Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
»Doch, warten Sie, mein Messer«, fiel ihm ein. Er zog es aus dem Gürtel und legte es ebenfalls auf den Pier, wo der Mann es sicherstellte.
    »Na gut«, brummte dieser. »Dann komm mal hoch.« Er reichte ihm nicht die Hand, sondern trat stattdessen sogar einen Schritt zurück, um zuzusehen, wie Jonan sich von seinem wackeligen Untergrund auf den leicht erhöhten Holzsteg kämpfte.
    »Und nun?«, fragte Jonan, als er sich ächzend aufgerichtet hatte.
    Der Mann nahm den Strahler auf und nickte in Richtung der dunklen Häuser. »Gehen wir ein Stück.«
    Er führte Jonan den Pier hinunter und an den ersten Häusern vorbei. Statt jedoch auf eins von ihnen zuzusteuern, wandte er sich nach rechts und schritt die Dorfstraße hinunter zur Südhälfte der Insel. Die Straße beschrieb eine Kurve, und auf einmal kam ein großes Haus in Sicht, beinahe schon ein kleines Schloss mit Zinnen und Türmen, das inmitten eines Hains wild wuchernder Olivenbäume lag. Als sie näher kamen, sah Jonan im Licht des Strahlers, dass es furchtbar heruntergekommen wirkte. Gestrüpp rankte sich die Wände hinauf, an denen die Farbe in großen Stücken abgeplatzt war. Verrottete Fensterläden hingen vor leeren Fenstern, und selbst auf dem Dach schienen Büsche zu wachsen.
    »Was ist das hier?«, fragte er.
    »Unser Ziel«, sagte sein Begleiter.
    »Hier leben die Invitros?«
    »Nein. Hier lebe nur ich.«
    Sie traten durch die Eingangstür, die zu Jonans Erstaunen weit offen stand, und durchquerten einen leeren Eingangsbereich, in dem vertrocknetes Laub auf einem Boden aus zersprungenen Steinplatten lag. Ein schwacher Windzug wehte durch den Raum und trieb die braunen Blätter raschelnd umher.Am anderen Ende befand sich eine Tür, die in einen Innenhof führte. Sie gingen hindurch und überquerten den Hof, betraten dann einen weiteren Gebäudeflügel und erklommen eine breite Treppe ins obere Stockwerk.
    Schließlich erreichten sie einen Raum, in dem Jonan zum ersten Mal Anzeichen dafür entdeckte, dass hier tatsächlich jemand wohnte. Der Raum mit der gewölbten Decke, an der eine Reihe schwach leuchtender Glühbirnen hing, sah aus wie eine Werkstatt. Es gab mehrere Tische und Stühle, auf denen allerlei Werkzeuge und technische Bauteile lagen, die Jonan nicht kannte. An einer Wand standen neun Monitore in einem Holzregal übereinander. Sie alle zeigten eigentümliche Falschfarbbilder des Inselufers und des sie umgebenden Sees. Wie es aussah, hatte der Mann rund um die Insel Überwachungskameras aufgestellt, deren Übertragungen hier einliefen. So muss er auch meine Annäherung bemerkt haben , dachte Jonan. Im Grunde handelte es sich nicht einmal um eine besonders ausgeklügelte Technik. Trotzdem war es fortschrittlicher als alles, was die Stadtwache von Arcadion zu bieten hatte. Ich glaube, hier bin ich richtig.
    »So«, sagte der Mann in diesem Augenblick. Er legte die Waffen – seine eigene eingeschlossen – auf einen Tisch und ging zu einer Truhe hinüber, die er aufklappte, um zwei Flaschen hervorzuholen, die dem Etikett nach Bier enthielten. Eine davon reichte er Jonan, der sie überrascht und dankbar entgegennahm. Der Alte setzte sich neben die Waffen und legte ein Bein bequem auf einen benachbarten Stuhl. »Jetzt können wir reden.«
    Jonan nahm einen Schluck von dem kühlen Bier und räusperte sich. »Wie gesagt: Mein Name ist Jonan Estarto. Ich komme aus Arcadion und habe einen Brief von einem Mädchen namens Rajael bei mir, die mir oder vielmehr meiner Freundin Carya sagte, wir sollten in der Not hierherkommen, um eine Gruppe von Invitros zu finden, die uns helfen würde. Rajael selbst war auch eine Invitro.«
    »Zeig mir den Brief«, verlangte der Mann.
    Aus seiner Brusttasche fischte Jonan das Schreiben hervor und reichte es ihm. »Sie könnten mir wenigstens mal Ihren Namen verraten«, warf er dabei ein.
    »Könnte ich, ja«, gab sein Gegenüber zurück. Er nahm den Brief entgegen und überflog ihn. Seine Miene wurde ernst. Wie immer Rajaels letzte Worte aussehen mochten, offenbar waren sie keine angenehme Lektüre. »Hm«, brummte der Mann, als er fertig war. »Und deswegen erwartest du hier Hilfe? Diese Zeilen sind an Carya gerichtet.«
    »Ich weiß«, sagte Jonan. »Aber sie kann nicht hier sein. Sie steckt in Schwierigkeiten. Die Inquisition hat sie erwischt.«
    Der Mann machte eine auffordernde Geste. »Sprich weiter. Ich bin ganz Ohr.«
    In kurzen Sätzen beschrieb Jonan, wie Carya sich für Rajael und den Invitro Tobyn mit

Weitere Kostenlose Bücher