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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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erstmal müssen wir von hier verschwinden.«
    Carya nickte, dann fiel ihr schlaftrunkener Blick auf Jonans Rüstung, die nach wie vor in einer Ecke des Büros stand. »Was machen wir damit?«, fragte sie. »Wollten wir die nicht auch noch verstecken?«
    »Ja, du hast recht.« Im Grunde gefiel es Jonan überhaupt nicht, seinen Onkel – und vor allem Capolitto – in ihre Probleme mit hineinzuziehen. Wenn jemand die Rüstung hier fand, war der alte Nachtwächter dran. Aber er konnte mit ihr am helllichten Tage auch nicht mehr einfach so durch die Stadt spazieren. Für einen normalen Bürger mochte ein Schwarzer Templer aussehen wie der andere, die Gardisten des Tribunalpalasts würden ihn jedoch sofort erkennen. Und Jonan ging jede Wette ein, dass sie dort draußen nach ihnen beiden suchten. Den kurzen Gedanken, die Rüstung dem Lux Dei zurückzuschicken und dem Orden so zumindest einen Grund zu nehmen, sie zu jagen, verwarf er gleich wieder. Er konnte das metallene Ungetüm schließlich nicht einfach bei der Post aufgeben. Und selbst wenn ihm eine gute Geschichte eingefallen wäre, um die Packer seines Onkels dazu zu bewegen, die Rüstung für ihn auszuliefern, würde das die Inquisitoren erst recht direkt hierherführen. In dem Fall hätte Capolittos Kopf auch in der Schlinge gesteckt. Von all den unerfreulichen Optionen, die er hatte, war das Verstecken des Kampfpanzers am Ende immer noch die beste. Sie mussten ihn nur wirklich gut verstecken.
    »Wie willst du das Capolitto eigentlich erklären?«, wollte Carya wissen. »Er wird doch merken, dass du ohne die Rüstung gehst, mit der du gekommen bist.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht«, gestand Jonan. »Ich hoffe, er wird das tun, was er bisher immer getan hat, wenn ich irgendeinen Unsinn angestellt habe: weggehen und sagen, dass er von all dem nichts wissen will.«
    Er sollte recht behalten. »Hör zu, mein Junge«, sagte Capolitto, kaum dass Jonan ihm die ungewöhnliche Bitte vorgetragen hatte, die Panzerung noch eine Weile in der Lagerhalle zu behalten. »Ich werde jetzt mal eine Runde um die Halle drehen, um zu schauen, ob dort draußen alles in Ordnung ist. Ich brauche dafür eine Viertelstunde, weil ich dabei wahrscheinlich am Kiosk von Pepe aufgehalten werde. Wenn ich zurückkehre, seid ihr zwei Hübschen verschwunden. Ob ihr dabei eine Rüstung, einen Overall oder gar nichts am Leib tragt, ist mir herzlich egal. Ich will es gar nicht wissen. Gut so?«
    »Danke, Capolitto«, erwiderte Jonan erleichtert. »Ich stehe in deiner Schuld.«
    »Und das schon seit Jahren«, merkte der Alte mit einem Grinsen an. »Aber ich halte es dir nicht vor.Viel Glück, Jonan.«
    Während der Nachtwächter seinen Rundgang erledigte, verstauten Jonan und Carya den Kampfpanzer und Jonans sonstige Ausrüstung in einer übermannshohen Holzkiste, die Jonan zuvor in eine dunkle Ecke der Lagerhalle gewuchtet hatte. Jonan verspürte einen Anflug von Unbehagen, als er die Kiste schloss. Ohne seine Rüstung und seine Waffen fühlte er sich unerwartet nackt. Aber wenn er als einfacher Bürger durchgehen wollte, durfte er nichts davon bei sich tragen – nicht mal den Elektroschockstab. Nur sein Messer schob er in den Schaft des rechten Stiefels und verbarg es, indem er den Stoff des Arbeiteroveralls darüber zog.
    Bevor sie die Lagerhalle verließen, suchte Jonan für Carya einen zweiten Overall aus den Spinden der Packer. Die Männer besaßen Ersatzkleidung. Sie würden den Verlust verschmerzen. Das Kleidungsstück war Carya zu weit und verlieh ihrer schlanken Gestalt eine gewisse Unförmigkeit. Aber das konnte ihnen nur nützlich sein – genauso wie ihr von Schlafmangel gezeichnetes Gesicht und der zerzauste Haarzopf. Niemand würde sie beachten, wenn sie wie eine gewöhnliche Arbeiterin aussah.
    Sie stopften Caryas Rock und Bluse in einen alten Sack, den Jonan sich über die Schulter warf. Auch die beiden Wolldecken und Capolittos verbliebener Salzgebäckvorrat wanderten hinein. Danach brachen sie auf.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Carya, während sie möglichst unauffällig durch die Straßen des Industrieviertels liefen, die von den Arbeitern der Frühschichten belebt wurden.
    »Zunächst einmal sollten wir in Bewegung bleiben«, entschied Jonan. »Wir dürfen uns nicht zu lange an einem Ort aufhalten, denn es besteht immer die Gefahr, dass uns eine Patrouille des Tribunalpalasts oder der Stadtwache sieht. So wie diese dort vorne.«
    Jonan zog Carya in den Eingang eines

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