschickt hat. Vielleicht wissen die, woher das Geld stammt.«
Sören erhob sich, um in sein eigenes Zimmer zu gehen. Währenddessen
wählte Erik die Nummer der Staatsanwältin.
»Moin, Wolf!«, prallte ihre dynamische Stimme an sein Ohr. »Gibtâs
was Neues?«
»Könnte sein, dass ich einen Haftbefehl brauche.«
Die Stimme verlor die forsche Unverbindlichkeit. »Für wen?«
»Für Jannes Pedersen.«
»Was haben Sie gegen ihn in der Hand?«
»Er hat kein Alibi.«
»Das ist kein Beweis.«
»Aber er hat versucht, jemand anders dazu anzustiften, ihm ein Alibi
zu geben.«
»Okay.« Das war das Einzige, was Frau Dr. Speck dazu sagte.
»AuÃerdem haben wir soeben erfahren, dass seine ermordete
Lebensgefährtin schwanger war. Ob von ihm oder von einem anderen, wissen wir
noch nicht. Natürlich werde ich einen DNA-Abgleich machen lassen. Aber egal,
wer der Vater ist, eine Schwangerschaft kann immer ein Mordmotiv sein. Und wenn
Jannes Pedersen nicht der Vater ist â¦Â«
»Ist das alles, was Sie haben?«, unterbrach ihn die Staatsanwältin.
»Das rechtfertigt keinen Haftbefehl.«
»Gerade ist mir ein interessanter Brief in die Hände gefallen«, fuhr
Erik unbeirrt fort und hoffte, dass seine Stimme so viel Sicherheit
ausstrahlte, dass Frau Dr. Speck nicht auf die Idee kommen
würde, ihn zu fragen, wie er zu diesem Brief gekommen war. »Eine Bank hat ihn
vor fünf Jahren an Elske Pedersen geschickt. Darin wird sie gefragt, was mit
dem Festgeld geschehen soll. Ob sie möchte, dass die sechshunderttausend Euro
für weitere drei Monate festgelegt werden.«
»Sechshunderttausend?« Frau Dr. Speck schien beeindruckt zu
sein.
»Bei der Durchsuchung von Elske Pedersens Zimmer haben wir nichts
gefunden, was darauf hindeutet, dass sie so viel Geld auf der hohen Kante
hatte. Wenn dieses Geld nicht mehr auf der Bank ist und wenn Pedersen nicht erklären
kann, wo es geblieben ist, dann könnte so viel Geld ein Mordmotiv gewesen
sein.«
Die Staatsanwältin stimmte ihm unumwunden zu. »Haben Sie schon mit
Pedersen gesprochen?«
»Ich bin praktisch auf dem Weg zu ihm. Und noch was â¦Â« Erik zögerte,
weil er fürchtete, dass nun die Frage kommen könnte, auf die er nur sehr ungern
antworten würde. »Dieser Brief ist in einem Kleidungsstück der zweiten Toten
gefunden worden.«
Zum Glück war Frau Dr. Speck zu erstaunt, um zu fragen,
wer diesen Brief entdeckt hatte. »Yvonne Perrette trug einen Brief an Elske
Pedersen bei sich?«
Erik stand auf und griff nach seiner Jacke. »Sie muss ihn irgendwo
gefunden haben. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher