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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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nicht vierundzwanzig Stunden zurückdrehen? Dann würde ich Tobyn im Café sagen, dass er mit Rajael sofort Arcadion verlassen soll – und alles wäre gut geworden.
    Aber es war müßig, sich irgendein Wunder herbeizuwünschen. Es würde keines geben. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Ereignisse der nächsten Tage durchzustehen: den Prozess, den Rajael unbedingt besuchen wollte … und die Annäherungsversuche von Alesandru, die sie zumindest eine Weile über sich würde ergehen lassen müssen. Aber danach wird alles besser! Ich werde Ramin meine Gefühle gestehen, und wir werden zusammen glücklich sein. Allein diese Aussichten machten das Kommende erträglich.
    Das Warten zog sich hin. Carya hatte keine Ahnung, welche Hebel Alesandru in Bewegung setzen musste, um sich ihr zu beweisen, aber es schien ihn einige Mühe zu kosten. Da sie Durst bekam, stand sie auf und schlenderte in das Nachbarbüro zurück, um sich noch ein Glas Wasser einzuschenken. Dabei fiel ihr Blick auf den edel aussehenden Schreibtisch.
    Einer Eingebung folgend, trat sie dahinter und zog die oberste Schublade auf. Um ihre Mundwinkel zuckte es. Ein Messingschild mit der Aufschrift »Ellio, Hl. Inquisition« lag darin. Hatte sie es sich doch gedacht! Schon als Sandru ein Mitarbeiter ihres Vaters gewesen war, hatte sie ihn einmal dabei erwischt, wie er in dessen Abwesenheit vorgegeben hatte, der Chefsessel gehöre ihm. Das ist so armselig, dachte sie kopfschüttelnd.
    Sie wollte die Schublade soeben wieder schließen, als ihr die Korrespondenz unter dem Namensschild auffiel. Es handelte sich um einen unwichtigen Formbrief, aber er brachte sie auf eine Idee. Rasch eilte sie ins Vorzimmer zurück und zog die Schubladen des dortigen Schreibtischs auf, bis sie einen leeren Bogen mit dem Briefkopf des Tribunalpalasts gefunden hatte. Danach eilte sie in Ellios Büro zurück, nahm den Füllfederhalter aus dem Kästchen und zog die Korrespondenz wieder hervor.
    Mit sorgfältigem Strich kopierte sie die Unterschrift des Inquisitors auf das leere Blatt. Anschließend legte sie den Brief zurück in die Schublade und das Schreibinstrument in sein Kästchen. Behutsam blies sie die Tinte trocken. Perfekt, dachte sie. Sollte Sandru mir nicht helfen können, helfe ich mir im Zweifelsfall selbst.
    In diesem Augenblick wurde im Nachbarraum die Tür geöffnet. Erschrocken zuckte Carya zusammen. In Windeseile faltete sie den Briefbogen zusammen und schob ihn sich in die Rocktasche. Dann hastete sie zu dem Tisch mit den Getränken hinüber.
    »Carya?«, fragte die Stimme von Alesandru. »Wo steckst du?«
    »Äh, hier!«, erwiderte sie, ergriff schnell ihr Glas und zeigte sich im Türrahmen. »Ich hatte nur Durst und habe mir noch etwas Wasser nachgegossen.« Sie schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln und hoffte, dass er die Röte, die angesichts ihres wild klopfenden Herzens zweifellos auf ihrem Gesicht lag, der allgemeinen Aufregung zuschrieb.
    »Ah, in Ordnung.« Alesandru nickte, und Carya atmete innerlich auf. »Ich habe übrigens in Erfahrung gebracht, was du wissen wolltest. Unter den Festgenommenen gibt es wirklich einen jungen Kerl namens Tobyn. Er wurde bei dem Kampf verletzt, ist aber vernehmungsfähig. Wie ich hörte, laufen die Untersuchungen bereits. In Kürze wird einer seiner Mitverschwörer verhört. Tobyns Prozess ist für 21 Uhr angesetzt.«
    »So bald schon?«, rief Carya überrascht aus. »Die Inquisitoren müssen ja ein mächtiges Interesse an dem Fall haben.«
    Alesandru zuckte mit den Schultern. »Anscheinend sind noch ein paar Künstliche auf freiem Fuß. Sie zu erwischen dürfte das oberste Ziel der Inquisitoren sein.«
    »Ich verstehe.« Caryas Gedanken rasten. Damit blieben ihr nur noch wenige Stunden, um Rajael und sich in den Tribunalpalast einzuschleusen. Aber vielleicht hatte sie ja Glück. Sie sah Alesandru mit großen Augen an. »Und? Was ist mit meinem anderen Wunsch?«
    Auf dem Gesicht des beleibten Mannes erschien ein Grinsen. »Leg schon mal dein schönstes Kleid zurecht«, feixte er. »Wir sind morgen Abend verabredet.« Er griff in seine Jackentasche und zog ein zusammengefaltetes Schreiben hervor. »Frag mich nicht, was ich tun musste, um Inquisitor Naisas Unterschrift für dieses Dokument zu bekommen. Aber hier ist sie: die Einladung für heute Abend. Ich wäre zu gerne mit von der Partie, aber ich habe leider keine Zeit.«
    »Du bist ein Engel!« Die Erleichterung half ihr dabei, Alesandru spontan zu umarmen und ihm

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