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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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wäre.
Jeder an diesem Tisch hatte die Uhr gesehen, die sie in Käptens Kajüte
gestohlen hatte, jeder würde sie in den nächsten Augenblicken fragen, wie sie
an eine Uhr gekommen war, die zwanzigtausend Euro wert war. Was sollte sie
darauf antworten?
    Â»Die lag in Mamas Nähkästchen«, sagte Carolin. »Ich habe sie
gefunden, als ich Knöpfe für Sörens Hemd suchte.« Sie sah ihre Großmutter
streng an. »Die kannst nur du da reingelegt haben.«
    Mit einer nachdrücklichen Geste legte Carolin die Uhr auf den Tisch.
So wie eine Lehrerin einem schlechten Schüler eine Sechs vorlegte und ein
Erklärung für diese miserable Leistung verlangte. Und wie ein schlechter
Schüler saß Mamma Carlotta nun da, duckte sich und wartete auf das Jüngste
Gericht, das unweigerlich kommen musste.
    Als Erik zu lachen begann, traute sie ihren Ohren nicht. »Carolin,
wie kannst du der Nonna das antun?«, fragte er vorwurfsvoll. »Hast du
vergessen, dass ich Sonntag Geburtstag habe? Du hast ihr die schöne
Überraschung kaputt gemacht.«
    Die Röte schoss in Carolins Wangen. »Oh, Nonna! Bitte, verzeih mir!
Daran habe ich gar nicht gedacht! Ist das peinlich!«
    Hastig griff Carolin wieder nach der Uhr, als könnte Erik bis zu
seinem Geburtstag vergessen, was dort auf dem Tisch gelegen hatte. Doch Erik
hielt ihre Hand fest. »Lass mich einen Blick draufwerfen«, bat er lächelnd und
zwinkerte seiner Schwiegermutter zu. »Jetzt möchte ich wenigstens wissen, wie
sie aussieht. Dann freue ich mich nachher umso mehr darauf.«
    Â»No!« Mamma Carlotta machte Anstalten, Erik die Uhr aus der Hand zu
reißen.
    Aber er zog sie lachend weg. »Nur ein einziger Blick!«
    Die Gedanken rasten durch Mamma Carlottas Kopf. Würde er merken,
dass er eine Rolex vor sich hatte? Wusste er, wie teuer eine Rolex war? Würde
er sie gleich mit ernster Stimme fragen, wo sie die Uhr gestohlen hatte?
    Aber Erik hatte sein Lächeln nicht verloren, als er die Uhr
zurücklegte. »Eine Rolex! Donnerwetter! Werden in Italien jetzt auch diese
Plagiate verkauft?«
    Â»Plagiate?«, wiederholte Mamma Carlotta, als wäre ihr das
italienische Wort »plagiare« für »nachahmen« nicht geläufig.
    Â»Oder willst du mir weismachen, das wäre eine echte Rolex? Das würde
bedeuten, dass du auch im Lotto gewonnen hast.«
    Â»Ein Plagiat«, brachte Mamma Carlotta heraus. »Natürlich ein
Plagiat.«
    Â»Wie Rudi Engdahl«, meinte Sören. »Der hat auch eine Rolex am Arm,
die gefaked ist, aber verdammt echt aussieht.«
    Nach dem Sinn des Wortes »gefaked« erkundigte sich Mamma Carlotta
nicht. Die Tatsache, dass dieser Kelch an ihr vorübergegangen war, machte sie
so schwach und hilflos, dass sie nur noch nicken konnte, als Carolin die Küche
verließ, um die Uhr ins Nähkästchen zurückzulegen. Mamma Carlotta nickte auch
noch, als sie an das lederne Pfeifenetui für Erik dachte, das in ihrem Koffer
steckte, und als ihr einfiel, dass sie nun Tove die Uhr nicht zurückgeben
konnte. Aber alles war nicht so schlimm, als hätte sie bekennen müssen, dass
sie aus Käptens Kajüte eine Uhr entwendet hatte, die mehr als zwanzigtausend
Euro wert war. Dass Erik demnächst ahnungslos so etwas am Handgelenk tragen
würde, darüber wollte sie sich noch keine Gedanken machen.
    Jannes Pedersen empfing sie ungnädig. »Was wollen Sie
jetzt schon wieder wissen?«
    Er stand hinter der Ladentheke, während einer seiner Mitarbeiter
einem zaudernden Kunden die Gangschaltung eines Mountainbikes erklärte und ein
anderer einer ebenso zaudernden Kundin die Vorzüge eines Fahrradkorbs.
    Â»Können wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?«, fragte Erik.
    Pedersen wies mürrisch zur Tür, die in sein Büro führte. Doch Erik
schüttelte den Kopf. »Wir gehen in Ihre Wohnung«, sagte er mit einer Stimme,
die keinen Widerspruch duldete.
    Tatsächlich fügte Pedersen sich. Wortlos ging er den beiden voran in
den Wintergarten. Dort blieb er stehen, als hätte er nicht die Absicht, seinen
Gästen einen Platz anzubieten. »Also! Was wollen Sie?«
    Erik holte den Brief aus der Tasche, den Mamma Carlotta im
Kommissariat abgegeben hatte, und hielt ihn Pedersen hin. »Kennen Sie diese
Bank?«
    Jannes Pedersen warf nur einen flüchtigen Blick auf den Briefkopf.
»Ich arbeite mit einer

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