Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
müssen. Sie hatte ihren Vater von der Arbeit abholen wollen und wegen eines dringenden Bedürfnisses nach den Toiletten gesucht. Dabei war sie versehentlich in den Westflügel geraten. Das Ende vom Lied war eine unangenehme Begegnung mit einem schwarz uniformierten Offizier gewesen, der ihr ein paar strenge Fragen gestellt hatte, bevor er sie zu ihrem Vater zurückeskortiert hatte, dem daraufhin eine Verwarnung zuteil geworden war.
    Heute gedachte sie durch die bewachte Eingangstür des Westflügels zu marschieren, eine Tat, deren Dreistigkeit sie regelrecht ängstigte.
    »Halt, Signorina«, stoppte sie eine weitere Wache, diesmal nicht in Vollrüstung, sondern nur uniformiert, aber nichtsdestoweniger bewaffnet und gefährlich. »Wohin wollen Sie?«
    »Ich möchte zu Signore Florea«, erwiderte Carya. Alesandru Florea war ein junger Gerichtsdiener, der früher für ihren Vater gearbeitet hatte, dann aber vor einem Jahr in den Westflügel gewechselt war. Bereits als Carya vierzehn gewesen war, hatte er ein Auge auf sie geworfen. Zunächst hatte sie das gar nicht begriffen. Danach fand sie es eklig. Immerhin war Alesandru sieben Jahre älter als sie. Außerdem neigte er schon immer zu Übergewicht und schwitzte ständig. Sie bezweifelte, dass sich daran in den drei Monaten, seit sie ihm das letzte Mal zufällig begegnet war, viel geändert hatte.
    »In Ordnung«, sagte der Uniformierte. »Begeben Sie sich zur Anmeldung direkt hinter dem Eingang und sprechen Sie dort vor.«
    »Danke. Ich kenne das Vorgehen.« Carya schenkte ihm ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es von Selbstbewusstsein zeugte, und spazierte an ihm vorbei in die Eingangshalle. Sie war froh, dass der Soldat keinen mit Spezialinstrumenten gespickten Helm trug, wie ihn die Schwarzen Templer besaßen. In dem Fall hätte er ihr heftig klopfendes Herz unmöglich überhören können.
    »Haben Sie einen Termin bei Signore Florea?«, erkundigte sich der Pförtner, ein ernst dreinschauender Mann, der Carya hinter einem Tresen sitzend empfing.
    »Leider nein«, gab Carya zurück. »Aber ich muss dringend mit ihm sprechen. Könnten Sie ihm das ausrichten?«
    »In welcher Angelegenheit?« Der Mann hob fragend die Augenbrauen.
    »Einer privaten«, sagte Carya.
    »Ich verstehe.« Der Pförtner läutete einen Boten heran. »Ich werde Signore Florea Bescheid geben. Sie können dort drüben auf ihn warten.« Er deutete auf eine Holzbank unweit des Eingangs.
    Es dauerte nicht lange, und sie vernahm die charakteristisch behäbigen Schritte Alesandrus auf dem blank gescheuerten Steinboden. Kurz darauf betrat der junge Mann den Raum. Er trug die schwarze Uniform des Inquisitionspersonals, die Jacke stand allerdings offen, und Carya fragte sich unwillkürlich, ob er sie überhaupt hätte schließen können. Sein Bauch hatte seit ihrer letzten Begegnung eher noch an Umfang gewonnen. Am Ansatz seines kurzgeschnittenen schwarzen Haars glänzten winzige Schweißtropfen, und sein Gesicht war gerötet, als habe ihn der kurze Gang durchs Gebäude über alle Maßen angestrengt.
    Dessen ungeachtet breitete sich ein Lächeln auf seinen Zügen aus, als er seine Besucherin erblickte. »Carya«, rief er aufgeräumt. »Was für eine Überraschung! Dich hätte ich wirklich nicht hier erwartet.«
    »Hallo, Sandru«, begrüßte Carya ihn und zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln, obgleich ihr im Moment wirklich nicht danach war – schon gar nicht in Gegenwart von Alesandru. »Hast du einen Moment Zeit für mich? Ich brauche deine Hilfe.«
    »Meine Hilfe?« Das Gesicht des jungen Mannes hellte sich auf. »Auf diesen Satz warte ich ja schon seit Jahren! Komm, begeben wir uns doch in mein Büro. Das geht schon in Ordnung.« Alesandru nickte dem Pförtner in gönnerhafter Geste zu.
    »Wie Sie meinen, Signore«, erwiderte der Angesprochene mit verächtlichem Gesichtsausdruck. Die beiden Männer schienen sich nicht sonderlich zu mögen.
    Unter Alesandrus Führung durchquerten sie den Westflügel, wobei sie immer wieder an schwarz Uniformierten vorbeikamen, die sie größtenteils jedoch gar nicht beachteten. Zwei oder drei von ihnen warfen Carya verstohlene Blicke zu, schienen in ihr allerdings weniger die Zivilistin als vielmehr die hübsche junge Frau wahrzunehmen. Carya wusste nicht, ob ihr das unangenehm sein oder sie sich geschmeichelt fühlen sollte.
    »Wie geht es dir denn so?«, fragte Alesandru leutselig, während sie durch die Korridore marschierten und eine Treppe hinauf inden

Weitere Kostenlose Bücher