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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Halle!«
    Â»Ich komme nach!«, gab die Staatsanwältin zurück. »Ich kann ja in
der Halle auf meinen Schwager warten. Der wird bald zurück sein. Oder ist es
weit bis zu Ihnen nach Hause, Wolf?«
    Erik schüttelte den Kopf. »Nur wenige Minuten. Das kann nicht mehr
lange dauern.«
    Es sei denn, fügte er in Gedanken hinzu, Stefan Lürsen hatte sich
auf Mamma Carlottas Lebenserinnerungen eingelassen und durchblicken lassen,
dass er gerne mehr von Carlottas Eltern, Schwiegereltern, Geschwistern,
Cousinen und Cousins, von Carlottas Ehemann, Gott hab ihn selig, ihren sieben
Kindern, diversen Schwiegerkindern und den vielen Enkelkindern erfahren würde.
Wenn Stefan Lürsen dann noch zu den Menschen zählte, die sich gern mal das
eigene Schicksal von der Seele redeten, dann konnte es noch eine Weile dauern,
bis er wieder neben seiner Schwägerin und seinem Hund auftauchte.
    Mamma Carlotta brauchte mit der Verarbeitung von Stefan
Lürsens Mitteilung so lange, bis er in den Süder Wung einbog. Hektisch suchte
sie nach den richtigen Worten, um ihm für seine Freundlichkeit zu danken und
gleichzeitig noch die Antwort auf eine Frage abzuringen, ohne sie tatsächlich
zu stellen. Wenn ein Mann wie Stefan Lürsen in Käptens Kajüte einkehrte, musste
das einen Grund haben. Und wenn er keinen Umschlag über die Theke schob und
kein langes, schmales Päckchen dafür in Empfang nahm, sondern sich stattdessen
ein Wortgefecht mit dem Wirt lieferte, dann musste das ebenfalls einen Grund
haben. Und zwar einen, den Mamma Carlotta erfahren wollte! Unbedingt!
Schließlich zählte sie Tove Griess zu ihren Freunden, wenn auch nur ganz
heimlich, die Staatsanwältin jedoch zu Eriks Feinden und jemanden, der mit ihr
verwandt war, selbstverständlich auch. Sie konnte sich reinen Gewissens
Informationen verschaffen, die sie objektiv vielleicht nichts angingen, mit
denen sie aber genauso objektiv einem Freund und auch ihrem Schwiegersohn
helfen konnte. Beides wog selbstverständlich weit schwerer als die angeblich
ungehörige Neugier, die Erik ihr so gerne vorwarf.
    Â»Darf ich Sie zum Dank noch zu einem Glas Rotwein einladen?«, fragte
sie in der sicheren Erwartung, dass Stefan Lürsen ablehnen würde. »Rotwein aus
Montepulciano!«
    Der Schwager der Staatsanwältin ersparte ihr zum Glück das
Eingeständnis, dass ein solcher Wein gar nicht im Hause war, indem er wie
erwartet den Kopf schüttelte und darauf hinwies, dass die Staatsanwältin mit
seiner baldigen Rückkehr rechnete. »Von meinen Hund ganz zu schweigen!«
    Mamma Carlotta tat trotzdem so, als wollte sie ihn überreden. »Ein
guter Wein! Er zählt in meiner Heimat zu den besten. Übrigens wird er auch auf
Sylt ausgeschenkt. Sogar in Wenningstedt. In Käptens Kajüte! Kennen Sie diese
Imbiss-Stube?«
    Wieder schüttelte Stefan Lürsen lächelnd den Kopf, und Mamma
Carlotta war drauf und dran, befreit aufzulachen. Er log! Und das bedeutete,
dass er etwas zu vertuschen hatte. Was das war, konnte sie sich vorstellen. Und
wenn sie den Beweis gefunden hatte, würde Erik endlich etwas gegen die Staatsanwältin
in der Hand haben, die von da an freundlicher mit ihm umspringen würde.
    Â»Außerdem habe ich meinem Vater versprochen«, ergänzte Stefan
Lürsen, »noch einen Besuch bei ihm zu machen. Er lebt seit zwei Jahren im
Altenheim.«
    Mamma Carlotta sah ihn mit offenem Mund an. »In Westerland? In der
Steinmannstraße?«, stieß sie aufgeregt hervor.
    Lürsen nickte verwundert. »Kennen Sie meinen Vater etwa?«
    Â»Natürlich kenne ich ihn!« Mamma Carlotta war nicht kleinlich, wenn
es darum ging, den Grad einer Bekanntschaft zu beschreiben. Jemand, der sie
schon einmal vom Fahrrad geschubst hatte, gehörte unbedingt zu den Menschen,
die sie gut kannte. »Der alte Herr Lürsen! Dass ich nicht eher darauf gekommen
bin!«, rief sie. »Der Mann, der mal Lehrer war und der heute …« Sie stockte,
weil ihr der medizinische Ausdruck für den traurigen Zustand des alten Herrn
nicht einfiel und sie auf keinen Fall den übersetzen wollte, der in ihrem Dorf
in solchen Fällen benutzt wurde.
    Â»â€¦Â der heute demenzkrank ist«, ergänzte Stefan Lürsen.
    Â»Demenz! Ja, genau! Das wollte ich sagen.« Und dann erzählte sie,
wie es zu ihrer Bekanntschaft mit dem alten Herrn Lürsen gekommen war, gab

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