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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Kanten der Rippen sind noch ziemlich glatt. Später werden
sie uneben, buckliger. Ich schätze, dass sie noch in den Dreißigern war.«
    Carolin erhob sich und sah in den Backofen, um den Zustand der
Cannelloni zu überprüfen. Sie wollte Abstand gewinnen von dem schrecklichen
Ende der unbekannten Toten, während Felix beide Unterarme auf den Tisch legte
und den Gerichtsmediziner gebannt anstarrte.
    Wie erwartet machte Dr. Hillmot sich keine Gedanken
über die Wirkung seiner Worte, vor allem kam er nicht auf die Idee, dass es
jemandem den Appetit verschlagen könnte, wenn bei Tisch über Mord und Totschlag
geredet wurde. Eriks unauffälliger Hinweis, dass laufende Ermittlungen nicht
vor den Ohren seiner Kinder diskutiert werden sollten, verstand er jedoch
sofort. So wechselte er sprunghaft das Thema und redete zunächst lang und breit
von dem möglichen Zeitpunkt seiner Pensionierung und seinen Hobbys, für die er
dann Zeit haben würde. Nachdem er ausgiebig von seiner Briefmarkensammlung
erzählt hatte, baten die Kinder darum, ihr Essen mit in ihre Zimmer nehmen zu
dürfen, weil sie unbedingt dabei sein wollten, wenn Tine Wittler die Wohnung
einer Sylter Familie renovierte, deren Kinder in dieselbe Schule gingen wie
Felix und Carolin. Mamma Carlotta hatte erstaunlicherweise nichts dagegen
einzuwenden. Obwohl ihr die Mahlzeiten eigentlich heilig waren, erklärte sie
sich hier bereit, eine Ausnahme zu machen. Informationen über die unbekannte
Tote von List waren noch wichtiger als die Einhaltung von Erziehungsprinzipien.
    Â»Sie wurde umgebracht?«, fragte Erik, kaum dass seine Kinder die Treppe
hochstiegen.
    Dr. Hillmot nickte. »Die Schädelverletzungen sind erheblich.
Da hat jemand mit voller Wucht zugeschlagen. Mit einem stumpfen Gegenstand,
würde ich sagen, vielleicht mit einem Hammer.«
    Â»Ein Hammer«, wiederholte Sören nachdenklich. »Also ein männlicher
Täter?«
    Erik gab mit einer ungeduldigen Handbewegung zu verstehen, dass
Sören sich mit solchen Vermutungen in den Bereich der Spekulation begab. »Auch
Frauen wissen inzwischen mit einem Hammer umzugehen.«
    Â»Die Person muss jedenfalls mehrmals von hinten auf die Frau
eingeschlagen haben, und das mit großer Wucht«, meinte Dr. Hillmot.
»Der Einschlag auf der Schädeldecke ist deutlich zu erkennen, davon gehen
sternförmig mehrere Risse aus. Das heißt, es wurde viel Kraft aufgewendet.«
    Erik wandte sich an Sören: »Morgen früh werden wir nachsehen, welche
dreißig- bis vierzigjährigen Frauen vor vier bis sechs Jahren als vermisst
gemeldet wurden. Wenn wir wissen, wer die Tote ist, können wir uns auf die
Suche nach ihrem Mörder machen.«
    Dann erkundigte sich Erik nach dem Zustand der Cannelloni. Als Mamma
Carlotta nickte, erhob er sich und trug zu ihrer Verblüffung die Teller zur
Spüle. Nun konnte sie tatsächlich sicher sein, dass er ihr nichts nachtrug,
diese paar Handgriffe bewiesen es eindrucksvoll. Mamma Carlotta war sehr
erleichtert. Wenn sie jetzt noch ein paar Worte des Mitgefühls für die arme
Frau fand, die ein finsterer Mörder in List erschlagen und vergraben hatte,
würde sich ein geschmeidiger Übergang finden zur Verkündigung ihrer großen
Neuigkeit.
    Doch in dem Moment, als Mamma Carlotta die Auflaufform mit den
überbackenen Canelloni auf den Tisch stellte, sagte Erik zu Dr. Hillmot:
»Wissen Sie eigentlich, dass meine Schwiegermutter unter die Models gegangen
ist?«
    Für ein gutes Essen war Dr. Hillmot zu allem fähig. Über
sein Gesicht zuckte nicht das kleinste Lächeln. »Das wundert mich nicht. Ich
frage mich schon lange, warum diese Models so blutjung und so schrecklich dünn
sein müssen!«
    Von da an bekam er den Löwenanteil von allen Gerichten. Sechs
Cannelloni bekam er aufgelegt, während Erik nur drei erhielt und Mamma Carlotta
sich mit zwei begnügte. Beim Meeresfrüchterisotto verhielt es sich ähnlich. Da
Mamma Carlotta der Preis für die Shrimps zu hoch erschienen war, hatte sie sie
knapp bemessen, aber dieses Wenige erhielt Dr. Hillmot beinahe vollständig
zugeteilt. Währenddessen erzählte sie mit leuchtenden Augen von ihren
Erfahrungen als Model und ihrer Freude auf die bevorstehende Modenschau, und
sie vergaß auch nicht, Carolins besonderes Talent auf diesem Gebiet herauszustreichen.
    Damit war sie erst fertig, als das Maronenparfait

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