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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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müssen. Und deshalb mache ich mich jetzt auch gleich wieder aus dem Staub. Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht. Wir sehen uns morgen. Und Jonan … « Giac hob einen warnenden Zeigefinger. »Behandeln Sie meine Nichte mit Respekt.« Er zwinkerte Caryas Begleiter zu, lachte dann und verschwand.
    Jonan schnaubte. »Was denkt dein Onkel eigentlich von mir?«
    »Er meint es nicht so«, beschwichtigte Carya ihn. »Sein Humor ist etwas eigenwillig.«
    »Sieht so aus.« Er musterte Carya einen Moment lang. Ein eigenartiger Ausdruck lag dabei auf seinem Gesicht. »Carya, ich hoffe, du weißt, dass ich dir niemals etwas antun würde. Mir ist klar, dass wir uns erst seit einem Tag kennen und dass es recht ungewöhnlich für einen Mann und eine Frau ist, ein Zimmer zu teilen, wenn sie einander nicht versprochen sind. Aber unsere Lage ist auch alles andere als gewöhnlich, sodass wir wohl gezwungen sind, über das ein oder andere hinwegzusehen, was unsere Eltern für anstößig halten würden.«
    »Jonan«, unterbrach Carya ihn sanft. »Du brauchst mir nichts zu erklären und dich für nichts zu entschuldigen. Du hast mir das Leben gerettet, und du hilfst mir, obwohl du es nicht müsstest. Wie könnte ich je an deinem Charakter zweifeln? Mach dir keine Gedanken.«
    Jonan richtete sich auf seinem Sofaplatz auf und blinzelte ertappt. »Das tue ich nicht! Ich wollte nur sichergehen, dass du dir auch keine machst. Mit Mistkerlen wie Burlone habe ich nichts gemein, und dass ich dich gestern Nacht in der Gasse so schäbig behandelt habe, tut mir leid. Es musste sein, um Burlone zu täuschen.«
    »Jonan, das habe ich doch längst verstanden. Ich gebe zu, dass ich in dem Moment ein wenig Angst vor dir hatte, weil ich nicht wusste, was du vorhattest. Aber jetzt nicht mehr. Ich vertraue dir.«
    »Oh. Gut.« Er kratzte sich am Kopf. »Dann gehe ich jetzt mal und schaue die Vorräte durch, die dein Onkel uns gebracht hat. Ich könnte einen Happen vertragen.«
    »Mach das«, sagte Carya. »Ich möchte mir noch rasch Rajaels Sachen ansehen. Dann komme ich auch.«
    »In Ordnung.«
    Jonan marschierte ins Nachbarzimmer und begann dort leise herumzuklappern. Das Geräusch erinnerte Carya schmerzlich an ihre Mutter, die zu Hause in der Küche das Abendessen zubereitete. Bevor sich dieses Bild – und alle damit verbundenen – in ihrem Kopf festsetzen konnte, griff sie rasch nach Rajaels Beutel und öffnete ihn.
    Wie erwartet befand sich im Inneren zunächst einmal ihre Schultasche sowie der Rock, die Bluse und die dünne Jacke, die sie gestern getragen hatte, bevor sie sich mit Rajael für den Abend fein gemacht hatte. Darunter wurde es interessant. In ein blaues Tuch eingeschlagen, entdeckte Carya Rajaels Tagebuch. Es war ein hübscher Foliant, der in einen Stoffumschlag mit Blumenmuster eingebunden war. Sie blätterte kurz durch die Seiten, die bis etwa zur Hälfte des Buchs mit Rajaels feiner, geschwungener Schrift gefüllt waren. Vielleicht würde sie irgendwann einmal darin lesen. Aber jetzt war es noch zu früh dafür. Rajaels schrecklicher Tod überschattete alle Gedanken an die Freundin.
    Als Nächstes fand sie ein Kästchen, in dem eine wunderschöne silberne Halskette und ein schmaler Ring lagen. Carya fragte sich, ob Rajael die Schmuckstücke wohl von Tobyn geschenkt bekommen hatte oder ob sie von ihrer Mutter stammten. Das gerahmte Foto mit ihren Eltern steckte natürlich auch in dem Kleidersack.
    Es befanden sich noch ein paar weitere kleine Habseligkeiten ihrer Freundin darin, Dinge, die realen oder für Rajael persönlichen Wert besaßen. Schließlich zog Carya einen Briefumschlag hervor, auf dem ihr Name stand. Sie hatte damit gerechnet, dass Rajael ihr eine Nachricht beilegen würde. Dennoch klopfte ihr Herz plötzlich schneller in ihrer Brust, als sie den Umschlag öffnete und das Blatt Papier entnahm, das darin steckte. Mit leichtem Unbehagen begann sie zu lesen.
    Liebste Carya,
    bitte verzeih mir! Es tut mir so leid, dass ich dich in diese Geschichte hineingezogen habe. Und noch mehr bedaure ich, dass ich deine Freundschaft und dein Vertrauen missbraucht habe. Ich hätte dich einweihen müssen. Aber ich hatte Angst, dass du mich abweisen würdest. Und dann wäre Tobyn von der Inquisition zu Tode gefoltert worden. Diesen Gedanken hätte ich nicht ertragen.
    Aber was habe ich nun? Tobyn ist tot, und ich hatte nicht einmal die Kraft, ihn selbst zu erlösen. Ich schäme mich so für mein Versagen. Stattdessen musstest du

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