Flammen im Sand
an ihre Schwester quälen würden.
»Gibt es jemanden, der zu Ihnen kommen kann?«, fragte er, als
Geraldine schlieÃlich neben dem Wagen stand. »Soll ich den Tadsens Bescheid
sagen? Sie könnten sich um Sie kümmern.«
Aber Geraldine wehrte ab. »Ich brauche niemanden, der sich um mich
kümmert.« Während Erik und Sören sie zur Haustür begleiteten, fragte sie:
»Werden Sie ihn verhaften?«
»Nur, wenn sich ein dringender Tatverdacht ergibt.«
»Er war es!«
»Was macht Sie da so sicher?«, fragte Sören.
»Würden Sie Jannes so gut kennen wie ich, wären Sie genauso sicher.«
»Welches Motiv unterstellen Sie ihm?«
Obwohl Sören die Frage gestellt hatte, sah Geraldine Erik an, als
sie antwortete: »Yvonne wollte ihn verlassen. Das ist für Jannes ein
ausreichendes Motiv.«
»Ist das sicher?«, fragte Erik. »Hat Ihre Schwester mit Ihnen über
ihre Pläne gesprochen?«
Geraldine schüttelte den Kopf. »Trotzdem weià ich, dass sie ihn
lieber heute als morgen verlassen hätte. Aber ⦠das war ja leider nicht so
einfach.«
»Sie meinen, wegen des Modeateliers?«
Geraldine nickte und kramte ihren Wohnungsschlüssel aus der Tasche,
während Erik den Klingelknopf drückte, auf dem Jannes Pedersens Name stand.
Doch niemand öffnete.
Geraldine schloss auf und wandte sich der Treppe zu, die in die
erste Etage führte. »Anscheinend ist er nicht da.«
»Wo könnte er sein?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht in der Werkstatt. Jannes
kann nicht gut allein sein. Wenn Yvonne nicht zu Hause war, ist er meist in die
Werkstatt gegangen. Oder in das kleine Büro dahinter. Da hat er sich dann mit
seiner Buchführung beschäftigt, bis Yvonne zurück war.«
Sie sah in Eriks ratloses Gesicht, dann öffnete sie die Haustür
erneut und machte einen Schritt in die Kälte. Ihr Arm, der nach links wies,
beschrieb einen Halbkreis. »Auf der rechten Seite des Hauses gibt es eine Tür,
die in sein Büro führt. Wenn er da nicht ist, dann sitzt er vermutlich in
irgendeiner Kneipe und betrinkt sich. Der wird Augen machen, wenn er hört, dass
sein Plan nicht funktioniert hat.«
»Welchen Plan meinen Sie?«
»Yvonne für immer verschwinden zu lassen! Der hätte noch in zehn
Jahren davon geredet, dass die böse Yvonne ihn verlassen hat.« Sie stieg die
Treppe hinauf. »Schönen Abend noch! Ich werde ja morgen sehen, ob Sie Jannes
mitgenommen haben. Sagen Sie Ihrer Schwiegermutter, sie kann morgen eine Stunde
später kommen. Ich mache frühestens um zehn auf.«
»Sie wollen den Laden wirklich öffnen?«
»Arbeit lenkt ab.«
Sören stöhnte auf, als Geraldines Wohnungstür ins Schloss gefallen
war. »Was für eine kaltschnäuzige Person!«
Erik wollte nicht, dass Sören so über Geraldine Bertrand sprach.
»Sie wissen doch, dass jeder Mensch anders reagiert, wenn er einen nahen
Angehörigen verliert.«
Sören öffnete die Haustür und trat wieder in die Kälte hinaus. »Ich
finde, wir sollten sie ebenfalls überprüfen. Nicht nur Jannes Pedersen.«
Erik trat neben seinen Assistenten. »Warum?«
»Ich will wissen, warum sie an der Fundstelle von Elske Pedersens
Leiche auftauchte.«
»Das hat sie uns doch erklärt. Sie ist in List spazieren gegangen,
nachdem sie Verhandlungen mit Gosch geführt hat.«
»Gesagt hat sie das. Aber stimmt das? Sie hat auch gesagt, sie
interessiert sich für Baustellen, weil ihr Vater Bauunternehmer war.«
Erik zog die Tür hinter sich ins Schloss. »Hoffentlich müssen wir
nicht die halbe Nacht auf Pedersen warten.«
»Und hoffentlich ist er nicht sinnlos betrunken, wenn er nach Hause
kommt«, ergänzte Sören.
Sie wandten sich nach links und gingen an den Schaufenstern von
Zweirad-Pedersen entlang, hinter denen die Nachtbeleuchtung brannte. Bevor sie
an der Hausecke angekommen waren, hörten sie plötzlich Stimmen. Die Stimme von
Jannes Pedersen und eine weitere. Beide klangen aufgebracht und zornig.
Erik hielt Sören zurück. »Was ist da los?«
»Bist du sicher, dass du richtig zählen kannst?«, hörten sie
Pedersens Stimme.
»In dem Karton steckten elf und nicht zwölf!«, brüllte die fremde
Stimme zurück. »Hast du gedacht, ich merke das nicht?«
»Ich habe dir zwölf
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