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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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seiner Cordhose ein wenig in die Höhe und strich seinen Schnauzer
glatt, ehe er weitersprach. »Das Biikebrennen neben der Norddörfer Halle meine
ich. Die Biike war gerade angesteckt worden, aber dann hat die Feuerwehr sie
wieder gelöscht.«
    Pedersen sah so aus, als verstünde er kein Wort. Hatte er sich so
gut in der Gewalt? »Warum?«, fragte er und nahm seine Hände von der
Fensterbank, mit denen er sich abgestützt hatte. Sie hinterließen feuchte
Abdrücke auf dem glänzenden Marmor.
    Â»Wir haben leider keine guten Nachrichten. Die Leiche Ihrer
Lebensgefährtin wurde unter den Biikezweigen gefunden«, sagte Erik und ergänzte
hastig: »Es tut mir leid.«
    Jannes Pedersen starrte ihn mit offenem Mund an. Erik beobachtete
ihn genau, suchte nach einem verräterischen Zeichen, nach einem Gefühl, das zu
opulent war, um ehrlich zu wirken.
    Dann erschrak er zu Tode. Jannes Pedersen sprang auf und griff sich
mit beiden Händen an den Kopf, als gäbe es dort einen unerträglichen Schmerz.
»Yvonne ist tot?«, brüllte er. »Wer war das? Welches Schwein hat das getan?«
    Ehe Erik eine Antwort geben konnte, versetzte Jannes einem
Blumenhocker einen Fußtritt, auf dem keine Blume, sondern ein Karteikasten
stand, der sich kopfüber auf den Fußboden entleerte. Ohne darauf zu achten,
trat er gegen seinen Schreibtisch, sodass Erik zusammenzuckte, gegen den
Aktenschrank, gegen ein Bein des Hockers, auf dem Sören saß. Er landete derart
unvermutet auf der Erde, dass er vor lauter Verblüffung nicht wieder auf die
Beine kam. Auch das nahm Jannes Pedersen nicht zur Kenntnis. Nach einem
weiteren Tritt gegen das Regal, der eine beängstigende Wirkung auf die obere
Reihe der Aktenordner hatte, nahm er seine Fäuste zu Hilfe und hieb derart
wütend auf die Schreibtischplatte ein, dass Erik mit seinem Stuhl so weit wie
möglich an die Wand rückte. Als Pedersen einen markerschütternden Schrei
ausstieß, versuchte Sören gerade, sich in die Höhe zu stemmen, verlor aber vor
Schreck das Gleichgewicht wieder und landete erneut auf dem Boden.
    Jannes Pedersen gab erst Ruhe, als gut hundert Heftklammern und der
Inhalt einer Bleistiftbox auf dem Fußboden lagen, die er vom Schreibtisch
gefegt hatte. Schwer atmend stand er nun da und starrte auf das, was er
angerichtet hatte. Wie erwachend sah er sich um. Als sei er aus einem Traum
aufgeschreckt worden, den er für wahr gehalten hatte.
    Erik musste sich gewaltsam aus seiner Erstarrung lösen, um den
Augenblick zu nutzen, bis Pedersen wieder hellwach war. »Wo waren Sie
vorgestern Abend? Von acht bis gegen drei Uhr morgens?«
    Jannes starrte ihn an. »Was soll die Frage?«
    Â»Yvonne Perrette verschwand kurz nach acht und wurde noch vor drei
Uhr ermordet. Da ist sich der Gerichtsmediziner sicher.«
    Â»Wollen Sie damit sagen …?« Schon wieder wurde Pedersens Stimme
lauter, seine Haltung aggressiv, sein Blick bedrohlich.
    Erik antwortete schnell und unüberlegt, ehe Pedersen auf die Idee
kam, seine Aggressionen nicht nur auf das Inventar seines Büros, sondern auch
auf seine Besucher zu richten. »Solche Fragen müssen wir allen stellen, die im
näheren Kontakt zu dem Opfer standen.« Erik erhob sich, weil er sich stehend
ein wenig stärker vorkam. »Eine reine Routinefrage! Also: Wo waren Sie
vorgestern Abend?«
    Â»Heißt das, dass Sie mich verdächtigen?«
    Erik warf einen vielsagenden Blick auf alles, was unter Pedersens Wutausbruch
gelitten hatte. »Sie sind vorbestraft, Sie gelten als gewalttätig. Es ist
bekannt, dass Sie sowohl Ihre Frau als auch Ihre Lebensgefährtin geschlagen
haben. Und dass Sie Ihre Wut schwer beherrschen können, haben Sie gerade eindrucksvoll
bewiesen.«
    Â»Was soll das heißen? Es geht nicht nur um Yvonne? Auch um meine
Frau? Die soll ich auch umgebracht haben?« Jannes Pedersen schien außerstande
zu sein, in gemäßigtem Ton zu reden, wenn er erregt war. Schon wieder dröhnte
seine Stimme, an seinen Schläfen pochte eine Ader in einem besorgniserregenden
Rhythmus. Er stellte sich in die Tür, als wollte er die beiden Polizisten an
der Flucht hindern.
    Erik gab seinem Assistenten einen Wink. Sören sollte sich ebenfalls
erheben. Dass jemand zu Jannes Pedersen aufsah, erschien Erik mit einem Mal
unerträglich. »Wo Sie waren, als Ihre Frau verschwand, wissen wir ja

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