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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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zusammengepresst und die buschigen Brauen grimmig zusammengezogen, starrte der Großinquisitor ihnen aus Augen entgegen, die so finster waren wie der Grund des Meeres. Als er die Stimme erhob, klang sie dunkel, volltönend und befehlsgewohnt. »Lasst den Gefangenen näher kommen und bindet ihn an den Richtstuhl. Es soll ihm der Prozess gemacht werden.«
    Der Satz war vermutlich eine Floskel, die sich in jedem Prozess wiederholte, eine Art Eingangsformel, die das kommende Geschehen offiziell beginnen ließ. Zusammen mit Burlone geleitete Jonan den Gefangenen in die Mitte der Kammer zu dem Stuhl, der mit Schellen versehen war, um den Angeklagten darauf festzubinden.
    Aus einer Nische unterhalb des Richterpodests trat ein weiterer Mann hervor. Er war vollständig in Schwarz gekleidet und trug eine starre Gesichtsmaske. Selbst seine Augen waren hinter gefärbten Gläsern verborgen. Den linken Ärmel zierte eine Binde mit dem Emblem des Tribunalpalasts. Es handelte sich um den Inquisitor, der – wenn nötig – sein grausames Werk an Laura verrichten würde, ein Geschäft, das sich Jonan dank Burlones ausführlicher Beschreibung leider allzu bildlich vorzustellen vermochte. Die Maskierung sollte den Umstand betonen, dass hier kein sadistisch veranlagter Mensch zugange war, sondern schlicht ein Werkzeug der Inquisition.
    Jonan ertappte sich dabei, dass er Mitleid mit dem gefangenen Invitro empfand. Mit dem Betreiben des geheimen Brutlabors mochte er sich gegen die Schöpfung Gottes versündigt haben, und womöglich gingen noch andere Verbrechen auf seine Kappe, aber dennoch schien es Jonan ungerecht, den Mann mit einem solchen Schauprozess zu quälen.
    Reiß dich zusammen!, schalt er sich. Der Mistkerl hat auf Lucai und dich geschossen. Er hätte dich ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht, nur um sein verbotenes Treiben fortsetzen zu können.
    Genau genommen stimmte das nicht. Laura hatte nichts weiter versucht, als sich und seine Freunde, darunter eine junge Frau und ein junger Mann namens Tobyn, vor dem Angriff der Templer zu schützen. Er hatte gekämpft, wie jeder Mann kämpfen würde, um Menschen, die ihm nahe standen, vor Unheil zu bewahren. Invitros sind keine Menschen! Sie sind künstliche Abnormitäten, ein Erbe aus einer Zeit, als die Welt am Rande des Abgrunds stand.
    Doch ganz gleich, was er sich einzureden versuchte: Das ungute Gefühl in seinem Inneren blieb.
    Wie es das Protokoll verlangte, blieben Burlone und Jonan neben dem Gefangenen stehen, bis der maskierte Inquisitor ihn sicher festgeschnallt hatte. Dann machten die beiden Soldaten kehrt und marschierten zum Ausgang der Kammer zurück, um dort Stellung zu beziehen. Ihre Anwesenheit war in Jonans Augen reines Zeremoniell. Der Inquisitor auf dem Richtblock war ohne weiteres imstande, auch mit aufsässigen Gefangenen fertig zu werden. Doch vielleicht nahmen die Richter an, dass es das Gefühl der Bedrohung verstärkte, wenn der Angeklagte zwei gepanzerte Hünen in seinem Nacken wusste.
    Als ob das noch nötig wäre, dachte Jonan sarkastisch.
    »Mondo Laura«, begann der Großinquisitor. »Man hat Sievordas Gericht des Tribunalpalasts geführt, weil Anklage gegen Sie erhoben wurde. Sie lautet auf Hochverrat gegen die Schöpfung Gottes und die Gesetze des Lux Dei, begangen durch das wissentliche Betreiben eines verbotenen Brutlabors für Invitros. Des Weiteren werden Ihnen Diebstahl von Rohstoffen, Energie und Technologie, unerlaubter Waffenbesitz, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Verführung von Bürgern Arcadions zur Sünde vorgeworfen. Die Strafe für diese Vergehen ist der Tod. Da Sie in flagranti erwischt wurden, sind Unschuldsbeteuerungen ohne Belang.«
    Zu Jonans Überraschung lachte Laura an dieser Stelle rau auf. »Warum bin ich dann überhaupt hier?«, verlangte er zu wissen. »Wenn Sie mich bereits verurteilt haben, bevor der Prozess begonnen hat, ersparen Sie mir dieses Schauspiel und vollstrecken Sie Ihr Urteil. Töten Sie mich!«
    »Wir wollen nichts übereilen«, entgegnete Aidalon. »Zunächst gilt es, gewisse Umstände zu erörtern. Wie Sie selbst am besten wissen, ist es Ihnen gelungen, einen Großteil der Laborausrüstung, insbesondere die Bruttanks und die Steuereinheiten, fortzuschaffen, bevor unsere Truppen eintrafen. Daraus erwachsen für mich drei Fragen. Erstens:Wer hat Sie gewarnt? Zweitens:Wo befindet sich das Geheimlabor jetzt? Und drittens: Wer von Ihrer Gruppe ist noch dort draußen, um es zu betreiben?«
    »Sie

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