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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Selbstverständlichkeit, als wüsste sie, was sie tat.
    Nichts geschah. Die offene Kapsel summte und leuchtete. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn sie sich geschlossen hätte, aber sie wollte jetzt auch nicht wild an irgendwelchen Kontrollen herumspielen und dadurch den neu erworbenen Ruf ruinieren.
    Dann eben nicht , dachte sie und wandte sich ab, um die Treppen hinunterzusteigen. Sie hatte sich keine zehn Schritte von der Kapsel entfernt, als sie das charakteristische Rumpeln und Zischen vernahm, das auf ein Schließen der Luke hindeutete. Sie hielt den Blick starr geradeaus gerichtet und unterdrückte das Bedürfnis, sich umzudrehen und nachzuschauen, was genau dort vor sich ging. Die Tochter des Himmels wusste dergleichen selbstredend.
    »Folgt mir«, sagte Nessuno. »Ihr könnt euch in meinem Heim von der Reise erholen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Carya.
    Der Arzt neigte den Kopf. »Es ist mir eine Ehre.«
    Die Bleibe Nessunos befand sich nicht weit vom Dorfplatz entfernt. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Wohnhaus mit einem rotbraunen Schindeldach, heruntergekommen wie alle Gebäude hier, aber für eine Person fast verschwenderisch groß.
    »Leben Sie alleine hier?«, staunte Pitlit.
    »Nein, zusammen mit meiner Frau, die mir zugleich als Ärztin bei der Arbeit hilft«, erwiderte Nessuno. »Anscheinend ist sie gerade unterwegs. Sie geht oft zum Kräutersammeln hinunter ins Tal.«
    »Ist trotzdem ziemlich groß.«
    Der Arzt lächelte. »Platz ist hier draußen das geringste Problem. Ihr könnt im oberen Stockwerk wohnen, bis für die Tochter des Himmels ein eigenes Heim eingerichtet wurde.« Er deutete eine Verbeugung an, bevor er den Weg nach oben wies.
    »Hören Sie auf damit«, sagte Carya, während sie die enge Treppe hinaufstiegen. »Sie sind ein gebildeter Mann, das sehe ich Ihnen doch an. Sie wissen, dass ich diese seltsame Heilsbringerin nicht bin.«
    »Ich weiß nur, was ich sehe«, gab Nessuno über die Schulter zurück. »Du hast die Kapsel geöffnet, Mädchen, etwas, das vor dir noch niemandem gelungen ist.«
    »Kein Wunder, ich hatte den Schlüssel.« Sie hielt das Amulett an der Kette hoch.
    »Und woher hast du den?«
    »Ich … « Carya stockte. »Ich habe ihn von meinen Zieheltern bekommen. Sie fanden mich vor zehn Jahren in dieser Kapsel draußen in der Wildnis.«
    Nessuno blieb im Flur des ersten Stockwerks stehen und hob die Augenbrauen. »Also bist du tatsächlich mit der Kapsel vom Himmel gekommen.«
    »Ich weiß nicht, woher ich gekommen bin«, gestand Carya. »Genau deshalb habe ich die Kapsel gesucht. Weil ich hoffte, von ihr etwas über meine Vergangenheit zu erfahren, an die ich keine Erinnerung mehr habe. Aber das alles macht mich nicht zu jemandem, der Wunder vollbringen kann.«
    »Ich weiß«, sagte Nessuno sanft. »Ich werde mit Ordun darüber sprechen. Er ist ein verständiger Mann, auch wenn er grimmig aussehen mag. Aber lass mir ein wenig Zeit.«
    »Und was soll ich bis dahin machen?«
    »Wenn du meinen Rat möchtest: Sei einfach du selbst. Diese Menschen dort draußen sind einfache Gemüter. Sie erwarten nicht viel vom Leben und auch nicht von ihren Göttern. Sei freundlich zu ihnen, verurteile sie nicht wegen ihres Aussehens, bestärke ihr Gefühl für Zusammenhalt, solltest du in Streitfragen um einen Richtspruch ersucht werden.«
    »Das klingt so, als hätten Sie einige Erfahrung mit diesen Dingen.«
    Nessuno lächelte erneut. »Jemand, der Schmerzen lindern und manchmal sogar Leben retten kann, kommt an diesem Ort der Vorstellung eines göttlichen Wesens vermutlich ziemlich nahe.«
    »Sind Sie deshalb noch hier?«, mischte Jonan sich ein. »Weil die Sie anbeten? Ich sehe keine Ketten, Sie hätten also jederzeit fliehen können.«
    Die Miene des Arztes verfinsterte sich. »Ich bin hier, weil es das Richtige ist! Es ist wahr, dass ich vor Jahren von dem Stamm verschleppt wurde, aber seitdem habe ich erkannt, dass ich hier mehr Gutes tun kann als in jeder Stadt des Lux Dei.«
    Er zeigte ihnen die zwei großen Räume im oberen Stockwerk. In einem stand sogar ein altes Holzbett, in dem anderen gab es ein nicht minder altes Sofa. Einige Stühle, Tische und Schrankmöbel, die willkürlich zusammengeplündert aussahen, komplettierten die Einrichtung. »Hier könnt ihr bleiben. Nebenan ist auch noch ein Bad, aber es gibt kein fließendes Wasser. Das müsst ihr euch aus der Zisterne holen.«
    »Ist das Wasser sauber?«, fragte Jonan.
    »Wir kochen es für

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