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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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damit
er nicht erschrocken zurückwich, sondern eisern stehen blieb. Er war sicher,
Jannes hätte wieder zu wüten begonnen, wenn Wilko ihn nicht zurückgehalten hätte.
Anscheinend war sein Freund der Einzige, der ihn mäßigen konnte.
    Wilko sah Erik erschrocken an. »Mord? So was würde Jannes nie tun …«
    Â»Es kann Tötung im Affekt gewesen sein«, unterbrach Erik ihn. »Ich
nehme an«, ergänzte er mit einem vielsagenden Blick auf das, was Jannes
Pedersen angerichtet hatte, »dass er nicht geplant hat, seine Frau und seine
Lebensgefährtin umzubringen.« Erik faltete noch einmal den Brief der Bank
auseinander. »Wussten Sie, dass Elske Pedersen im Lotto gewonnen hatte?«,
fragte er Wilko Tadsen.
    Der stand auf und steckte nervös die Hände in die Hosentaschen. »Ich
weiß nur, dass sie jede Woche ihren Schein abgab.«
    Â»Ein paar Monate vor ihrem Tod hat sie sechshunderttausend Euro
gewonnen. Und ein paar Tage vor ihrem Tod hat sie diese Summe in bar abgeholt.«
    Wilko Tadsen verstand. »Das Geld ist mit Elske verschwunden?« Er
hockte sich erneut auf die Armlehne von Jannes’ Sessel. »Warum, Jannes?«,
fragte er leise. »Du hast doch immer dein Auskommen gehabt. Oder warst du
wütend? Wollte Elske dich verlassen, ohne dir was von dem Geld abzugeben?«
    Wieder fuhr Jannes hoch. »Glaubst du etwa auch, dass ich es war?
Dass ich Elske und Yvonne umgebracht habe?«
    Wilko drückte ihn in seinen Sessel zurück. »Wenn du sagst, du warst
es nicht, glaube ich dir natürlich.« Er sah Erik mit einem Blick an, der
verriet, was er wirklich glaubte. Anscheinend traute er seinem Freund eine
Kurzschlusshandlung durchaus zu. Tadsen kannte Jannes Pedersen am besten, er
wusste vermutlich schon lange, wozu er fähig war. So, wie Jannes Pedersen einen
Teil seiner Einrichtung demoliert hatte, war er auch in der Lage zuzuschlagen,
wenn er einen Menschen vor sich hatte, der ihn ungerecht behandelt oder gar
beleidigt hatte. Und eine Frau, die ihm ihre Liebe verweigerte oder das zurückwies,
was Jannes Pedersen für Liebe hielt.
    Sören holte den Durchsuchungsbeschluss aus der Tasche, den die
Staatsanwältin rechtzeitig gefaxt hatte. »Wir werden uns jetzt bei Ihnen
umsehen. Versuchen Sie gar nicht erst, uns daran zu hindern. Sie können es nicht.«
    Wilko Tadsen ließ seine Hand auf Jannes’ Schulter liegen, so kam von
Pedersen nur ein schwaches: »Was suchen Sie?«
    Â»Die sechshunderttausend Euro! Oder das, was Sie mit dem Geld
gemacht haben.« Erik sah Pedersen scharf an. »Einfacher wäre es natürlich, Sie
würden uns gleich sagen, wie Sie das Geld angelegt haben. Aktien, Immobilien,
Goldbarren?«
    Nun konnte Wilko Tadsen nichts mehr ausrichten. Jannes schoss in die
Höhe und ging auf Erik los, der auf keinen Fall zurückweichen wollte, es aber
dennoch intuitiv tat. »Ich habe das Geld nicht!«, schrie er. »Warum kapieren
Sie das nicht? Ich habe von der Kohle nichts gewusst. Elske hat mir …« Er brach
ab, und aus seiner Kehle stieg ein Laut, der sich wie ein Schluchzen anhörte.
»Lecken Sie mich am Arsch!«
    Erik wurde schnell wieder ruhig. »Ich kann Ihnen nur raten, sich
kooperativ zu verhalten. Alles andere wird Ihnen schaden.«
    Er machte ein paar Schritte hin und her, weil er plötzlich das
Gefühl hatte, sich während Pedersens Ausbruch regelrecht verkrampft zu haben.
Dabei fiel sein Blick auf die Tür, die in die Schneiderwerkstatt führte. Dort
stand Geraldine Bertrand, schön und kühl, und betrachtete die beiden Freunde
mit einem Blick, den Erik insgeheim misstrauisch nannte. Ja, sie sah Wilko
Tadsen und Jannes Pedersen an, als traute sie beiden nicht.

Die Kosmetikerin schlug schon zum dritten Mal die Hände
über dem Kopf zusammen. »Sie müssen still sitzen! Sonst wird das nie was mit
dem Lidstrich.«
    Die Augen schließen und dafür sorgen, dass die Lider nicht zuckten und
zitterten? Wie sollte das gehen, wenn nur wenige Meter von ihr entfernt, hinter
der nächsten Tür, etwas Schreckliches geschah? Pedersens Gebrüll hatte sie alle
bis ins Mark getroffen. Dass der Lidstrich neu angesetzt werden musste, war
wirklich nicht Mamma Carlottas Schuld.
    Sie musste unbedingt auf dem Nachhauseweg beim Bäcker vorbeigehen,
wenn auch genügend Brot im Hause war. Aber Herr Arfsten würde sicherlich gern
erfahren, dass

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