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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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einen Schlussstrich zu ziehen.«
    »Du hast dieses Mädchen für die Inquisition jagen müssen«, mutmaßte der Alte mit erstaunlicher Treffsicherheit.
    Jonan presste die Lippen zusammen und nickte stumm.
    »Und Tobyn. Ging der auch auf dein Konto?«
    Zögernd nickte Jonan erneut. Es war ein seltsames und beängstigendes Gefühl, einem Invitro beichten zu müssen, dass man noch vor Kurzem seinesgleichen gejagt hatte – vor allem, wenn man sich von dem Invitro Hilfe erhoffte. Aber er war überzeugt davon, dass sein Gegenüber eine Lüge erkannt hätte. Hoffentlich hatte er mit diesem Geständnis nicht sein eigenes – und damit auch Caryas – Leben verwirkt.
    Doch der Mann hob weder das Gewehr, um ihn auf der Stelle zu erschießen, noch verwies er ihn hasserfüllt des Hauses. Stattdessen seufzte er. »Und genau diese Dinge, die Gefangennahme von Tobyn Cortanis und Mondo Laura, hat die Leute hier von der Insel vertrieben. Diese beiden mögen schweigend in den Tod gegangen sein, aber sie waren nicht die Einzigen von uns, die in den letzten Wochen der Inquisition in die Hände gefallen sind. Man könnte denken, es gäbe eine Todesliste.«
    Er verzog das Gesicht und nahm einen Schluck Bier. »Aber vielleicht haben die Invitros in Arcadion auch einfach zu eng zusammengehockt. Wird einer erwischt, verrät er vor seinem Tod zwangsläufig zwei andere. Und so setzt es sich fort. Und nicht nur Tobyn wusste von uns hier oben. Es ist also bloß eine Frage der Zeit, bis die Inquisition auftaucht. Zumindest befürchten das einige. Deshalb wurde beschlossen, die Siedlung einstweilen aufzugeben, bis wir sicher sein können, dass unser Geheimnis nicht in die Hände unserer Feinde gefallen ist. Ich allein bin zurückgeblieben, um zu bewachen, was nicht mitgenommen wurde, und um die anderen zurückzuholen, sollten die nächsten zwei bis drei Monate verstreichen, ohne dass die Schwarzen Templer diesem See einen Besuch abstatten.«
    Jonan schluckte. »Es tut mir leid«, sagte er. »Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen, um einiges anders zu machen.« Er dachte an den Einsatz in der Chemiefabrik, als er den Invitros auf dem Motorrad eine Granate nachgejagt hatte, um ihre Flucht zu verhindern. »Aber ich kann es nicht. Ich kann nur versuchen, ab jetzt ein besserer Mensch zu sein. Deshalb muss ich Carya und den Ausgestoßenen helfen. Und wenn Sie mich dabei unterstützen, kann mein Plan auch klappen. Also, wie sieht es aus?«
    Der Mann stand auf. »Ich denke darüber nach«, brummte er. »Aber jetzt gehe ich erstmal schlafen. Das solltest du auch tun. Es ist spät. Such dir irgendein Zimmer aus. Platzmangel herrscht hier ja keiner.«
    »Wir haben keine Zeit dafür!«, begehrte Jonan auf. »Ich muss zurück zum Dorf. Ich muss nach Arcadion.«
    »Heute Nacht geht niemand mehr irgendwohin!«, widersprach sein Gegenüber streng. »Nach Einbruch der Dunkelheit ist es da draußen gefährlich. Und tot nützt du deiner Carya nichts. Wir reden morgen früh weiter.« Er nahm die Waffen an sich und ging an Jonan vorbei in Richtung Tür. Kurz davor blieb er noch einmal stehen und blickte über die Schulter. »Ach übrigens … mein Name ist Enzo.«
    Carya vermochte nicht zu sagen, wie lange sie in ihrer dunklen Zelle gehockt hatte, als sie das dritte Mal geholt wurde. Es mochte eine Stunde gewesen sein oder ein Tag.
    Man hatte ihr in dieser Zeit eine weitere Mahlzeit gebracht, und sie hatte ein wenig unruhig auf ihrer Pritsche gedöst. Danach hatte sie Ausbruchspläne geschmiedet und einen nach dem anderen verworfen, bis sie zu dem Schluss gekommen war, dass ihre einzige Chance überhaupt darin lag, einen der Wachposten als Geisel zu nehmen und sich mit seiner Hilfe freizupressen. Andererseits wusste sie nicht, ob die Inquisition ihr die Drohung, einen Mann zu töten, überhaupt abnehmen würde – und selbst wenn, ob sie sich davon beeindrucken ließ.
    Doch irgendetwas musste sie unternehmen. Dass die Inquisition vor nichts zurückschreckte, um zu bekommen, was sie wollte, hatte ihr nicht erst das Gespräch mit Loraldi in Erinnerung rufen müssen. Wenn ein Angeklagter nicht kooperierte, neigte die Inquisition zu willkürlicher Gewalt, wie ein wütendes Kind, das sein Spielzeug zerschlägt, weil es nicht richtig funktioniert. Und dabei schien es den Inquisitoren ganz gleich, ob das Opfer nicht kooperieren wollte oder konnte .
    Aus diesem Grund war Carya bereit, sich mit dem gesplitterten Stiel ihres hölzernen Esslöffels bewaffnet auf

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