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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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gewöhnlich ab, bevor wir es trinken«, erwiderte Nessuno. »Aber zum Waschen ist es vollkommen in Ordnung. Zumindest hat es noch keinen hier direkt umgebracht.« Er maß Jonan und Carya mit Blicken. »Ich bringe euch noch ein paar Kleider von uns. Danach könnt ihr eure waschen.«
    »Vielen Dank, Doktor«, sagte Carya. »Wir wissen Ihre Freundlichkeit wirklich zu schätzen.«
    »Keine Ursache.«
    Während Nessuno sich wieder an die Arbeit begab, holten Jonan und Pitlit mehrere Eimer Wasser von der Zisterne, damit sie sich waschen konnten. Carya hätte ihnen gerne dabei geholfen, aber sie waren übereingekommen, dass es im Augenblick besser war, wenn die Tochter des Himmels erst einmal ein wenig Abstand zu ihren Anhängern hielt.
    Die Männer ließen Carya den Vortritt im Bad. Nach Tagen auf der Flucht, während derer sie kaum mehr als eine Katzenwäsche hatte durchführen können, war es für Carya ein herrliches Gefühl, ein Bad nehmen zu können, auch wenn das Wasser ziemlich kalt war und es niemanden gab, der ihr mit einem Schwamm den Rücken wusch. Sie ließ sich in die Wanne gleiten, schloss die Augen und gönnte sich den Luxus, eine Weile lang einfach alles um sich herum zu vergessen. Es gab nur noch sie und das kühle, erfrischende Nass, das träge ihren nackten Körper umspülte.
    Im Anschluss an das Bad zog sie die Sachen an, die Nessuno ihr hingelegt hatte. Es handelte sich um ein ärmelloses, bodenlanges Wollkleid von weißgrauer Farbe, das überhaupt nicht geeignet war, um damit durch die Wildnis zu spazieren. Aber einer Ärztin mochte es stehen. Dazu kam eine dunkelblaue Jacke, die nachts angenehm sein würde, die sie aber angesichts der Hitze des Tages gleich wieder ablegte.
    Als sie auf den Gang hinaustrat, stand dort Jonan bereits mit weiteren zwei Eimern Wasser. Er wirkte so, als wolle er etwas sagen, denn sein Mund öffnete sich, doch kein Laut kam ihm über die Lippen. Im nächsten Moment schien er sich dieses Umstandes bewusst zu werden, denn er klappte den Mund wieder zu und räusperte sich. »Bist du fertig?«
    »Ja, danke. Es war wunderbar.«
    Jonan grinste schief. »Das glaube ich gerne.«
    »Ich will mal sehen, ob wir bei Nessuno auch etwas zu essen bekommen«, verkündete Carya.
    »Ja, mach das. Ich … äh … werde mich dann auch mal waschen gehen.«
    Beschwingt eilte Carya die Stufen hinunter.Als sie einen kurzen Blick über die Schulter warf, sah sie, dass Jonan ihr nachschaute. Sie fragte sich, was an ihr so anders sein mochte als sonst – mal abgesehen davon, dass sie nach frischer Seife roch. Dann ging ihr auf, dass sie zum ersten Mal, seit sie einander kannten, ihr Haar offen trug. Wie ein dunkler, vom Badewasser noch immer leicht strähniger Wasserfall fiel es ihr weit den Rücken hinab.
    Es war ein Anblick, der, wenn sie es sich recht überlegte, bislang noch keinem Mann außer ihrem Vater und ihrem Onkel zuteil geworden war. Er schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Irgendwie gefiel ihr der Gedanke, dass Jonans Staunen ihr galt.
    Seit sie einander im Dom des Lichts zum ersten Mal begegnet waren, hatte Carya kaum Zeit gehabt, über Jonan nachzudenken. Zunächst hatte all ihre Aufmerksamkeit noch Ramin gegolten, doch der war für sie mittlerweile so unerreichbar wie Großinquisitor Aidalon selbst. Und später hatten sich die Ereignisse praktisch ständig überschlagen. Der Tod Rajaels, die Entführung von Caryas Eltern, ihre Flucht mit Jonan vor den Schwarzen Templern, Onkel Giac und die Ascherose … Immer ist er für mich da gewesen , erkannte sie. Ohne Einschränkungen und ohne etwas dafür zu verlangen. Er hatte ihr Trost gespendet, so unbeholfen diese Gesten auch gewesen sein mochten, und er hatte ihr ein Gefühl von Schutz in einer Welt gegeben, in der Sicherheit zu einem seltenen Gut geworden war.
    Ganz abgesehen davon sah er auch gar nicht so übel aus. Seine Ausbildung zum Templersoldaten hatte ihm einen athletischen Körper beschert, und dem Blick seiner dunklen Augen wohnte eine Intensität inne, die den Eindruck erweckte, als würden sich hinunter seinem besonnenen Auftreten starke Gefühle verbergen. Natürlich waren solche Äußerlichkeiten angesichts seiner vielen sonstigen Qualitäten völlig unwichtig – zumindest beinahe.
    Während Carya in die Küche ging, lächelte sie in sich hinein. Vielleicht sollte sie von nun an, zumindest solange sie als Gäste bei den Mutanten weilten, ihr Haar etwas häufiger offen tragen.

Kapitel 29
    E inen Tag lang blieben Carya,

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